
Kolumnen_Keine Panik #13: Es ist nur ...
Vegetative Dystonie
Der EVOLVER-Krankheitsspezialist ist daran gewöhnt, daß das hundsgemeine Volk seine Beschwerden nicht ernst nimmt. Daher interessiert er sich auch für chronische Leiden, die kaum nachweisbar, aber trotzdem katastrophal sind - so wie dieses. 10.02.2009
Woran Sie es merken: Sie fühlen sich dauernd müde, lustlos und geschwächt. Schön langsam vermuten Sie, daß nicht allein Ihre Ehe daran schuld ist, sondern es einen anderen Grund geben muß - aber sooft Sie zum Arzt gehen, kann der nichts an Ihnen feststellen. Ihre Umgebung gewöhnt sich daran, Sie wie einen Hypochonder zu behandeln. Aber das macht Ihnen nichts aus; Sie sind ohnehin nur mehr müde ...
Was es ist: eine Regulationsstörung zwischen dem sympathischen (der den Organismus auf Leistung einstellt) und dem parasympathischen Teil (der für die Erholung zuständig ist) Ihres vegetativen Nervensystems. Dadurch können Funktionsstörungen an verschiedenen Organen und vor allem auch am Kreislauf hervorgerufen werden, die jedoch mit keiner faßbaren organischen Erkrankung in Zusammenhang stehen. Oft gehen damit auch seelische Krankheiten einher - vielleicht, weil Sie jeder für einen Hypochonder hält.
Woher es kommt: von den Menschen da draußen, Ihrem Job, dem dauernden Streß, der Informationsüberflutung - und Ihrer Ehe. Das Lexikon meint: "(Neuro-) Vegetative Dystonie kann durch seelische Konflikte, Schlafmangel oder hektische Lebensweise verursacht werden." Übersetzung: Schuld ist das Leben im allgemeinen.
Was passieren kann: Rhythmusstörungen, häufiges Erröten und Erblassen, Frost- oder Hitzegefühl
Was Sie dagegen tun: das gestörte Gleichgewicht von einem Arzt oder Therapeuten wiederherstellen lassen. Das bringt ihm viel Geld und Ihnen hoffentlich nicht noch mehr Streß.
Peinlichste Momente: Jeder hält Sie für einen Hypochonder. Steht doch oben - haben Sie nicht aufgepaßt?! Werden Sie nicht gleich rot! Ihre Hände schwitzen ja schon wieder!
Kommentare_
Die mehrfach genannte Müdigkeit ist nicht typisch für die vorgestellte "Vegetative Dystonie". Dabei handelt es sich nämlich um eine relativ leichte "Dysregulation" von vegetativen Reaktionen wie das am Schluss genannte überschießende Rotwerden oder der lästige Hand- oder Körperschweiss und noch manch anderes. Von (den sicherlich gemeinten Herz-)Rhythmusstörungen gehören nur ganz ganz wenige dazu, und zwar ausschließlich die harmlosen! Die können aber nur durch genauere Untersuchungen festgestellt werden. Keine Herzrhythmusstörung sollte auf die leichte Schulter genommen und immer fachärztlich abgeklärt werden!
Echte Müdigkeit wie körperliche Schlappheit (Motivationslosigkeit wie die Null-Bock-Mentalität oder Lustlosigkeit ist etwas völlig anderes! Darüber hinaus gehende Antriebslosigkeit kann dagegen ein Hinweis auf eine Depression sein oder gar auf eine resignative Lebenseinstellung deuten!), vor allem aber mangelnde körperliche Ausdauer oder gar schnelle Erschöpfung bei schon durchschnittlichen Leistungen ist heutzugtage viel eher ein Zeichen von geringwertiger Ernährung, die zu einem langfristig aufgebauten ernährungsbedingten Mangel an sog. "Vitalstoffen" führt! Nur eine umsichtige und abwechselungsreiche "Vollwert"-Ernährung kann diese lebenswichtigen Einzelstoffe liefern, von denen wir täglich mehr als drei Dutzend in ausreichender Menge zu uns nehmen müssen!
Wie im Artikel angedeutet kann Müdigkeit natürlich auch ein eher kurzfristig entstandenes Erschöpfungssymptom sein. Länger andauernde belastungsbedingte Müdigkeit zeigt heutzutage aber viel eher an, dass man sich auf dem Weg zu einem 'burn out' befindet.
Und da hört jeder Spaß dann auf: wenn dann die vegetative Regulation bis hin zu der des Schlaf-Wach-Rhythmus und des Hungergefühls aus dem Ruder läuft, handelt es sich auf keinen Fall mehr um eine simple "vegative Dysregulation": dann verschiebt sich oder versagt sogar die von Natur aus fein abgestimmte Regelung unserer biologischen Funktionen. Die Folgen können dramatisch sein: Gewichtsverlust, masssivste Schlafstörungen oder sogar Kreislaufversagen - bis hin zum "nervlichen Zusammenbruch"...