Musik_CD-Tips KW 44/07

Simply The Best

Darauf hat die Welt gewartet: Es gibt Neues von der tollsten Gruppe Schwedens, der besten Band der Welt und vom Country-Gott persönlich.    02.11.2007

Manfred Prescher

Die Ärzte - Jazz ist anders

ØØØØ 1/2

Hot Action Records/Universal (D 2007)

Leserbewertung: (bewerten)

Wer dachte, die Welt der Ärzte würde ein wenig karger, bloß weil sie "Jazz ist anders" selbst produziert haben, der sieht sich getäuscht. Das Trio beherrscht das Spiel mit den Genres sowohl vor als auch hinter den Reglern. Im Gegensatz zu "Geräusch", dem opulenten, manchmal zu ausufernden Vorgänger im XXL-Format, ist das neue Werk bei aller Vielfalt ziemlich auf den Punkt gebracht worden und jeder Song ein Knaller - mit Ausnahme der trotzdem erfolgreichen Single "Junge", die aber im Albumkontext ganz ordentlich funktioniert.

Die Ärzte-typische Variante des Uralt-Punk überzeugt jedoch eher in der Mitsing-Hymne "Breit". Besonders gut sind Farin, Bela und Rod immer dann, wenn sie mit den Stilen spielen, wie im Disco-Funk "Deine Freundin (wäre mir zu anstrengend)", der textlich mindestens all jenen aus der Seele spricht, deren Kumpels sich eben nicht mit "leichten", also einfachen Mädchen abgeben. Weil: Wer will immer nur Verständnis zeigen? Leicht wird da die Sauftour oder das Fußballspiel zur Qual ...

Gut auch der zum Sujet passende Bauernrock von "Lasse redn". Daß sich die Nachbarn die Mäuler zerreißen, war zwar schon immer Thema von Popsongs, aber die Ärzte verblüffen doch mit ihrem Rat: sie schlagen vor, daß man das Gerede zulassen soll. Wenn die Spießer zetern, tun sie wenigstens nichts anderes - schließlich weiß man ja, wozu Blockwarte fähig sind. Die 16 Songs von "Jazz ist anders" changieren zwischen unterschiedlich innovativem Rabaukentum ("Tu das nicht") und butterigen Balladen ("Niedliches Liebeslied"), aber das Gemenge macht richtig Spaß. Deshalb haben die Ärzte auch eine Bonus-Edition herausgebracht, die auf einer EP weitere drei Songs enthält, was wirklich sehr erfreulich ist. Fazit: große Platte, große Band.

Links:

The Hives - The Black And White Album

ØØØ

Universal (Schweden 2007)

Leserbewertung: (bewerten)

Preisfrage: Was haben die Ärzte und die Hives gemeinsam? Richtig: Beide Formationen bezeichnen sich gern und häufig als beste Band der Welt. Es bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen, ob man eher den Berlinern oder den Schweden zuspricht, aber im direkten Vergleich geht der Punktsieg dieses Mal eindeutig an die drei Doktoren aus Deutschland - und das, obwohl der Albumtitel der Hives wirklich Großes verspricht, da er in nur fünf Worten die Quintessenz von Prince und den Beatles enthält. So viel selbstbewußte Angeberei ist schon wieder prima und steht den Hives auch gut zu Gesicht.

Trotzdem ist das vierte Album der Nordmänner nicht so toll wie erhofft; es klingt wie ein Abklatsch der letzten CD "Tyrannosaurus Hives", die auch schon über drei Jahre alt ist. Man muß aber deshalb keinen Stab über Pelle Almqvist und seine Kumpels brechen - ihr Unterhaltungspotential ist immer noch groß. Und in einem Jahr, in dem aus UK überraschend wenig zündende Band-Platten kamen, ist das Schwarzweiße Album ein echter Lichtblick. Das liegt vor allem an der Single "Tick, Tick Boom", zu der es auch ein putziges Video gibt. Auf der CD wird der Hit von zwei noch stärkeren Songs abgelöst, von "Try It Again" und "You Got It All ... Wrong". Danach nähern sich die Hives immer mehr dem Eichstrich, bei dem es zu entscheiden gilt, ob ein Stück mittelgut oder mittelschlecht ist.

Links:

Johnny Cash u. a. - The Best Of The Johnny Cash TV Show

ØØØØ

SonyBMG (USA 1969-71/2007)

Leserbewertung: (bewerten)

Darauf haben die Fans von Johnny Cash gewartet: Endlich ist ein schlüssiger und sehr gelungener Querschnitt durch die TV-Show des Country-Stars erhältlich, und die alten Ami-Videos haben ausgedient. Doch Vorsicht: Es gibt zwei Versionen - eine mit einer DVD und eine mit deren zwei. In Optik und Preis sind sie kaum zu unterscheiden; die Doppel-Disc-Variante enthält aber nicht nur deutlich mehr Songs, sondern auch ein opulentes Booklet.

Die "Johnny Cash TV Show", die von Sommer 1969 an rund zwei Jahre lang lief, war sowohl beim Publikum als auch bei den Musikerkollegen ein großer Erfolg. Beinahe jeder, der etwas auf sich hielt, schaute auf mindestens ein, zwei Ständchen vorbei: Cashs Freunde Waylon Jennings, Kris Kristofferson, Roy Orbison und Bob Dylan genauso wie Neil Diamond, Creedence Clearwater Revival, Stevie Wonder, Neil Young, Joni Mitchell oder Ray Charles. Auch wenn zum Beispiel die Duette mit Mitchell und Linda Ronstadt ziemlich langweilig sind - die großen Momente sind hier eindeutig in der Überzahl.

Links:

Kommentare_

Kolumnen
Fundamentalteilchen 17/417

Alte Freunde, neue Zeiten

Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die 17. Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Ina Müller.
 

Kolumnen
Fundamentalteilchen 16/416: Der Winter steht vor der Tür

Wolle mer ihn reinlasse?

Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die 16. Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Deine Freunde.  

Kolumnen
Fundamentalteilchen 15/415: Der vermaledeite Brummschädel

Das ewige Kommen und Gehen

Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die 15. Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Ava Vegas.  

Kolumnen
Fundamentalteilchen 6/406: Haruki, Elvis und ich

Literatur ist es, wenn man trotzdem lacht

Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die sechste Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Elvis Costello.  

Kolumnen
Fundamentalteilchen 5/405: Seit sieben Wochen keine komischen Streifen am Himmel und jeder dreht durch

Angriff der Kichererbsen

Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die fünfte Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Lana Del Rey.  

Kolumnen
Fundamentalteilchen 4/404: Mach nicht so viel Wind, mein Kind

Wenn es draußen stürmen tut, ist das Wetter gar nicht gut

Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die vierte Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Charlotte Brandi & Dirk von Lowtzow.