Video_Blu-ray-/DVD-Tips 6/2014

Feuer frei zum frohen Fest!

Weihnachten ist genau der richtige Zeitpunkt, um Kreaturen und Dirnen im viktorianischen London nachzujagen, mit Antonia Banderas aufmüpfige Roboter aufzuspüren oder sich historisch weiterzubilden. Treten Sie näher, verehrte Damen und Herren!    22.12.2014

Jürgen Fichtinger & Peter Hiess

Automata

ØØØ

Import-Tip: USA

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(USA 2014/Region 1/Millennium)

 

Der Topos "Mensch und Maschine" gehört gemeinsam mit Isaac Asimovs Robotergesetzen wohl zu den am öftesten recycleten Themen innerhalb des Science-Fiction-Genres. Und ob das (noch) fiktive Bewußtsein mitsamt artifizieller Emotionen einer Maschine weniger wert sein sollte als das eines Menschen, ist angesichts der derzeitigen Entwicklung unserer Gesellschaft ohnehin fraglich.

Bevor wir aus den anstehenden Fortsetzungen zu Ridley Scotts "Blade Runner" und James Camerons "Terminator" erfahren werden, wie es mit zwei der bekanntesten filmischen Abhandlungen zur Materie weitergeht, gibt Gabe Ibáñez dem Schauspieler Antonia Banderas in "Automata" Gelegenheit, seine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Als futuristischer Versicherungsvertreter muß Banderas Roboter überprüfen, die angeblich gegen ihre Protokolle verstoßen, und bekommt es dabei mit profitorientierten Konzernen, Versicherungsbetrügern und einer desolaten Umwelt zu tun (same shit, different year). Nicht zu vergessen natürlich: ein paar Maschinen, die ihre eigenen Pläne schmieden. Was dabei herauskommt, ist keine Materialschlacht à la "I, Robot", kein charmantes Zwischenspiel wie "Her" und kein sehenswertes B-Movie wie "The Machine". Aber für Genre-Fans durchaus eine Überbrückungsmöglichkeit, bis Danny Boyles "Ex Machina", Neill Blomkamps "Chappie", Matthew Leutwylers "Uncanny" oder Brian A. Millers "Vice" in die Kinos kommen.

 

 

 

 

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Der Erste Weltkrieg und die Folgen für die Erste Republik

ØØØ

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(Ö 2014/Region 0/Hoanzl)

 

Das ganze Jahr über wurden wir aus allen medialen Kanälen beschossen - mit Dokumentationen, Informationen und Abhandlungen zum Ersten Weltkrieg, der "Katastrophe des 20. Jahrhunderts". Da durfte natürlich auch der österreichische Staatsfunk nicht fehlen, der in dieser dreiteiligen Doku-Reihe Vorgeschichte, Kriegsjahre und die schon im Titel genannten "Folgen für die erste Republik" aufbereitet. Das muß man natürlich durch die ideologisch verbrämte Erinnerungskultur-Brille betrachten, weil es eben eine ORF-Produktion ist; aber wer historische Aufnahmen sehen will, muß sich ja auch nicht unbedingt auf den Ton konzentrieren ...

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Dillinger

ØØØ 1/2

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(USA 1973/Region 2/Explosive Media)

 

Frühwerk, die erste: Während die Vorbereitungen zu "The Legend of Conan" auf vollen Touren laufen, erholt sich John Milius nach wie vor von den Folgen seines Schlaganfalls. Drücken wir dem "Zen-Anarchisten" die Daumen, daß es ihm noch einmal möglich sein wird, einen Film zu inszenieren. Bis dahin gibt es die Gelegenheit, sich den innerhalb des Roger-Corman-Produktionsuniversums entstandenen Gangster-Streifen "Dillinger" anzusehen. Warren Oates schlüpft darin in die Rolle des legendären Public Enemy und läßt die Kugeln um die Ecken pfeifen ...

Interessantes Detail am Rande: Während weltweit keine DVD-Veröffentlichung mit nennenswerten Extras existiert, hat Milius einen Audiokommentar zu Max Nossecks gleichnamiger Produktion aus dem Jahre 1945 aufgenommen.

 

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Penny Dreadful: Season 1

ØØØØØ

Import-Tip: USA

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(USA 2014/Region 1/Paramount)

 

Wer die Geschichte von Pulp und Unterhaltungsliteratur kennt, der weiß natürlich auch, was "Penny Dreadfuls" sind. Die Vorläufer unserer Schundheftln haben allerdings nichts mit der gleichnamigen Serie zu tun - deren Titel dient nur dazu, sie im Entertainment-Universum zu lokalisieren: viktorianische Schauerliteratur, Jack the Ripper, nebliges London usw. usf. Genau das bietet die acht einstündige Episoden lange erste Staffel von "Penny Dreadful" auch - eine Horrorgeschichte mit viel Blut und Beuschel (und schon fast etwas zuviel Sex, wie das bei US-Privatsendern heutzutage üblich ist), gleichzeitig aber intelligenten Dialogen und einem spannend-verwickelten Plot. Und das Beste daran ist, daß all die (copyright-freien) Helden und Monster aus dieser Zeit vorkommen: Dr. Frankenstein und gleich zwei seiner Schöpfungen, der alterslose Dandy Dorian Gray, Mina Harker und das blutsaugende Monster Dracula sind perfekt in die Story eingearbeitet, erfreuen nicht nur gebildete Grufties und Steampunks (obwohl die sich an der Optik der Serie durchaus sattsehen können), sondern auch Menschen mit einer Vorliebe für gepflegten Trash - und machen Lust auf mehr Besuche im Grand-Guignol-Theater und in der romantisch-gruslig nachempfundenen englischen Metropole dieser Zeit. Die britisch-amerikanische Koproduktion ist mit hervorragenden Schauspielern wie Timothy Dalton, Eva Green und David Warner besetzt; Josh Hartnett spielt (so gut er halt kann) einen Pseudocowboy und Meisterschützen aus den USA, der auch ein paar Geheimnisse zu haben scheint ... Kurz und gut: wieder ein Muß für alle Serienfreunde. Wozu soll man eigentlich noch ins Kino gehen?

 

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The Quiet Ones

ØØ 1/2

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(USA/GB 2014/Region 2/Ascot Elite)

 

Erinnern Sie sich noch an den Neo-Hammer-Film "The Woman in Black"? Falls Ihnen die in der Tradition des Gothic Horrors stehende Geistergeschichte auch keine aufgestellten Nackenhaare beschert hat, sparen Sie sich die Folgeproduktion der neu formierten Hammer Studios am besten gleich.

"The Quiet Ones" erzählt die Geschichte eines passionierten College-Professors, der mit seinen Studenten mittels eines fragwürdigen Experiments einen Poltergeist beschwören will. Das Ergebnis ist in etwa so aufregend wie wissenschaftliche Zitierregeln - da wären die Herrschaften allesamt besser still geblieben. Schauen Sie sich stattdessen lieber "The Conjuring" oder "Oculus" an.

 

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Der Augenzeuge - Die DEFA-Wochenschau

ØØØØ

1946-1950

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(D 2014/Region 2/Icestorm Entertainment)

 

Noch einmal ideologisch angereicherte Zeitgeschichte, diesmal aber um einiges interessanter: "Der Augenzeuge", eine Auswahl aus Berichten der DEFA-Wochenschau, von der uns fünf DVDs aus den Nachkriegsjahren vorliegen - von staatstragenden Ereignissen wie den Prozessen gegen die Nazi-Kriegsverbrecher und der Gründung der DDR bis zu "soft news" wie Katastrophen- und Fußballberichten (ist das nicht eh fast dasselbe ...?). Jedenfalls ist es interessant, die andere Seite zu hören und zu sehen, über die man früher ja nur mit Westpropaganda desinformiert wurde; vor allem seit dem neuen Anschluß - erst die Annektion der DDR, später die durch die EU ermöglichte Wiedereroberung der "Ostmark" - tun ja die Medien so, als hätte es die Deutsche Demokratische Republik nie (oder nur als Anhängsel des "bösen Imperiums") gegeben. Insofern ist es gut, wenn man einfach nur zuschaut und zuhört, um eine verdrängte Realität kennenzulernen.

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Mach ein Kreuz und fahr zur Hölle

ØØ 1/2

(Fighting Mad)

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(USA 1976/Region 2/Explosive Media)

 

Frühwerk, die zweite: Denkt man an die Könige des B-Movies, fallen einem automatisch Roger Corman und Samuel Z. Arkoff ein. Unter der Produktionsägide des zweiteren entstand Jonathan Demmes "Fighting Mad", der auf Deutsch den wunderbaren Titel "Mach ein Kreuz und fahr zur Hölle" trägt. Nach "Caged Heat" und "Crazy Mama" widmet sich der Regisseur darin einem raffgierigen Großgrundbesitzer, der vor nichts zurückschreckt, um kleinen Farmern seinen Willen aufzuzwingen (nein, nicht Monsanto). Dummerweise ist Peter Fonda mit von der Partie und liefert den Herrschaften via Pfeil und Bogen Spitzenargumente, ihre Pläne aufzugeben. Obwohl gerade Fonda in diesem Exploitation-Flick wie ein Laiendarsteller durch die Südstaaten-Kulissen stapft, ist das Werk für Genre-Freunde durchaus einen Blick wert.

Apropos: Spaghetti-Western-Aficionados sollten auch das restliche Programm von Explosive Media durchstöbern. Dort finden sich nämlich Genre-Perlen wie Sergio Sollimas "Faccia a faccia" oder Giulio Petronis "Von Mann zu Mann".

 

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Fast Forward


Big Bad Wolves

(Israel 2013/Region 2/Highlight)

ØØØ1/2

 

Wem zur Weihnachtszeit der Sinn so gar nicht nach familienfreundlicher Unterhaltung steht, dem legen wir nochmals diese bitterböse Komödie des israelischen Regieduos Aharon Keshales und Navot Papushado ans Herz. "Big Bad Wolves" ist seit kurzem auch als hiesiger DVD-Release erhältlich und beschert einem bestimmt keine stille Nacht ...

 

 

The Shooting/Ride in the Whirlwind

(USA 1966/Region 1/Criterion)

ØØØØ

 

Alle, die noch Lücken in ihrer Western- oder Monte-Hellman-Sammlung füllen möchten, greifen jetzt am besten gleich zu diesem Double Feature aus dem Hause Criterion. Überraschend günstig und mit zahlreichen Extras ausgestattet - es war noch nie so schön, Warren Oates und Jack Nicholson beim Cowboyspielen zuzuschauen.

 

 

Coldwater

(USA 2013/Region 2/Ascot Elite)

ØØ1/2

 

Gehören jugendliche Straftäter wirklich in ein Boot-Camp? Dieser Frage sind bereits mehrere Filme nachgegangen, und auch Regisseur Vinvent Grashaw liefert uns in "Coldwater" eine Variation. Kann man sich anschauen, muß man aber nicht gesehen haben. Gönnen Sie sich lieber Mikael Håfströms gelungenen Internatsstreifen "Evil" (im Original: "Ondskan").

 

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Blu-ray-/DVD-Tips 6/2014

Feuer frei zum frohen Fest!

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Blu-ray-/DVD-Tips 5/2014

A Hard Day´s Night

Psychopathische Lehrer, flanierende Tote, legendäre Enten und ausbrechende Vulkane: genau das Richtige, um die November-Dunkelheit aus dem Wohnzimmer zu vertreiben.  

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Die Zombies laufen wieder, die Friseure schneiden nicht nur Haare, die Ratten drehen durch - und ein isländischer Albino verliebt sich. So geht´s ...