Print_Armin Baumgartner - Brammer sieht schwarz und sie lesen etwas

Das Ziel ist im Weg

Im absurden Theater muß es um nichts gehen, weil es eh um alles geht. Absurd? Genau. So einfach ist das.    03.02.2003

Schwarz hustet, und das Licht geht aus. Und an. Und aus. Der Beginn eines wunderbar absurden Theaters. Die beiden Schauspieler/innen Schwarz und Brammer unterhalten sich über Zusammenhänge zwischen Husten und Lichtverhältnissen. Auch. Denn das ist erst der Anfang vom ersten Akt. Aber es gibt sowieso nur einen ersten Akt. Der österreichische Autor Armin Baumgartner läßt in seinem Stück die zwei gedanklich und inhaltlich hüpfen, daß den Lesern schwindelig wird. Sogar Brammer und Schwarz wundern sich über den steten Wechsel (ein gelungenes Stilmittel, sonst würde der Text Gefahr laufen, zu sehr ins Chaotische abzurutschen). Und sie proben immer wieder den Aufstand gegen und den Ausbruch aus dem Text, der ihnen vorgegeben ist. Da schütteln Bernhards Österreich-Verachtung und der Wunsch, sich eine Hose zu kaufen (frei nach und mit und über Peymann ...), einander die Hände. Schwarzens Ich versteht sich als Erfindung einer Frau, die ihr das ganze Leben einzureden versucht, sie sei ihre Mutter. Brammer haßt österreichische Gastwirte, weil in seiner Jugend die Frühstückskraft entlassen wurde. Dies sind nur einige von vielen Brammer-Schwarzschen-Themen ...

Die Uraufführung des Stücks fand im September 2002 im dietheater in Wien statt. Es wäre schön, gäbe es eine Wiederaufnahme. Aber es geht auch ohne Bühne. Armin Baumgartner, unter anderem Veranstalter des "Literarischen Sonntag", beweist mit seinem Text, daß es Spaß macht, Theaterstücke zu lesen - auch mehrmals, weil sich dann der Wort- und Ideenwitz noch mehr entfaltet und man der Aufforderung gerne nachkommt: "Zerstäuben Sie nach Herzenslust Ihre Gedanken."

Petra Öllinger

Armin Baumgartner - Brammer sieht schwarz und sie lesen etwas

ØØØ


Triton Verlag (Wien 2002)

 

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