Kino_Film-Tips September 2014

Kino-Chirurgie

Man könnte sich fürchten ... aber bestimmt nicht anhand der aktuellen Horrorfilme aus den USA, die in ihren eigenen Klischees ersticken. Dann schon eher bei David Cronenbergs erbarmungsloser Sektion der Loser-Metropole Hollywood und ihrer Bewohner, voll scharfer psychologischer Skalpelle und fast ohne Betäubung.    08.09.2014

EVOLVER-Redaktion

Hercules

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Filmstart: 4. September

 

In den bisherigen Verfilmungen des Herkules/Herakles-Mythos (Sie wissen schon, der Held mit den zwölf schier unmöglichen "Arbeiten") traten fast ausschließlich Bodybuilder und "beefcakes" in Erscheinung (Lou "Hulk" Ferrigno, Steve Reeves und sogar unser Arnold). Da ist es nur würdig und recht, daß in einer der Neufassungen von 2014 der beliebte Wrestler Dwayne "The Rock" Johnson den legendären Muskelmann gibt - vor allem angesichts der Tatsache, daß das Konkurrenzprodukt, Renny Harlins "The Legend of Hercules" mit dem männlichen Model Kellan Lutz, gnadenlos gefloppt ist.

Hier hat Herkules seine Arbeiten erfolgreich hinter sich gebracht und ist kein Sklave mehr, sondern ein vom Leben ziemlich frustrierter Söldner, der aber - es wäre nicht Hollywood - plötzlich seine humanistische Seite entdeckt und für das Gute kämpft. Man ist schließlich nicht umsonst ein Halbgott ... Regisseur Brett Ratner (der in der US-Filmbranche etwas in Ungnade gefallen ist, weil er irgendwas politisch Unkorrektes äußerte, das der Schwulenmafia nicht paßte) ist zwar eher für Action-Komödien und den höchst fragwürdigen Streifen "X-Men: Der letzte Widerstand" bekannt, liefert aber mit "Hercules" eine überraschend erfreuliche, witzige und actionreiche Modernisierung des Schwerter- und Sandalen-Genres ab. Und wenn Herkules den alten Griechen seinen "people´s elbow" ins Gesicht fahren läßt, freuen sich Fans sowieso. (ph)

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Sag nicht wer du bist

(Tom à la ferme)

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Filmstart: 3. September

 

Man muß ihn nicht mögen, aber können tut er was: der jetzt 25jährige Xavier Dolan, der hier seinen bereits vierten Film vorlegt. Im Gegensatz zu quecksilbrigen Großstadtstudien wie "Laurence Anyways" schildert Dolan hier eine dumpf-bedrohliche Familiengeschichte aus Kanadas ländlicher Provinz. Ein schwuler junger Mann (Dolan spielt ihn selbst; Regie, Produktion, Drehbuch, Kostüme und Schnitt waren dem selbstbewußten Junggenie offenbar nicht genug) fährt zum Begräbnis seines Freundes auf dessen Farm.

Dort erwarten ihn nicht nur die - was die sexuelle Orientierung ihres toten Sohnes anlangt - ahnungslose Mutter des Toten, sondern auch dessen aggressiver Bruder, der darauf besteht, daß Tom (so der Name des Helden) den straighten Hetero spielen muß, um die mütterlichen Gefühle nicht zu verletzen (daher der unglückliche deutsche Titel). Halb verängstigt, halb fasziniert vom machistischen Jungbauern spielt Tom mit, doch als dann auch noch eine angebliche Freundin seines toten Lovers auftaucht, beginnen sich die Dinge dramatisch zuzuspitzen. Dolan inszeniert das für seine Begriffe sehr zurückgenommen, suggeriert latente Gewalt mehr, statt sie explizit zu zeigen, und läßt auf der Tonspur bedrohliche Geigentremoli aufsteigen, als wäre man in Hitchcocks "Vertigo". Dessen Virtuosität erreicht Nolan natürlich nicht, aber für angenehmes Gruseln mit subtil schwulem Feeling ist Nolan allemal gut. (HL)  

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Erlöse uns von dem Bösen

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Filmstart: 5. September

 

Es ist irgendwie bezeichnend, daß die US-Popkultur aus den Irakkriegen nichts anderes gelernt hat, als daß im arabischen Wüstensand unheimliche, dämonische Mächte lauern - immerhin wissen wir das schon seit dem guten alten "Der Exorzist". Auch hier bringt ein Amerikaner das Böse aus der Ferne mit ins Mutterland der Freiheit. Losgelassen wird es in der ohnehin schon ziemlich gewalttätigen New Yorker South Bronx, wo Polizist Ralph Sarchie (Eric Bana) mit allerlei ebenso blutigen wie unerklärlichen Fällen konfrontiert wird. Als ihn ein Priester (Edgar Ramirez) davon überzeugt, daß etwas Übernatürliches hinter der Verbrechenswelle steckt, gehen die beiden auf Dämonenjagd. Und die ist von Regisseur Scott Derrickson ("Sinister") zwar ganz nett inszeniert, bietet aber weder Thriller- noch Horror-Fans wirklich Neues. Immerhin: guter Durchschnitt für einen leidlich spannenden Kinoabend. (ph)

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Katakomben

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Filmstart: 11. September

 

Das Szenario könnte ja durchaus überzeugen: das Katakombensystem unter Paris, mehr als 200 Kilometer Tunnels, Beinhäuser, Schutt, Ratten - und Party-Loactions für Gruftis (aber die kommen in "Katakomben" nicht vor, keine Angst). Eine junge amerikanische Archäologin auf der Suche nach einer Art Stein der Weisen macht sich mit einer zusammengewürfelten Mannschaft illegal in den Untergrund der französischen Hauptstadt auf, wo sie nicht nur allerlei Geheimnisse und interessante Anblicke entdecken, sondern natürlich auch auf eine grauenhafte uralte Bedrohung treffen. In den ersten Minuten des Streifens könnte man als Zuseher fast annehmen, daß sich der abgelutschte Found-Footage-Horror vielleicht doch noch einmal zu etwas Neuem aufrafft, statt den Zuseher nur mittels Wackelkamera zu quälen. Doch das Drehbuch/Regie-Team von "Katakomben" - die Gebrüder Drew und John Erick Dowdle, die schon für das unnötige "[Rec]"-US-Remake "Quarantäne" verantwortlich zeichneten - enttäuscht diese Hoffnung. Stattdessen gibt´s billige Gruselklischees, langweilige "Schock"momente und Gewackel. Hört endlich auf damit und nehmt wieder richtige Kameras! Sonst kann man ja gleich Reality-TV schauen. (ph)

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Maps to the Stars

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Filmstart: 12. September

 

Als "Hollywood-Satire" wird der neue Film von David Cronenberg vermarktet, doch das Etikett führt doch stark in die Irre. Satirisch im Sinn von maliziöser Komik ist hier gar nichts. "Maps to the Stars" ist von rasiermesserscharfer Radikalität und Cronenbergs bester Film seit Jahren. Es geht um eine Handvoll kaputter Hollywood-Größen, die, wie sich im Lauf der Handlung erst allmählich herausstellt, alle miteinander verwandt, bekannt oder liiert sind. Da ist die alternde Diva, die - die Szene wurde überall beschrieben, ist also kein Spoiler - in einen Freudentanz ausbricht, als eine Rollenrivalin auf tragische Weise ausfällt. Da ist der Psychoberater, der seine pathologischen Züge hinter dünner Tünche kaum verbergen kann. Und da ist der schnuckelige Kinderstar, der gegen einen aufstrebenden Konkurrenten schon einmal körperlich vorgeht. Cronenberg führt diesen Höllenreigen wie gewohnt in präzise kadrierten Bildern vor, treibt seine brillanten Darsteller (Julianne Moore, John Cusack, Robert Pattinson, jawohl!) zu schonungslosen Höchstleistungen, als säße man in einem Ulrich-Seidl-Film, und bringt zuletzt das Kunststück fertig, die absolut schlimmstmögliche Wendung in einen märchenhaften Fiebertraum zu entrücken. Einer der Filme des Jahres. (HL)   

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