Stories_Peter Stöger

Das Monokel des Polyphem - Notizen (2)

Sein literarisches Opus magnum blieb unvollendet. Der EVOLVER präsentiert nun die betreffenden Studien des 1997 verstorbenen Künstlers. Seien Sie gewarnt: Eine Sprache, die "herrschende Textgewohnheiten ignoriert und unter Verwendung pseudoklassischer Formen individuelle, skurrile und anarchische Inhalte" vermittelt, ist nicht jedermanns Sache.
Halten Sie Ihren Homer griffbereit und "den Sphinkter im Zaum"!    27.05.2011

In den Jahren 1982 bis 1987 veröffentlichte Peter Stöger sechs schmale Bände mit Vorarbeiten zum "Monokel des Polyphem"; eine ausführliche Introduktion zum Thema finden Sie hier.

Wir bringen dieses brillante Textkonvolut, exklusiv und erstmals im Internet, als fortgesetzte Serie in lesefreundlichen Abschnitten - und zwar als Faksimile, da Typographie (und stellenweise Graphik) eine seitens des Autors gewählte Einheit bilden. Im Anschluß finden Sie jeweils nähere Erläuterungen.

 

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Daß Exegese eine heikle Sache ist, haben wir bereits in der letzten Folge erörtert.

Immerhin kann man hier und heute Stellen, die man nicht versteht, umstandslos nachschlagen. Wir beschränken uns daher auf Hinweise, die Ihnen die Suche erleichtern, sowie auf Anmerkungen des Verfassers selbst.
Denn schon die Gefährtin des Künstlers saß manchen Passagen ratlos gegenüber, und deshalb fragte sie nach. Daraus entwickelte sich später eine regelmäßige Korrespondenz; teils (hand-)schriftlich, teils über Tonbandaufzeichnungen. Die Zitate aus ihren Abschriften finden Sie im Folgenden kursiv gedruckt. (Anmerkung: Es handelt sich dabei um eine Auswahl privater Zeilen und Aufnahmen, die nicht zur Veröffentlichung verfaßt worden waren; daher die streckenweise eigenwillige Diktion.)

 

" ... stammen gleichfalls aus Zitat-Notizen, zu denen mir (nach + nach) die vorangestellten Textzeilen einfielen (summe: grau, war die Erinnerung an 1 alten Güterwaggon, bei dessen Anblick 1 Freund von mir sagte: 'da schau 1 bild von dir!') ... "

 

"Ich hatte (für 1 Text mit dem Titel 'Theorie') einige Sätze gesammelt. Von Horaz, Klinger, Xenophon, Goethe usw. Jeder dieser Sätze bezieht sich 'irgendwie' auf die bildende Kunst. Dann habe ich jeweils 1 Kürzest-Kommentar zu jedem Satz (und zwar unter Nennung des Satz-Autors + in dessen jeweiliger Sprache) geschrieben (zustimmend oder ablehnend) und diese Zeile(n) als Resümee unter ein Textstück gesetzt, das (allerdings aus bewußt anderem Blickwinkel) auf diesen zitierten Satz 'hinzielt' - Wenn also (wie hier) Michelangelo meint, man solle mit dem Hirn + nicht mit der Hand malen, so stimme ich dem bekräftigend zu und biete gleichzeitig einen 'poetischen' Beweis an, in dem in ironisierend 'wissenschaftlichem' Ton z.B. etwas 'beschrieben' wird, das als 'Berechtigungsnachweis' eben diesen Satz zu brauchen scheint.

Das 'Si dipinge con il cervello, non con la mano' von Michelangelo (der Satz heißt: wir malen oder man male mit dem Hirn und nicht mit der Hand oder mit dem Pinsel - er schreibt: mit der Hand), das muß ich bekräftigen: ma si signore buonarotti.

Und auch dem Wittgenstein pflichte ich bei. Dem Klinger hingegen ... da sag' ich: nein, und benütz' dabei ein bißl seinen Sprachduktus und seine Vergleiche. Er (das kommt im Text noch öfters späterhin vor) ... er benützt gern Metaphern aus der Antike und darum hab ich auch so eine genommen, also für mich erfunden: diese G'schicht mit der Mnemosyne, das ist die Mutter der Musen, und bei deren Hinterteil versichere ich ihm, daß ich anderer Meinung bin."

 

helmina: siehe Helmina von Chézy

klinger: siehe Friedrich Maximilian von Klinger

 

 

Nächste Woche geht es weiter. Für heute verabschieden wir uns, wie gehabt, mit den Worten des Autors:
"Ja, die Grausbirnen werden ihnen aufsteigen - ich hoff's - und es g'schieht ihnen recht."


EVOLVER-Redaktion

Peter Stöger


1939 - 1997

Links:

Peter Stöger: das monokel des polyphem - notizen

Band 1


Vergriffen.
Im Sammelband herausgegeben bei:
Österreichischer Kunst- und Kulturverlag (Ö 2007)
ISBN 9783854372974

Peter Stöger: peregrinus - eine introduktion

Hrsg.: Helga Schicktanz


Österreichischer Kunst- und Kulturverlag (Ö 1998)

Links:

Kommentare_

DerStädter - 08.06.2011 : 13.33
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