Kino_Film-Tips November 2014

Sehet hin in Frieden!

Gar nicht trüb im sonst so nebligen Spätherbstmonat - stattdessen ein wenig Action-Altherrensommer, eine verpatzte sowie eine phantastisch gelungene Künstlerbiographie und eine Mediensatire, die sich gewaschen hat. Und schon wieder Hungerspiele im Kino ...    04.11.2014

EVOLVER-Redaktion

Amour Fou

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Kinostart: 7. 11.

 

Weltpremiere in Cannes, Eröffnungsfilm der Viennale, durchwegs Kritikerhymnen - und doch: mich hat "Amour Fou" entsetzlich kalt gelassen. Um nicht mißverstanden zu werden: Ich fand und finde die bisherigen Arbeiten Jessica Hausners alle interessant bis atemberaubend: "Lovely Rita" eine gelungene Fingerübung, "Hotel" ein vieldeutiges österreichisches Horror-Rätsel, und von "Lourdes" hab ich alpgeträumt, und das kommt nach fünf Jahrzehnten bewußten Filmesehens nicht allzu häufig vor. Was diese Filme verband, war die spannende Mischung aus unauffällig-heutigem Alltagsmilieu und strengster formaler Stilisierung. Hier, bei "Amour Fou", wagt sich Hausner unter Beibehaltung ihres Stils ins Kostümierte: Es geht um den Doppelselbstmord Heinrich von Kleists samt leicht skurriler Vorgeschichte. Und das geht sich (für mich) dann nicht mehr aus. Die exzentrische Thematik, die an Kleists Sprache orientierte gespreizte Dialogführung und die bewußt bühnenhaft gestellten Szenen potenzieren einander in ihrer künstlichen Theatralik so sehr, daß das Ganze zu einem sterilen Klumpen versteinert. Der Zufall will es, daß fast gleichzeitig (14. 11.) in Österreich auch Dominik Grafs Friedrich-Schiller-Dreiecks-Lovestory "Die geliebten Schwestern" anläuft - auch kein makelloses Meisterwerk, aber im Vergleich zu "Amour Fou" durchpulst von Leben. (HL)

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Interstellar


Kinostart: 7. 11.


Vor dem Filmstart erfuhr man kaum etwas über Christopher Nolans "Interstellar" - doch der Name des Regisseurs bürgt nach Gesamt-Einspielergebnissen von mehr als drei Milliarden Euro inzwischen für Umsatzrekorde. Den Erfolg seines neuen Films wird also dessen mangelnde Qualität auch nicht gefährden. Lesen Sie morgen, was Florian Lieb in seiner Besprechung zu sagen hat.

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Ruhet in Frieden - A Walk Among the Tombstones

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Kinostart: 14. 11.

 

Liam Neeson mußte - nach einer Reihe anspruchsvoller und durchaus auch familienfreundlicher Filme - erst knapp sechzig werden, bevor er mit Streifen wie der "Taken"-Reihe und "Non-Stop" eine zweite Laufbahn als Action-Held begann (und zwar noch keiner von denen, die zum alten "Expendables"-Eisen gehören). Jetzt spielt er einen Mann, der den meisten Krimilesern bekannt sein dürfte: Matthew Scudder, Ex-Alkoholiker und mittlerweile seit einigen Jahren Stammgast bei AA-Treffen. Der Protagonist einer langlebigen Thriller-Reihe von Lawrence Block war Polizist beim NYPD, tötete bei einer Schießerei im Suff versehentlich ein kleines Mädchen, ist seither schwer traumatisiert und als Privatermittler ohne Lizenz im Big Apple tätig. "Ruhet in Frieden" erzählt seinen zehnten Fall nach: Scudder übernimmt etwas widerwillig den Auftrag eines Heroindealers, der die Kidnapper und Mörder seiner Frau finden lassen möchte. Auf seiner Suche stößt er auf ähnliche Mordfälle aus dem Umfeld der US-Drogenfahnung DEA - und räumt mit den Tätern ordentlich auf. Am Ende: Blutbad, Action, alle tot, Melancholie. Einer der besseren Krimis, der in letzter Zeit aus Hollywood kam; und Neeson ist ein mehr als brauchbarer Ersatz für Harrison Ford, der die Rolle ursprünglich hätte spielen sollen. Übrigens: Der Roman "A Walk Among the Tombstones" wurde zum Filmstart von unserer Lieblings-Pulp-Reihe Hard Case Crime neu aufgelegt, im guten alten Taschenbuchformat. (ph)

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Nightcrawler

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Kinostart: 14. 11.

 

Nein, dies ist nicht schon wieder ein Film aus dem Marvel-Universum (obwohl es dort einen blauhäutigen Teleporter-X-Man gibt, der Nightcrawler heißt ...). Der Protagonist dieses Streifens von Drehbuchautor Dan Gilroy ("Das Bourne-Vermächtnis"), der mit "Nightcrawler" sein Regiedebüt abliefert, ist auch alles andere als ein Superheld, sondern ein totaler Soziopath namens Louis Bloom - gespielt mit bedrückender Intensität von Jake Gyllenhaal. Louis ist ein arbeitsloser kleiner Gauner, der eines Nachts Zeuge eines schweren Autounfalls wird und dabei beobachtet, wie Kameramänner auf die blutenden Opfer draufhalten, nur damit die Nachrichtensender am nächsten Tag Sensationsbilder haben, mit denen sie ihre Quoten steigern können. Sogleich besorgt er sich selber eine Videokamera und geht in L. A. auf die Jagd nach Verbrechensopfern, Gewalt, Mord und Totschlag, um die perverse Gier der Mainstream-Medien (das wahre organisierte Verbrechen der Gegenwart) zu befriedigen. Die Motivation dazu liefert ihm nicht nur sein eigenes Streben nach Geld und Ruhm, sondern auch die Morning-News-Produzentin Nina (immer erfreulich: Rene Russo), die ihm seine Aufnahmen liebend gern abnimmt. Und natürlich dauert es nicht lange, bis Louis in diesem modernen amerikanischen Alptraum selbst verbrecherische Taten begeht, um an sein Material zu kommen. Spannend, entlarvend, böse - und viel mehr als nur ein Thriller. (ph)

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Die Tribute von Panem: Mockingjay - Teil 1

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Kinostart: 20. 11.

 

Nichts Neues aus der Welt der Young-Adult-Verfilmungen bringt der dritte und letzte Teil der "Hunger Games"-Verfllmungen nach der Romanserie von Suzanne Collins - der aus purer Geldschneiderei so wie "Der Hobbit" und "Harry Potter" noch einmal auf zwei Filme aufgeteilt wurde, um das junge und ältere Volk ein weiteres Mal ins Kino zu locken. ("Mockingjay Teil 2" soll dann das nächste Weihnachtsgeschäft ankurbeln ...) Diesmal stürzt sich Katniss Everdeen (in letzter Zeit ein bißchen zuviel Leinwandpräsenz: Jennifer Lawrence) aber nicht noch einmal in die Arena, um dort die Landesmeisterschaft im tödlichen Kampf gegen andere Jugendliche zu gewinnen, sondern führt endlich die Revolution gegen den pösen-pösen Präsidenten Corolianus Snow (Donald Sutherland) als Galionsfigur an. Und das passiert natürlich mit der üblichen technischen Perfektion, hervorragenden Action-Szenen, Stunts und Darstellern (u. a. Philip Seymour Hoffman in einer seiner letzten Rollen) sowie den mittlerweile sattsam bekannten romantischen Verwicklungen, bei denen das weibliche Teenie-Zielpublikum wieder bittere Tränen vergießen darf. Als ein Stück gelungenes Popcorn-Kino ist dem Film nichts vorzuwerfen, als mediales Phänomen nervt die Jugendliche-bewähren-sich-in-einer-Dystopie-Welle allerdings schon ziemlich. Und ein befriedigendes (oder auch nicht) Ende wird sowieso noch ein Jahr auf sich warten lassen ... (ph)

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Mr. Turner - Meister des Lichts

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Kinostart: 21. 11.

 

Der legendäre englische Landschafts- und Seemaler William Turner als Held eines Biopics? Ja und nein. Ja, weil es wirklich um die - äußerlich wenig aufregenden - letzten drei Jahrzehnte im Leben des exzentrischen Romantikers geht, und nein, weil dieser jüngste Film des Sozialkritikers Mike Leigh ("Lügen und Geheimnisse") weit mehr ist als "nur" eine nachbuchstabierte Künstlerbiographie. In der "passiert" übrigens, gemessen an der zweieinhalbstündigen Laufzeit, erstaunlich wenig: eine Ausstellung hier, eine kleine Liebschaft da, und am Ende die berühmten letzten Worte: "Die Sonne ist Gott!" Und doch:  "Mr. Turner" ist von schier unerschöpflichem Reichtum: unwiderstehliche Tragikomödie und spannende Seelenstudie, detailreiches Zeitporträt und (nicht zuletzt) opulente Augenweide. Die Bilder stellen, ohne darin aufdringlich zu erscheinen, die diffusen Lichtwirkungen in Turners Gemälden nach; noch die kleinsten Episoden künden beredt vom Ende des Feudalismus und dem Anbrechen des Industriezeitalters; und der aus markanten Nebenrollen erinnerliche Timothy Spall spielt hier als William Turner überhaupt die Rolle seines Lebens. Wie Spall der phlegmatischen Menschenverachtung seiner Figur allein durch herausgepreßte Grunzlaute Ausdruck verleiht, das muß man gesehen (und gehört) haben. Vermutlich der Film des Jahres! (HL)

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Unter die Haut

Film-Tips Oktober 2014


Ein Alien-Vamp auf mörderischer Reise durch England, der klassische Vampir als besorgter Familienvater, ein Ehepaar im Land der Psychotrips - und der König aller Western-Regisseure: Der Blockbuster-Sommer ist endlich vorbei.

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