The Dead 60s - Time To Take Sides
Ø 1/2
SonyBMG (GB/USA 2007)
Die sechziger Jahre sind sowas von tot! Das merkt man spätestens, wenn man sich im EVOLVER umtut und lesen muß, wie ausgerechnet aus der Feder eines altgedienten Recken die Behauptung "Bob Dylan ist ein Hippie" floß. Man muß den Mann mit der Nörgelstimme durchaus nicht mögen, aber als die Sechziger noch lebten, wußten aufgeklärte Zeitgenossen, daß Dylan alles dran setzte, um sich von love and peace abzusetzen. Und wenn schon wir Alten sowas vergessen ...
Andererseits lebt das tote Jahrzehnt munter in den Köpfen der Jungspunde weiter - besonders im Vereinigten Königreich. Und natürlich ist es eher die Attitüde als eine echte Beschäftigung mit Tradition, mit der viele Bands durchaus witzig einen Sommer lang durch die Gehörgänge spuken. So sorgte auch die Liverpooler Kombo, die sich ausgerechnet The Dead 60s nennt, mit ihrem charmanten Debüt 2005 zwar nicht für Überschwang, aber doch für okaye Unterhaltung. Der Bandname war gut gewählt, da das Quartett an der Nahtstelle von Sechzigern und Siebzigern musizierte und damit eher "Life On Mars"- als "Nummer 6"-Klischees bediente. Netter Small-Faces-Beat traf auf Dub, Glam und Clash.
Aber nun ist alles vorbei: Für den Nachfolger "Time To Take Sides" ging die Band nach New York, begab sich unter die prominenten Produzenten-Fittiche von David Kahne und erarbeitete mit ihm ein Album voller Belanglosigkeiten: formatradiotauglich, aber selbst dort nicht auffällig genug. Die Dead 60s sind vielleicht noch nicht tot, aber sie liegen schon im Koma.
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