Musik_Neujahrskonzert 2003

Musikalischer Schnellschuß

Kaum ist Silvester vorbei, kaum sind die schrecklichen Feiertage zu Ende, so erscheint auch schon die CD mit dem neuen Neujahrskonzert - damit alle, die verkatert vor den Apparaten hockten, bis zum nächsten Jahresende was zu hören haben.    13.01.2003

Da sieht man wieder einmal, wozu die Musikindustrie in der Lage ist, wenn sie nur will: Nur fünf Tage hat die Deutsche Grammophon dazu gebraucht, das heurige Neujahrskonzert fix und fertig in Form eines Doppelalbums auf den Markt zu bringen - ein neuer Rekord hinsichtlich des Release-Datums.

Dabei war die Veröffentlichung zuvor gar nicht so sicher; überraschend zog sich nämlich Teldec (Warner) von der Produktion zurück und erst die Übernahme durch Universal rettete die Veröffentlichung dieser Traditions-CD.

Nikolaus Harnoncourt, der diesjährige Dirigent, macht eine durchwegs gute Figur und läßt den letztjährigen Flop Seiji Ozawas vergessen. Er führt durch ein teils traditionsbehaftetes ("Kaiserwalzer", "Schatzwalzer" usw.) und teils neuartiges ("Ungarische Tänze" von Brahms, "Aufforderung zum Tanz" von Weber/Berlioz) Programm. Harnoncourt schafft es, dem Orchester neue Nuancen zu entlocken, und achtet auf kleinste Details. Obwohl auch er nie an die singuläre Größe eines Herbert von Karajan herankommt, ist dies doch eines der besten Konzerte der vergangenen Jahre. Die Aufnahmetechnik hätte ruhig noch transparenter und räumlicher sein können; aber der Live-Klang eines Wiener Musikvereins bleibt sowieso unerreicht ...

Herbert Hiess

Nikolaus Harnoncourt - Neujahrskonzert 2003

ØØØØ


Deutsche Grammophon/Universal (D 2003)

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