Musik_CD-Tips KW 15/08

Luft nach oben

Der April, der April, der weiß nicht, was ich will. Zumindest bei den Veröffentlichungen mit dem absoluten Kicking-Gütesiegel hält sich der Monat noch zurück.    11.04.2008

Manfred Prescher

The Kooks - Konk

ØØØ

EMI (GB 2008)

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"Inside In/Inside Out" war ein okayes Debüt - aber nicht so gut, wie es der eine oder andere Hype-Jünger zelebriert hat. Bei Licht betrachtet war das Album einfach nur der gelungene Karriereeinstieg einer Horde neunmalkluger Teenager, mit schönen Songs wie "She Moves In Her Own Way" oder "Jackie Big Tits", aber eben auch mit Leerläufen.

Die Produktion eines adäquaten Nachfolgers scheint die üblichen Probleme aufgeworfen zu haben. Beim Hören der zweiten CD kann man sich richtig vorstellen, wie die Brightoner Jungs in ihrem Studio saßen und ratlos in die Zukunft blickten. Das Ergebnis heißt "Konk" und ist zwar nicht richtig schlecht, aber ihm fehlt ganz eindeutig der Drive. Luke Pritchard und seine Kumpane haben zu lange an den Melodien gefeilt und sich somit während der Feinarbeit den Schwung und damit auch den adoleszenten Charme des Erstlings genommen. Ausnahmen sind die Single "Always Where I Need To Be", das simpel-eingängige Post-Ramones-Ding "Do You Wanna" und der schlicht umwerfende Opener "See The Sun".

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Kettcar - Sylt

ØØØØ 1/2

Grand Hotel van Cleef/Indigo (D 2008)

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Urlaub auf Sylt muß keine dröge Angelegenheit sein - besonders nicht, wenn die sechs Hamburger von Kettcar vor Ort sind und uns auf ihr Eiland einladen. Dann nämlich gibt´s deutsche Texte von sperrigem Format. Darüber lohnt es sich nachzudenken; erst recht bei einem ausgedehnten Spaziergang über die Dünenlandschaft der Nordseeinsel.

Das dritte Album von Kettcar schließt nahtlos an das 2005er-Highlight "Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen" an und bietet wieder Innen- und Außenansichten der lakonischeren Art. Dieses Mal ist das Ganze eine Spur düsterer geraten, etwa in "Nullnummernspiel" oder "Verraten". Grundtenor ist die Nutzlosigkeit, die Sinnlosigkeit des Leben und des ganzen Rests. Was sich so tragisch anhört - und meist auch tragisch ist - hat aber auch seine textlich amüsanteren Seiten, etwa in "Graceland". An jenem Ort, wo der Teufel die Seele vom Elvis geholt hat, verkommt der Mythos zum Scherz von Bankern. "Kein Außen mehr" setzt auf Gitarrengequieke, als wollten uns Kettcar mit Lärm in die Innerlichkeit jagen. Eine prima Platte zum Zweifeln, Zaudern und Zögern - und auch dafür sollte man sich hin und wieder Zeit nehmen.

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V/A - Golden Age of American Rock´n´Roll/The Follow-up Hits

ØØØØØ

Ace Records/Soulfood (GB 2008)

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Ace Records ist Kult, und das völlig zu Recht. Erstens liefert das Label Soul-, Country- und auch Rock´n´Roll-/Rockabilly-Fans jede Menge coolen und raren Stoff. Zweitens sind die CDs liebevoll aufgemacht und mit tollen Liner-Notes versehen. Das gilt natürlich auch für die "Golden Age of Rock´n´Roll"-Reihe und macht ihren Erfolg aus.

Die neue Ausgabe beschäftigt sich in 30 Stücken mit den Nachfolge-Singles großer Hits, also mit der Schwierigkeit, erneut die Charts zu erreichen. Das versuchte man immer schon auf unterschiedlichen Wegen: Entweder wurde der Erfolg kopiert oder der Künstler mutig in andere Richtungen geschickt - eine Vorgehensweise, die bei Stars wie Dion natürlich leichter möglich war (und bis heute ist) als bei Newcomern. Die Songs auf "The Follow-up Hits" dürften selbst für Kenner weithin unbekannt sein, sind aber meist Perlen, deren Entdeckung definitiv lohnt. Als Beispiele seien hier nur "I Feel Good" (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Hit von Yvonne Fair/James Brown) von Shirley & Lee, "Laugh" von den Velvets oder "Te-Ta-Te-Ta-Ta" vom ohnehin großen Ernie K-Doe genannt.

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