Video_L´amour
Sinnlosigkeit ohne Ende
Wenn man bei Arthouse-Kino die Festival-Herzlungenmaschine abeschaltet, tritt meist der filmische Hirntod ein. So auch bei Philip Grönings Liebelei.
03.11.2004
Ein Strichmädchen und ein junger Arbeitloser verlieben sich ineinander und ziehen gemeinsam durch die Gegend. Aber von irgendetwas muß man schließlich leben, und so beginnt Mademoiselle bald wieder auf den Strich zu gehen. Damit sind die Probleme vorprogrammiert.
Würde es sich bei "L´amour" um eine amerikanische Produktion handeln, hätte man wahrscheinlich eine knapp eineinhalbstündige Herz/Schmerz-Story vor sich, die zwar nicht sonderlich beeindruckt, aber auch nicht weh tut. Doch der Film kommt aus Deutschland, trägt im Original den Titel "L´amour, l´argent, l´amour" und gehört zur Sorte prätentiöses Kunstkino. Für den Zuschauer bedeutet das: Ein süßes Mädchen macht zwei Stunden auf Kindchenschema und torkelt mit ihrem Freund wie bekifft durch die Gegend. Beide reden ab und zu unverständlichen Schwachsinn, aber nicht zu viel, denn es muß ja noch genug Zeit bleiben, immer und immer wieder die gleichen Lieder zu spielen - so oft, bis sie wirklich keiner mehr hören kann. Dazwischen sehen wir verwackelte Bilder verschiedener Städte, Straßen und Hotelzimmer, Wiederholungen der gleichen phantasielosen Fickszene mit wechselnden Darstellern, Porno für Cineasten. Und das alles in schlechterer Bildqualität, seltsamerer Beleuchtung, schlampigerer Nachsynchronisation, mit laienhafteren Darsteller und weniger Action als in "richtigen" Pornos, aber ebenso wie bei denen eigentlich ohne Handlung.
Nach unendlich langen zwei Stunden ist der Film endlich aus. Und man weiß nicht, wozu das alles ... Bei den Extras auf der DVD findet man auch keine Antwort auf diese Frage - nur unzählige, zu Recht geschnittene Szenen und ein alternatives Ende, das den Film noch eine weitere halbe Stunde planlos in die Länge zieht.
So drängt sich wieder einmal die Frage auf: Was macht Kunst aus? Roher Schnitt, bei dem man nach frühestens zehn Minuten erfährt, worum´s überhaupt geht? Seltsamer Ton, immer wieder stumm und mit sektploppendem Rotweinflaschenöffnen? Cinemascope, das so verpixelt ist, daß man´s nicht zu groß ansehen darf?
Warum dieser Film einen Preis in Locarno und gleich zwei beim
Max-Ophüls-Festival gewonnen hat? Vielleicht, weil der Wert digitaler Bildaufnahme überschätzt wird. Vielleicht waren ja auch die Bilder auf der großen Leinwand tatsächlich schöner. Vielleicht neigen wir aber nur einfach dazu, Bilder ohne Handlung als kunstvoller anzusehen, als sie es tatsächlich sind.
Wolf Hoog
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