Kolumnen_Miststück der Woche III/49

Babyshambles: "Nothing Comes To Nothing"

So. Manfred Prescher ist wieder im Hier und Jetzt zurück. Er sitzt auf seinem Schreibtischstuhl und liest alte Kolumnen über Peter Doherty.    02.09.2013

Manche Dinge ändern sich einfach nie: Du wachst morgens auf - und noch bevor sich das Hirn einschaltet, singst du, daß du nur noch die Welt retten mußt oder daß Geld guat brenna tuat. Widerstand ist absolut zwecklos, das Miststück setzt sich in dir fest. Begleitet dich ins Bad, zum Frühstück und in den Job. Manchmal freust du dich, weil dir zufällig ein alter Bekannter durch die Denkmurmel stromert, manchmal ist es dir schlicht peinlich. Wer will schon gern über sieben Brücken gehen oder von Jürgen Drews in den Tag geleitet werden?

In dieser Kolumne geht es um hinterhältige und fiese Lieder, die sich in dir festsetzen.

 

Erst mal vielen herzlichen Dank für die aufmunternden Worte, die ihr nach dem letzten "Miststück" für mich übrig hattet. Ihr wart so lieb, dabei habe ich gar nicht erzählt, was mit mir los war bzw. ist. Aber keine Angst, ich tu es auch heute nicht. Wenn ich mir aber was wünschen dürfte, dann, daß ihr euch das "Miststück"-E-Book runterladet. Es kostet nur 4,99 Euro und bietet die ersten 200 Kolumnen in der astreinen Umsetzung des halbgottgleichen Andreas Winterer. Plus Bonustexte, Vorwörter und so weiter und so fort. Es ist übrigens für alle E-Book-Reader erhältlich. Wie dem auch sei: Ihr müßt also nicht auf "Er ist wieder da" umschwenken, weil ich ja nie weg war.

Praktischerweise könnt ihr dann auch nachlesen, was ich 2005 und 2009 bereits über Doherty geschrieben habe. Das Enfant horrible der britischen Popszene hat ja praktisch alle Skandale überstanden, was man marketingtechnisch durchaus verstehen kann. Daß er trotz seiner diversen Drogen-Selbsttests aber noch lebt, mag verwundern. Da wir aber nicht die Hausmediziner des hochverehrten Musikers aus Hexham/Northumberland sind und also nicht in ihn hineingeschaut haben, halten wir uns mit Verwunderung zurück. Lieber freuen wir uns, daß der Mann noch für uns da ist.

Gut, anhand einiger Werke konnte man schon erkennen, daß er ab und an etwas fahrig war. Aber wer das nicht hin und wieder ist, der breche hier auf der Stelle zusammen oder den Alk vom Vorabend aus. Doherty jedenfalls überzeugte mich schon 2009 mit dem famosen "Last Of The English Roses".  Könnt ihr nachlesen, wenn ihr etwas Geld übrig habt. So viel Eigenwerbung muß sein. Denn immerhin ist diese wunderbare Kolumne viel konstanter in Umfang und Qualität als das Werk von Peter dem Skandalträchtigen. Und wo wir schon dabei sind: Nächste Woche feiere ich mit euch das 250. Miststück. Ich werde euch 25 vergessene Meisterwerke der Popmusik vorstellen. Wer genau mitgezählt hat, wird sicher herausfinden, daß schon die heutige Nummer 249 eigentlich die 250 ist.

 

Das erinnert ein wenig an eine merkwürdige Rechenaufgabe, die ich im Schüleratlas von 1937 irgendwo im Vergilbtenseiteniemandsland zwischen Gauleitern und Reichsrassehygienegesetz fand: Da war das Ergebnis 5=7, was natürlich nicht stimmen konnte. In meinem Fall ist es aber doch korrekt, weil diese dritte "Miststück"-Hunderterstaffel mit einem Vorabtext begann. Ist aber wumpe, wurscht und witzlos. Lassen wir das Haarespalten, da kriegt man Spliß davon – und einigen wir uns stattdessen auf Peter Doherty und seine Band Babyshambles. Deren drittes Album "Sequel To The Prequel" - was für ein famoser, zwischen steindoof und genial changierender Titel - ist besser als alles, was er bisher mit der Kombo und mit den Libertines auf die Kette gekriegt hat. Von nichts kommt nichts, um den Titel der Vorab-Single hier einfließen zu lassen. Apropos "einfließen": In den Song und die komplette CD scheint Doherty alles zu legen, was er bislang an künstlerischen Irrungen und Wirrungen überstanden hat. Das Ergebnis wirkt wie eine Katharsis der rockigen Art – frisch, frank und frei vom unnützen Ballast, den Peter Doherty oft in krude Produktionen hineinwebte.

So kann das weitergehen mit ihm. Ich wünsche ihm, daß sein gesunder, kreativer Geist in einem gesunden Körper wohnt. Denn dann werden wir mit diesem Mann noch viel Freude haben. Wenn die Jubiläumsausgabe in 14 Tagen der Vergangenheit anheimgefallen sein wird, geht es hier um Nine Inch Nails, allerdings nicht um Handwerkerbedarf, den man bei Obi wan Praktiker bekommen könnte, sondern um den sonderbaren Mr. Reznor. Bis dahin bleibt, wie ihr seid. Es führt ja eh kein Weg daran vorbei. Falls ihr zufällig virtuell bei Amazon, Thalia, Weltbild oder im Apple iBook Store vorbeikommt, könnt ihr ja das "Miststück"-Buch erwerben. Das ist eine Investition in eure Bildung und Geschmackssicherheit.  

 

 

Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie endlich Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER

Manfred Prescher

Babyshambles: "Nothing Comes To Nothing"

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Enthalten auf der CD "Sequel to the Prequel" (Parlophone /Warner Music)

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