Stories_Rokko´s Adventures im EVOLVER #67

Der mit dem Hund tanzt

Im dritten und letzten Teil des Gesprächs zwischen Waterloo und Rokko dreht sich alles um Tierliebe, Kannibalismus und Computerscheiße. Da sprach der alte Häuptling der Indianer ...    20.03.2014

Rokko´s Adventures ist - so steht es im Impressum - eine "unabhängige, überparteiliche sowie übermenschliche Publikation" und "setzt sich mit Leben, Kunst, Musik und Literatur auseinander". Der EVOLVER präsentiert (mit freundlicher Genehmigung) in regelmäßigen Abständen ausgewählte Beiträge.

 

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Wie viele erfolgreiche Musiker hat Österreich? Nicht viele. Waterloo gehört seit Jahrzehnten zu ihnen: Hit-Singles, Millionenverkäufe, der "Eurovision Song Contest", die Winnetou-Rolle bei den Karl May-Festspielen, ein Platz in Helmut Zenkers "Tohuwabohu", Hundemodeschauen - seine Werkliste verlängert sich bis heute. Lesen Sie hier den ersten Teil von Rokkos Pow-wow mit dem Alpenindianer.

 

Waterloos Karriere lief und läuft in die verschiedensten Richtungen. Er war in einer der besten Sendungen, die der Österreichische Rundfunk je produziert hat: "Tohuwabohu" (1990-1998), ein mit anarchischem Humor gefülltes Antiformat: "Das war wirklich eine Kultsendung, die einer gemacht hat, der auch so gelebt hat - Helmut Zenker! Der hat mich angerufen: 'Hansi! Kumm owa!' Der hat uns Freiheiten lassen, das war der Reiz, da fallen dir Sachen ein! Der Zenker ist dann wieder am Gürtel gegangen, bei der Opernpassage, wo es Lamborghinis, Maserati und Ferrari gegeben hat, holt sich einen und sagt: 'Schickt´s die Rechnung dem ORF!' Sowas taugt mir!" Und das, obwohl Waterloo und die restlichen Schauspieler keine Gagen bekommen haben ... Anders war´s bei der ORF-Show "Dancing Stars", in der Waterloo Jahre später mittanzte. Doch interessanter als das klingt "Dog Dancing" - auch durch dieses Feuer ist Waterloo schon gezogen. Wie das genau aussieht? "Wenn du ein Tier magst und liebst, kannst du sagen: 'Geh, helfen wir doch zusammen! Mach irgendwas, wo die Leute sagen: Ma, des is aber lieb, was der jetzt gemacht hat!' Du stellst dich hin, machst eine Bewegung, und der Hund macht sie dir nach - das sind Dinge, wo du im Einklang mit der Natur bist. Schöne Dinge!"

 

 

 

Auch eine Hundemodeschau hat Waterloo schon moderiert: "Das war im Burgenland. Da sind verschiedene Hunderassen angezogen rausgegangen, und ein Indianerhund war auch dabei, mit dem bin ich mitgegangen, der war auch ganz edel und hat sich gefreut! Das war eine Gaudi. Sinn und Zweck war aber, daß Geld für ein Tierheim gesammelt wird." Gleich muß er wieder an seinen verstorbenen Hund Axel denken: "Auf meinem neuen Album hab´ ich ein Lied gemacht für ihn. Das kann man aber auch für einen Menschen verwenden: 'Was mir fehlt, bist du'."

Waterloos Tierliebe scheint schier unendlich. "Ich liebe Tiere einfach. Für mich kommen zuerst die Tiere, dann die kleinen Kinder, dann die alten Menschen. Das, was dazwischen ist ...", Waterloo blickt auf mich und den Photographen Kurt Prinz, "Ihr richtet´s euch´s eh selber! Wenn euch kalt ist, zieht´s euch eine Jacke an."

Die Tierliebe der traditionellen Lakota kennt ebenfalls keine Grenzen: sie ernähren sich großteils von Fleisch - und dazu gehören auch Hunde. "Ja, das ist wie bei den Chinesen, das kommt ja alles dort her. Im Krieg, hat mir mein Vater erzählt, haben sie auch Menschen gegessen. Der ist schon tot dagelegen, dann haben sie ihn halt gebraten, und ein Stückl von da, sonst wären die verhungert. Und dann schon nach Hause müssen wegen Frau und Kinder. Essen und essen, da gibt es viele Möglichkeiten. Ich tu´s nicht, außer Fisch und Hendl - aber da weiß man auch schon nicht mehr. Da muß der Stempel von Österreich drauf sein. Es gibt so viele Möglichkeiten, was die Andrea macht mit den Kartoffeln, das ist unglaublich! Wo ich zuschlag´, wenn´s paßt, ist ein gutes Weinderl, aber das Rundherum muß alles passen, die Freude, das Lachen, das Herrichten! Ich bin stolz, daß ich in meinem ganzen Leben erst ein Cola getrunken habe. Weil das schmutzigste Wasser ist gesünder als jedes Industriegesöff!"

 

 

Musik ist nach wie vor Waterloos Hauptbeschäftigung. Er erzählt von einer Art Boykott, der von Ö3 ausgeht - wie das? "Das geht zurück auf Bogdan Roscic, der hat die Österreicher abgestellt. Der hat gesagt: 'Wir müssen internationales Radio machen!', weil Österreicher sind ja nicht international! Da denk ich mir: Ist das international, die Computerscheiße, die in einer Viertelstunde erledigt ist und die jeder machen kann? Schickt jemand rüber, mit ein bissl Geld dazu, und sagt: 'Das müßt ihr spielen.' Es gibt ja viele Dinge, wo man nicht weiß, warum das so passiert." Womit wir wieder bei der Politik wären. Doch da waren wir heute schon. Was jetzt kommt, ist ein Privatkonzert von Waterloo in seinem Keller. Er dreht die Anlage auf, schnappt sich ein Mikro und sein Winnetou-Gewehr und singt eine zweite Stimme zu seinen Liedern. Dazu macht er seinen eigenen, speziellen Indianerstampftanz - die Freude steht ihm ins Gesicht geschrieben.

Als die Show vorbei ist, schenkt er uns noch seine neue CD "Am Ziel". Im dazugehörigen Heftchen befinden sich Photos von ihm aus verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten - so auch eines, auf dem er mit einem Schwarzen am Boden sitzt. Beschriftet ist es mit: "Afrika, die Wiege der Menschheit, das Land meiner Sehnsucht! Kein Land der Welt hat mich mehr bewegt wie dieses."

Sorgen braucht man sich um Waterloo keine zu machen, auch wenn sein aktuelles Album "Am Ziel" heißt - "aber im Booklet steht 'noch lange nicht!' "

 

 

Rokko’s Adventures

aus: Rokko´s Adventures #11

(erschienen im Juli 2012)


Text: Rokko

Fotos: Kurt Prinz

Links:

Waterloo - Am Ziel


Major Babies (2013)

Links:

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