Video_DVD-Tips 10/2004

Haus der 1000 Filme

Höllisch gute Universal-Monster, biblische Geschichten und einfach göttliche Filmideen: Unsere aktuellen DVD-Tips lassen Sie wieder einiges anschauen.    29.11.2004

 

Jürgen Fichtinger & Peter Hiess

The Monster Legacy DVD Collection


(USA 1931-54/Region 2/Universal)

 

Abgesehen davon, daß eh jeder weiß, wie unschlagbar die alten Monster der Universal Studios sind und daß sämtliche modernisierten Versionen (zwei Worte: Stephen Sommers) nur ein müder Abklatsch sein können - diese Megabox müssen Sie einfach haben. Das liegt naturgemäß vor allem daran, daß sie insgesamt 18 Filme enthält (zu einem Preis von nicht ganz 90 Euro, beispielsweise bei amazon.de), nämlich: "Dracula" (1931) - mit einem neuen Alternativ-Score, den Philip Glass mit dem Kronos Quartet einspielte, die spanische Fassung von "Dracula" (ebenfalls 1931), "Draculas Tochter" (1936), "Draculas Sohn" (1943), "Draculas Haus" (1945), "Frankenstein" (1931), "Frankensteins Braut" (1935), "Frankensteins Sohn" (1939), "Frankenstein kehrt wieder" (1942), "Frankensteins Haus" (1945), "Der Wolfsmensch" (1941), "Frankenstein trifft den Wolfsmenschen" (1943), "Der Werwolf von London" (1935), "Die Werwölfin von London" (1946), "Der Schrecken des Amazonas" (1954), "Der Unsichtbare" (1933), "Phantom der Oper" (1943) und "Die Mumie" (1932). Geboten werden also nicht nur der Fürst der Vampire, das Monster des verrückten Wissenschaftlers und der Wolfman, sondern als Zutaten auch noch die Creature of the Black Lagoon, die Mumie, der Invisible Man und das Opernphantom - das ist mehr, als sich in der US-Ausgabe der vorliegenden DVD-Kollektion findet. Bela Lugosi, Boris Karloff und Lon Chaney, Jr., meine Herrschaften! Was wollen Sie mehr? OK, Sie kriegen mehr: Dokus, Trailers, Kommentare, "Making ofs", Produktionsphotos und filmhistorische Anmerkungen zuhauf. Und das Beste: wunderschöne und qualitativ hochwertige Büsten der drei klassischen Monster, die nicht nur großartig aussehen, sondern auch so massiv sind, daß Sie sie dem nächsten Ungeheuer, das unter dem Bett hervorkriecht, über den Schädel ziehen können. Sicher - Sie könnten auch ohne diese Box weiterleben. Aber wozu?

 

Links:

GoodFellas - Special Edition


(USA 1990/Region 2/Warner Home Video)

 

Martin Scorseses Mafiaepos ist endlich als (kostengünstige) 2-DVD-Special-Edition erhältlich. Neben einem Audiokommentar von Henry Hill und einem Ex-FBI-Agenten gibt es darauf einen weiteren von Regisseur Scorsese, Darsteller Liotta, Kameramann Ballhaus, der Cutterin Thelma Schoonmaker und anderen zu ausgewählten Szenen. Disc 2 enthält zahlreiche Featurettes, darunter eine zum von "GoodFellas" geprägten Nachwuchs wie Joe "Narc" Carnahan.

 

Links:

Das Ritual


(USA 1987/Region 2/MGM)

 

Mark "Twin Peaks" Frost adaptierte für John Schlesinger den Nicholas-Conde-Roman "The Religion". In "The Believers" - so der Streifen im Original - verpflichtet sich Seelenklemptner Cal Jamison (Martin Sheen) nach dem makabren Tod seiner Frau als Polizeipsychologe in New York. Dort wird er recht schnell mit grausigen Ritualmorden - bevorzugte Opfer: Kinder - und der Voodoo-Variante Santoria konfrontiert. Als Zweifler glaubt er den vermeintlichen Mumpitz nicht und entläßt prompt die Haushälterin, als sie versucht, seinen Sohn Daniel mit Schutzzaubern zu belegen. Das ist naturgemäß ein Fehler, da der böse Priester aus Afrika längst im Großstadtdschungel weilt. Schneller, als es Jamison lieb ist, muß er um spiritistische Hilfe flehen. Zwischen seiner Familie und den bösen Voodoo-Praktikanten besteht nämlich eine tiefe Verbindung. Solider Schocker für zwischendurch, mit ein paar Ekeleinlagen, Robert Loggia und Stanley Tucci.

 

Links:

Willie Nelson & Friends - Outlaws and Angels


(USA 2004/Region 2/Eagle Vision/edel)

 

Er ist nicht nur der größte Kiffer der Country-Szene, sondern auch einer ihrer wichtigsten Musiker - und nebenbei politischer Aktivist, der sich nie ein Blatt vor den Mund nahm: Willie Nelson, der auch in Kinofilmen wie "Wag the Dog" zu sehen war und eine der Hauptrollen in Kinky Friedmans amüsantem Krimi "Straßenpizza" (im Original: "Road Kill") innehatte. 2002 spielten zahlreiche befreundete Musiker und Bands in Nashville ein Tribute-Konzert zu seinen Ehren (und natürlich mit ihm, weil der Mann ja gottlob nicht von der Bühne wegzubringen ist): "Willie Nelson & Friends: Stars & Guitars". Ein Jahr später gab es anläßlich seines 70. Geburtstags mit "Live and Kickin´" eine New Yorker Reprise - und 2004 verfügte man sich schließlich für "Outlaws and Angels" nach L. A. Dort traten so unterschiedliche Musikgrößen wie Keith Richards, Bob Dylan, Kid Rock, Lee Ann Womack, Merle Haggard, Jerry Lee Lewis und Carole King auf; moderiert wurde der Abend von James Caan. Und wenn Sie das versäumt haben, können Sie´s jetzt auf DVD sehen. 103 Minuten lang. Ein musikalisches Erlebnis.

 

Links:

Der Affe im Menschen


(USA 1988/Region 2/MGM)

 

Achtziger-Jahre-Horror, die zweite: Sportkanone Allan Mann ist nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt und kann nur den Kopf bewegen. Grund genug für seine Lebensgefährtin, prompt mit dem behandelnden Chirurgen durchzubrennen. Verzweifelt versucht er sich daraufhin in seinem mit allen elektrischen Schikanen - die natürlich nicht ganz so funktionieren, wie er es gerne hätte - ausgestatteten Haus das Leben zu nehmen, doch ein alter Freund schickt ihm die Rettung in Gestalt eines Äffchens. Die kleine Ella wurde darauf trainiert, Querschnittgelähmten zur Hand zu gehen, und schnell entwickelt sich eine tiefe Verbindung zwischen den beiden. Wie tief, stellt sich allerdings erst im Verlauf der Handlung heraus, denn Ella fungierte vor ihrer "Umschulung" als Laborratte für üble medizinische Experimente. Netter Tierhorror, inszeniert von Zombie-König George A. Romero.

 

Links:

Das 1. Evangelium - Matthäus


(I 1964/Region 2/Arthaus/Kinowelt)

 

Wenn Sie zu Weihnachten was Passendes sehen wollen, statt sich vom Fernsehen die Blockbuster vom vorvorigen Jahr um die Ohren schlagen zu lassen, wenn sie aber andererseits nicht ganz sicher sind, ob Mel Gibsons "Passion Christi" das Richtige für die Kinder ist, dann schaffen Sie sich diesen nicht umsonst als Meisterwerk geltenden Jesusfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini an. Die Lebens- und Leidensgeschichte des Heilands wird hier unprätentios, ohne "pomp and circumstances" gezeigt (gedreht wurde in der eindrucksvoll deprimierenden Landschaft Kalabriens) - und der Menschensohn ist im Film des Kommunisten Pasolini natürlich ein Revolutionär, der bis zum bitteren Ende für seine Ideale kämpft. Vielleicht auch nichts für die Kinder ... wenn man bedenkt, wie die Kinder heute sind. Aber egal, dann sind Sie am Heiligen Abend eh allein zu Hause und schauen halt selbst.

 

Links:

Mörder des Klans


(I 1971/Region 2/Koch Media)

 

Der auch unter den Titeln "Shoot the Living ... Pray for the Dead" oder im Original "Prega il morto e ammazza il vivo" bekannte Film von Giuseppe Vari offenbart sich als eher untypischer Spaghetti-Western, spielt doch gut die erste Hälfte in einer Mischung aus Telegraphenamt und Saloon. Dort ist eine Kutschenladung Reisender mit einer Horde Banditen zusammengepfercht. Die bösen Gunslinger haben sich zuvor eine Ladung Gold unter den Nagel gerissen und warten jetzt darauf, daß sich Oberbösewicht Dan Hogan - dargestellt (aber in den Synchronfassungen leider nicht gesprochen) vom Teufelsmimen Klaus Kinski - und der mysteriöse John Webb (Paul Sullivan) einig werden; denn nur Webb scheint einen sicheren Weg in die Freiheit zu kennen. Bis es soweit ist, brodelt es innerhalb der Gruppe. Das Drehbuch stammt von Adriano Bolzoni, der auch für Sergio Corbuccis Klassiker "Il Mercenario" sowie diverse Bud-Spencer-Vehikel verantwortlich zeichnet. Da "Mörder des Klans" halb Kammerspiel, halb Fließband-Western ist, wird er Genre- und Kinski-Fans mit Sicherheit interessieren. Überzeugen kann er allerdings nicht.

 

Links:

Franziskus


(I/D 1989/Region 2/Arthaus/Kinowelt)

 

Doch lieber wieder was spirituell Erbauliches? Na gut. Diesmal ist es das Leben des Heiligen Franz von Assisi, das Regisseurin Liliana Cavani vor 15 Jahren schilderte - damals, als Mickey Rourkes Gesicht noch nicht von den Schrecknissen des Boxsports und der plastischen Chirurgie gezeichnet war. Der "bad boy" von Hollywood verkörpert diese äußerst faszinierende Persönlichkeit der katholischen Heiligengeschichte sehr glaubhaft (weil er halt, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, was kann) und wirkt als Sohn aus reichem Hause, der sich plötzlich auf die Lehren der Bibel besinnt und streng nach dem Evangelium lebt, überzeugend. In weiteren Rollen sind Helena Bonham Carter und Mario Adorf zu sehen. Die vorliegende Fassung ist übrigens erstmals ungekürzt und über die vollen 150 Minuten Laufzeit im deutschen Sprachraum zu sehen; die früher weggeschnittenen Szenen wurden wieder in den Film eingefügt, sind allerdings nicht synchronisiert, sondern nur mit deutschen Untertiteln versehen.

 

Links:

Haus der 1000 Leichen


(USA 2003/Region 2/Sunfilm)

 

Es gibt Filme, bei denen weiß man schon vor dem Anschauen, was einen (leider) erwartet: ein müder Abklatsch dessen, was sie eigentlich sein wollen. Rob Zombies Aufarbeitung des Splatter-Grusel-Horror-Trash der Seventies und Eighties gehört zu diesen Werken. Kaum sieht man die zwei jungen Pärchen, die da durchs Hinterland der USA reisen, auf der Suche nach seltsamen Sehenswürdigkeiten und morbiden Schauplätzen, kennt man auch den Rest der Geschichte. Die jungen Leute gehen drauf, und sie haben’s natürlich verdient - aber als Zuseher hätte man es sich wiederum verdient, daß die Ereignisse um legendäre Serienmörder, tödliche Rednecks und inzestuöse Familien ein bißchen phantasievoller und weniger klischeehaft wären, als Möchtegern-Schockrocker Zombie sie schlußendlich inszeniert hat. Im Endeffekt ist "Haus der 1000 Leichen" ein Genre-Film für all jene Leute, die das Genre nur vom Hörensagen kennen (also: Tarantino-Fans) oder finden, daß es Filme gibt, die "schon wieder gut sind, weil sie so schlecht sind". Solche Leute mag man nicht. Mit solchen Leuten will man nichts zu tun haben. Ohne solche Leute läßt sich das Machwerk zwar durchhalten, aber an den kleinen Extras der hier vorliegenden ungekürzten Kinofassung (vor allem den Blödeleien der Darsteller) erfreut man sich dann doch ein wenig mehr.

 

Links:

Hellraiser Puzzle Box

Import-Tip: GB


(USA 1987-92/Region 2/Anchor Bay Entertainment)

 

Die geduldigsten unter den verlorenen Seelen werden also doch belohnt: Wer noch keinen der ersten drei "Hellraiser"-Teile rund um Clive Barkers Zenobiten (angeführt vom stachligen Pinhead) auf DVD sein eigen nennt, kann diese nun entweder als reguläres Digipack oder in Form des legendären Würfels - bekannt als die "Lament Configuration" erwerben. Zahlreiche neu produzierte Features und Audiokommentare sowie eine Bonus-Disc machen auch Besitzern der älteren RC1-DVD-Ausgaben den Mund wäßrig. Demnächst erscheinen in den USA übrigens Teil 7 und 8 der Reihe: "Hellraiser: Deader" und "Hellraiser: Hellworld".

 

Links:

Immortel (Ad Vitam) - Edition 2095

Import-Tip: F


(F 2004/Region 2/TF1 Vidéo)

 

Die üppigst ausgestattete und sündhaft teure Luxus-Edition zu Enki Bilals sehenswertem SF-Spektakel. Falls Ihnen die Extras der "banalen" Collector´s Edition (lesen Sie dazu den ausführlichen Review; Link siehe unten) nicht reichen sollten, enthält diese "Coffret Luxe Edition limitée" auch noch Soundtrack, Buch und so weiter.

 

Links:

Nightbreed

Import-Tip: USA


(USA 1990/Region 1/Warner)

 

Nach dieser Verfilmung seines Romanfrühwerks

"Cabal" wollte Clive Barker eigentlich nie wieder für Hollywood arbeiten. Der Grund für seinen Frust: Das Gruselabenteuer um die unterirdische Metropole Midian, ihre liebenswerten und ästhetisch durchaus ansprechenden Monster, die zahlreichen aussterbenden Rassen entstammen, und die menschlichen Ungeheuer, die die Stadt unter dem Friedhof zerstören wollen, sei von der Filmfirma brutal geschnitten und dann erst recht nicht (oder falsch) beworben worden.

Mittlerweile hat sich der gute Clive wieder mit den Anzügen versöhnt, und wir dürfen "Nightbreed" auf DVD sehen. Und da merkt man zum einen tatsächlich, daß der Film verstümmelt ist, weil Erzähltempo und Dramaturgie nicht stimmen, stellt zum anderen aber fest, daß der Regisseur wohl wirklich überfordert war und sich in schrecklicher Spätachtziger-Ästhetik erging (bei den Frisuren der Hauptdarsteller kriegt man mehr Angst als beim ärgsten Midian-Mutanten). Außerdem sah Craig Sheffer, der hier den Helden/Antihelden spielt, damals noch affenartiger aus als später in "Hellraiser: Inferno". Dennoch sehenswert: die Monster (die meist viel zu kurz im Bild sind) und vor allem David Cronenberg als Psychiater, der gelegentlich gern seine Knopferlmaske aufsetzt und die langen Messer schwingt.

Da die DVD praktisch ohne Extras daherkommt, warten wir trotzdem lieber auf den seit Ewigkeiten versprochenen Director´s Cut.

 

Links:

Kommentare_

Video
Blu-ray-/DVD-Tips 6/2014

Feuer frei zum frohen Fest!

Weihnachten ist genau der richtige Zeitpunkt, um Kreaturen und Dirnen im viktorianischen London nachzujagen, mit Antonia Banderas aufmüpfige Roboter aufzuspüren oder sich historisch weiterzubilden. Treten Sie näher, verehrte Damen und Herren!  

Video
Blu-ray-/DVD-Tips 5/2014

A Hard Day´s Night

Psychopathische Lehrer, flanierende Tote, legendäre Enten und ausbrechende Vulkane: genau das Richtige, um die November-Dunkelheit aus dem Wohnzimmer zu vertreiben.  

Print
Print-Tips 2/2007

Modesty, Engel und Sektierer

Wenn ausgerechnet ein Grazer Verlag in andere Welten entführt, müssen unsere restlichen Lesetips zurückstehen. Aber nur ein bißchen - dann kommen Agenten, Mammuts und liebenswerte Irre.  

Video
DVD-Tips 10/2004

Haus der 1000 Filme

Höllisch gute Universal-Monster, biblische Geschichten und einfach göttliche Filmideen: Unsere aktuellen DVD-Tips lassen Sie wieder einiges anschauen.  

Print
Print-Tips 6/2004

Ein Sinn für Wunder

Die Zukunft ist auch nicht interessanter als die Vergangenheit: Da treten Alien-Artefakte gegen Hardboiled-Helden an, und Sherlock Holmes gegen Shub-Niggurath.  

Video
DVD-Tips 8/2004

Amerikanische Monster

Die Zombies laufen wieder, die Friseure schneiden nicht nur Haare, die Ratten drehen durch - und ein isländischer Albino verliebt sich. So geht´s ...