Kling Glöckchen, klingelingeling

Wieder einmal soll der Antichrist geboren werden. Aber im Gegensatz zu "Das Omen", "Warlock" etc. wird in Álex de la Iglesias "Day of the Beast" die Welt von einem ausgeflippten Priester, einem zugedröhnten Death-Metal-Freak und einem Scharlatan gerettet.

Galt sein Name vor einigen Jahren noch als absoluter Geheimtip in Sachen schwarzer Humor, ist er spätestens seit dem Kino-Release seines Roadmovies "Perdita Durango" (siehe EVOLVER-Review) auch hierzulande alles andere als ein Unbekannter: Álex de la Iglesia, Vertreter einer neuen Generation spanischer Filmemacher, die sich konsequent den Traditionen ihrer Vorgänger verweigern. Statt Bürgerkriegsmelodramen und Almodovar-Campfesten liefern sie lieber Anarcho-Unterhaltung mit einer kräftigen Portion Phantastik - und verpassen dem abgestandenen Hollywood-Schema eine gründliche Frischzellenkur (siehe Alejandro Amenábar, inzwischen mit "The Others"auch international erfolgreich).

De la Iglesias zweiter Spielfilm "Day of the Beast" erzählt die Geschichte des Paters Ángel (Alex Angulo), dem es dank der Entschlüsselung eines Bibelcodes gelungen ist, das Geburtsdatum des Antichristen festzustellen. Genau am Weihnachtsabend soll Madrid von der satanischen Brut heimgesucht werden. Gemeinsam mit Death-Metal-Weirdo José María (Santiago Segura) und dem Fernseh-Okkultisten Professor Cavan (Armando De Razza) versucht er, das Unheil abzuwenden. Allerdings muß der Pater zwecks Kontaktaufnahme mit dem Teufel erst sein Seelenheil opfern, um selbst "böse" zu werden (sehr zum Amusement des Zuschauers, versteht sich).

Das vielfach preisgekrönte Spektakel steht De La Iglesias Erstling "Acción mutante" in nichts nach. Wieder einmal sind die Freaks am Drücker (nach Barbie-Schönheiten sucht man vergeblich), ist der Humor schwärzer als schwarz und die Storyaufbereitung herrlich originell. Hauptdarsteller Santiago Segura, mit Torrente 1 (siehe EVOLVER-Review) & 2 inzwischen selbst zum erfolgreichen Regisseur avanciert, sowie Iglesias Stamm-Mime Alex Angulo überzeugen als ganz und gar nicht himmlisches Duo á la Stan & Oli auf Speed.

Das vom deutschen Label Anolis Entertainment liebevoll zusammengestellte "2er DVD-Set" bietet neben dem handelsüblichen Trailer, ausführlichen Interviews mit Regisseur und Hauptdarstellern, Making Of sowie einer Aufzeichnung der Gérardmer Filmfestival-Preisverleihung auch den Iglesia-Kurzfilm "Mirindas Asesinas" und stellt somit definitiv ein Highlight für Freunde des etwas anderen Geschmacks dar.

PS: Interessierten seien an dieser Stelle natürlich De La Iglesias neuestes Machwerk "La Comunidad" sowie Miguel Bardems "La Mujer más fea del mundo" und David Truebas "Obra maestra" wärmstens ans Herz gelegt.

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