Musik_CD-Tips KW 42/07

Music For The Masses

Drei Alben, die kaum unterschiedlicher sein könnten – aber doch eines gemein haben: sie sind perfekt auf die Bedürfnisse ihrer Fans zugeschnitten.    19.10.2007

Christoph Prenner & Manfred Prescher

Radiohead - In Rainbows

ØØØØ 1/2

www.inrainbows.com (GB 2007)

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Was wurde über dieses Album, Radioheads siebentes, nicht schon alles geschrieben in den vergangenen Wochen? Über die Revolution, die die fünf Radioköpfe als eine der größten Bands dieser Tage mit der Entscheidung losgetreten hätten, ihre Platte nicht über die üblichen Vertriebswege, sondern ohne Label selbst via Internet unters Volk zu bringen - in Phase eins zunächst einmal bloß als Download, für den man als Käufer den Preis selbst festlegen durfte und darf; später auch als Discbox und konventionelle CD. Daß dieses Vorgehen der Band trotz eines großen Anteils unbezahlter Downloads um Unsummen mehr Geld eingebracht hat, als es bei sämtlichen gut verkauften Vorgängerplatten der Fall war, ist da nicht der uninteressanteste Nebenaspekt (und wohl das endgültige Todesurteil für die Industrie; siehe auch die Fälle Nine Inch Nails, Madonna und Prince).

Bei all der berechtigten Berichterstattung darüber kam eines aber immer ein wenig zu kurz: das Album selbst. Dabei gehört "In Rainbows" zum, ja, Schönsten, was Thom Yorke, Jonny Greenwood und Kollegen je auf Tape gebracht haben. Vorbei scheinen sie zu sein, die Zeiten, in denen sich das Oxforder Quintett auf Gedeih und Verderb dem Innovationsdiktat auslieferte - was immerhin dennoch Meisterwerke wie "Kid A"/"Amnesiac" zeitigte, mit "Hail To The Thief" zuletzt aber spürbar nicht mehr aufging. Bei der neuen Platte steht nun wieder wie weiland bei "The Bends" oder "OK Computer" der Song im Mittelpunkt, nicht Sound oder Struktur. Und was für Songs das sind: vom einzig verbliebenen elektronisch blubbernden Track, dem Opener "15 Step", über den langjährigen Live- und Fan-Favoriten "Nude" bis hin zum dramatischen Doppelpack "Weird Fishes/Arpeggi", vom atemberaubenden "Reckoner" bis zum dezent-betörenden Finale "Videotape" - wer solche und vor allem so viele Kaliber in petto hat, dem braucht wirklich nicht bange zu werden vor der digitalen Zukunft des Musikvertriebs. Quality sells: So einfach ist das eben manchmal.

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Dave Gahan - Hourglass

ØØØØ

Mute/EMI (GB 2007)

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Man kann sagen, was man will, es ist definitiv die Stimme von Mr. Gahan, die Depeche Mode prägt. Also darf es auch nicht verwundern, wenn Daves zweites Soloalbum tatsächlich schwer nach den Elektropop-Marktführern klingt. Gut, das galt auch für "Paper Monsters", den Vorgänger aus dem Jahre 2003. Doch "Hourglass" ist noch weit näher dran an DM und klingt auch wesentlich besser. Ein Muß also für alle Fans des rüstigen Synthie-Trios, nicht nur wegen der kernigen Single "Kingdom", die auch auf "Ultra" eine gute Rolle gespielt hätte. So ist "Saw Something" die typische Ballade, die sich mit Gahans unterkühltem Gesang und reichlich Elektronik-Sounds zu einem wahren Monster aufschwingt. Noch düsterer ist "21 Days" – und da singt Dave kraftvoll wie seit "I Feel You" nicht mehr. Wie es sich für eine Depeche-Mode-CD gehört, sind nicht nur Schleicher wie "Insoluble" und "Miracles" drauf, sondern auch echter Hypnobeat ("Endless"). Manches Stück, etwa "Use You" und "Endless", hat er aus der eigenen Historie herausgeklaut, aber das stört nicht weiter. Schließlich will Gahan mit Sicherheit keine Innovationsmedaillen gewinnen.

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John Fogerty - Revival

ØØØ 1/2

Universal (USA 2007)

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Der Kalifornier John Fogerty war der Kopf der erfolgreichsten Band der Jahre 1968 bis 1970 – Creedence Clearwater Revival. Seine heisere, kräftige Stimme und natürlich seine Songs waren es, die Countryrock-Hymnen für die Ewigkeit gedeihen ließen. Daß er den Status-Quo-Dauerbrenner "Rocking All Over The World" schrieb und zuerst erfolglos, aber besser aufnahm, gehört zur Fogerty-Legende. Seine Solokarriere verlief unstet und nicht besonders zielgerichtet; sie drohte im Pop-Nirwana zu versanden. 2004 gelang ihm mit "Déjà Vu All Over Again" ein recht nettes Comeback, das aber einige sehr mediokre Füllsel enthielt.

"Revival" ist stringenter, blickt dafür noch deutlicher zurück. Es könnte wirklich ein echtes CCR-Album sein, steckt es doch voller Hits, die aus einer anderen Zeit zu kommen scheinen: "Don´t You Wish It Was True", der Opener zum Beispiel, oder "River Is Waiting" und der "Creedence Song". Die Abrechnung mit G. W. Bush ("I Can´t Take It No More") hätte es da nicht gebraucht. Einen Minuspunkt gibt es mal wieder für Universal: Die Plattenfirma sorgte dafür, daß Fogerty-Fans in Großbritannien und in den Staaten die CD wesentlich früher kaufen konnten.

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