Musik_Hood - Outside Closer

Euphorisch is the new sad?

Daß es ein Leben nach "Quiet is the new loud" gibt, deutete das britische Quartett zuletzt mit der EP "The Lost You" an. Das neue Album spricht schon wieder eine andere Sprache.
   24.01.2005

Die Geschichte Hoods ist eine des Abtauchens. Bereits in visueller Hinsicht: die Fotogalerien auf der Band-Homepage etwa rekonstruieren die Entwicklung der optischen Vermittlung weg von traditionellen Porträts hin zu zusehends abstrahierten Foto-Shots, auf denen die Mitglieder oft nur noch als Schemen (oder gar nicht mehr) auszunehmen sind. Auf dem Weg zur Invisible Band entziehen sich die vier Jungs aus Leeds auch auf ihren Plattencovern und in ihren Videos immer konsequenter einer konkreten Darstellung.

Der Gedanke des Abtauchens spinnt sich aber auch auf der musikalischen Ebene konsequent weiter. Da mag die Band in der Presseinfo zum aktuellen Album "Outside Closer" noch so sehr von einem neu entdeckten Pop-Verständnis träumen: die Musik spricht eine andere Sprache. Wie schon auf den Vorgängeralben "Home Is Where It Hurts" und "Cold House" gefallen sich Hood im kunstfertigen Montieren von Folk-Beschaulichkeit und fragilem Electronic-Knattern, Gemütszustand: happy-sad, heiter-melancholisch. Abtauchen und wegdriften. Nabelschau-Business as usual.

Und dann ist da mittendrin eine Nummer, die so überaus anders und dabei auch originärer ist als der Rest: "The Lost You". Bereits vergangenes Jahr als Albumvorbote vorausgeschickt, wird hier all das eingelöst, was sonst nur angedeutet bleiben muß. Über Beat-Gestotter und Cut-Up-Stimmen der Marke Prefuse 73 zaubern die sonstigen Patent-Trauerklöße ein hymnisches Stück Pop-Versprechen, das wilde zappelt, rockt, pulsiert und dabei doch angenehm wehmütig bleibt. Klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Davon hätte man gerne mehr.

Christoph Prenner

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