Print_Margaret Atwood - Oryx und Crake

Unnötiger Fleckerlteppich

Sie möchte nicht, daß man ihre Werke als SF bezeichnet - und schreibt trotzdem über Themen wie futuristische Gentechnik und seltsame Viren. Na dann...    07.10.2003

Plebsland und Komplex-Gebiet, und "die Komplex-Bewohner fuhren nie in die Stadt ... und auf jeden Fall nie allein". Besagte Bewohner arbeiten in Margaret Atwoods neuem Roman (von dem sie in Interviews vehement behauptet, daß er keineswegs dem Science-Fiction-Genre angehöre, aber das nützt ihr nichts, wir haben sie durchschaut) an der perfekten Lebensform - und dazu gehören auch Crake und Jimmy alias Schneemensch und ganz entfernt Oryx.

Doch Crake und Oryx infizieren sich mit einem ominösen Virus und geraten in eine Menge Radau. Dazwischen läßt Atwood immer wieder nicht unoriginelle Ideen und Geschichten, zum Beispiel rund um unterschiedlichste Bioformen, in die Story einfließen. Nicht nur Gentechniker hätten ihre Freude bei den Organschweinen, Hunolfen und Schlatten, die das Leben der drei Hauptpersonen erschweren. Jedoch bleiben zu viele Ideen nur angedacht, und die in Vergangenheit und Gegenwart verlaufenden Handlungsstränge bilden einen unnötigen Fleckerlteppich. Am Ende bleiben die Leser mit einer Menge unbeantworteter Fragen zurück - durchaus eine reizvolle stilistische Bauart, die hier jedoch schlichtweg nervend ist. Wie und warum kam es zu der Katastrophe, die immer wieder erwähnt wird? Warum kam es überhaupt zur Bildung von Plebsland und den Komplexen?

Kenner von Margaret Atwoods Romanen werden von "Oryx und Crake" enttäuscht sein. Die sprachliche und inhaltliche Dichte, wie sie etwa in "Der Report der Magd" oder in "Die Räuberbraut" zu finden sind und mit der es der Autorin immer gelungen ist, beklemmende beinahe kafkaeske Stimmungen zu zeichnen, sind hier leider nicht vorhanden.

Petra Öllinger

Margaret Atwood - Oryx und Crake

ØØ

(Oryx and Crake)


Berlin Verlag (Berlin, 2003)

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