Games_Act of War: Direct Action

Amerika ist wunderbar

Heuer kamen vor allem Ego-Shooter-Spieler auf ihre Kosten. Um das Echtzeitstrategie-Genre war es zum Unmut der vielen Fans bisher sehr still. Doch das lange Warten hat ein Ende.    18.05.2005

In naher Zukunft sind die Rohölpreise auf dem Weltmarkt dermaßen unverschämt hoch, daß das Auto mehr kostet als die Wohnung. Das hält die Ölmultis aber nicht davon ab, neue Strategien zu entwickeln, um den Preis noch höher zu treiben. Die letzte und zugleich perverseste ist es, Terroristen anzuheuern, um Anschläge auf Öl-Pipelines und Raffinerien zu verüben. Das wiederum sieht die selbsternannte Weltpolizei USA gar nicht gern - und macht sich auf, die bösen Terroristen und ihre Sponsoren ins Jenseits zu befördern ...

Bei "Act of War" handelt es sich um ein reinrassiges RTS-Spiel. In der Einzelspieler-Kampagne schlüpft man natürlich in die Rolle der Amerikaner und jagt die Achse des Bösen. Das Gameplay wird jedem, der schon einmal Hand an einen Titel aus diesem Genre gelegt hat, dabei vertraut vorkommen: Basisbau, Forschung, Einheitenproduktion, Angriff, Verteidigung. Alles geht leicht von der Hand. Wie in dieser Spiele-Kategorie üblich, gibt es auch einen Multiplayer-Modus, in dem zusätzlich zu den Amis eine nicht näher benannte Terrororganisation und eine neu geformte Kampftruppe zur Verfügung stehen; alle drei Fraktionen haben ihre Vor- und Nachteile und erfordern eigene Strategien.

Ausreichend Abwechslung wird also geboten - und auch die zahlreichen realen Filmaufnahmen zwischen den Missionen, die mit wirklich viel Liebe zum Detail und hervorragender Kameraführung begeistern können (im Kampf selbst wird der Verlauf der Story mittels eingeblendeter Videos in In-Game-Grafik fortgesetzt), sorgen dafür, daß das geneigte Spielerherz höher schlägt.

Aber es scheint nicht nur Sonne. Bei der Besetzung der Schauspieler dürfte wohl kein Geld mehr vorhanden gewesen sein. Denn was hier zum Teil geboten wird, ist wirklich letztklassig. Hätte man Sarah Michelle Gellar und Freddie Prince Jr. die Hauptrollen anvertraut, es hätte kaum schlimmer werden können. Und als ob es nicht reichen würde, daß uns die Amis tagtäglich zeigen wollen, daß sie die Besten sind, muß es denn jetzt auch in Videospielen so sein? Es gibt sicher viele Spieler, die lieber die Kontrolle über das russische oder englische Militär übernehmen würden. Denn wenn in einer Mission die Amerikaner von den Briten gebeten werden, ihre Queen bei einem Empfang zu beschützen, ist das einfach nur lächerlich.

Trotzdem spielt sich die Kampagne sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Vor allem die Schlachten in den Großstädten sind hervorragend in Szene gesetzt worden. Die grandiose Optik, die dem Spiel zugrunde liegt, tut ihr übriges, das Gesamtbild abzurunden. Alles in allem können Genre-Fans hier bedenkenlos zugreifen, da momentan sowieso Flaute herrscht, was sich in naher Zukunft auch kaum verändern dürfte. Nur einen hervorragend ausgestatteten PC sollte man schon zu Hause haben, sonst macht das Kämpfen nur halb so viel Freude ...

Christian Krenn