Richard Hawley - Lady´s Bridge
ØØØØØ
Mute/EMI (GB 2007)
An und für sich ist es ja nichts Besonderes, aus einer mittelgroßen Stadt wie Sheffield zu stammen. Auch andere kommen aus Halbmillionenstädten - so wie der Autor dieser Besprechung, der ein echter Nürnberger ist. Und gerade deshalb versteht, warum Hawley nirgendwo sonst leben möchte und die Reisen zu fernen Orten möglichst rasch beendet. Dieses "Daheim ist´s doch am schönsten"-Feeling hat einen Vorteil: Man hebt nicht ab, entwickelt sich mit dem Umfeld und mutiert nicht zum Britpop- oder Sonstwas-Klon. Man kann das aber auch negativ sehen und formulieren, daß man so nie flügge wird und es nie nach ganz oben schaffen kann. Weil sich auch in unserer globalen Welt alles in den Megalopolen abspielt.
Bei Hawley äußert sich die Bodenständigkeit seit jeher in einer ziemlichen Ruhe, die selbst von den schnelleren Songs ausgeht. Diese Verwurzelung ist auch in den verzweifelten Momenten zu hören. Als Reminiszenz an die Homebase trägt "Lady´s Bridge" – wie schon das Vorgängeralbum "Coles Corner" - den Namen einer Sheffielder Örtlichkeit. Der Unterschied: Die neue CD schleppt sich maximal in den Bereich von unterem Midtempo, ist auf ihre Art also ziemlich chillig geworden.
War Hawley bislang die perfekte Synthese aus Morrissey und Lee Hazlewood, so neigt sich die Waagschale diesmal eindeutig in Richtung des eben verstorbenen Großmeisters. Mit sonorer Stimme führt der Engländer durch feine Kompositionen, die auch in den Arrangements an das Vorbild erinnern. "The Dark Road", das es in einer etwas schwächeren Version schon als Single-B-Seite gab, "Tonight The Streets Are Ours", "Lady Solitude" oder auch das Titelstück sind schön traurig und gleichzeitig voller warmer, tröstender Molltöne - so wie in Hazelwoods besten Momenten.
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