Liza Cody - Lady Bag
Ariadne/Argument 2014
Eine Obdachlose als Ich-Erzählerin eines Kriminalromans - das allein würde "Lady Bag" lesenswert machen. Wenn die Autorin noch dazu Liza Cody (bekannt unter anderem durch ihre Bücher um Private Eye Anna Lee) heißt, muß man praktisch zu dem Buch greifen. Und versteht auch schon nach Lektüre der ersten Kapitel, warum Codys neues Werk zu den besten Krimis des Jahres 2014 zählt ...
Lady Bag sandelt sich durch die Hauseingänge und Abbruchhäuser Londons, bettelt in Begleitung eines "pensionierten" Rennhundes und ist stets betrunken und/oder auf Tabletten. Eines Tages sieht sie den Teufel - den Mann, der sie ins Gefängnis gebracht, ihre Existenz ruiniert und ihr alles geraubt hat. Sie spürt ihm nach, um ein potentiell neues Opfer vor den Machenschaften des Gauners zu bewahren. Da sie aber meistens halb im Delirium ist, geht in dieser Tragikomödie der Irrungen alles schief, was nur schiefgehen kann: sie wird zusammengeschlagen, ist mordverdächtig, auf der Flucht vor Polizei und brutalen Gossen-Genossen, freundet sich mit einer Transe und anderen Weirdos an. Und das alles ohne Sozialporno und aufgesetzte Betroffenheit ... Codys Stil ist stets witzig, prägnant und lenkt davon ab, daß der "Kriminalfall" nicht besonders durchdacht ist. Der Rotweintaumel reißt den Leser trotzdem mit.
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