Kino_Film-Tips Mai 2019

Von Männern und Hunden

Eines der besten Komiker-Duos aller Zeiten wird endlich mit einem Biopic geehrt. Neil Jordan lebt zum Glück noch. Mutierte Fledermäuse trachten unserer Spezies nach dem Leben. Und: John Wick weiß immer noch, was sich gehört. Der Mai im Kino.    10.05.2019

EVOLVER-Redaktion

Stan & Ollie

Filmstart: 10. Mai 2019

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Es soll ja Leute geben, die das Komikerduo Laurel & Hardy, hier schlechter bekannt als "Dick und Doof", noch immer als kindische Blödler und nicht als geniale Komödianten sehen. Ihnen sei dieses tolle Doppel-Bio-Pic ganz besonders ans Herz gelegt, aber auch (und gerade) Fans der beiden dürfen "Stan & Ollie" nicht versäumen. Es geht - nach einem kurzen Blick auf einen Höhepunkt ihrer Karriere - um deren letzte Phase, eine wenig bekannte Tingeltangel-Tour durch englische Provinzbühnen Anfang der 1950er Jahre. Die Säle bleiben schütter gefüllt, ein Filmprojekt droht sich zu zerschlagen, und Oliver Hardy kämpft zunehmend mit gesundheitlichen Problemen. Auch die Chemie zwischen den beiden Künstlern stimmt nicht immer - sehr zum Unterschied zu den beiden Darstellern John C. Reilly und Steve Coogan, die Laurel & Hardy hier so täuschend echt verkörpern, daß man mehr als einmal meint, in einem "echten" Film der beiden zu sitzen. Gleichzeitig bekommt man sinnfällig vor Augen geführt, wie sehr der auf der Leinwand so "doofe" Laurel in Wahrheit der kreative Geist des Duos war. Darüber hinaus ist der Film beste englische (BBC-)Maßarbeit: tolles production design, subtile Balance zwischen Komik und leiser Melancholie, wunderbar britische Atmosphäre und keine Sekunde Langeweile. Und dann daheim gleich wieder mal eine DVD mit einem alten L&H-Film eingelegt!  (HL)

 

The Silence

Filmstart: 17. Mai 2019

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Ein taubes Mädchen geht mit seiner Familie auf die Flucht. Schuld daran ist, daß Höhlenforscher auf unheimliche Wesen, die "Vesps" - eine Art mutierte Fledermäuse - gestoßen sind, die nun die Menschheit angreifen. Die Viecher werden durch Lärm oder vielmehr jedes Geräusch angelockt (einmal U-Bahn-Fahren und die in ihre Blödphones brüllenden Mitreisenden hören, und man möchte die Monster auf sie loslassen ...). Die US-Regierung ruft den Notstand aus und rät den Leuten, ihre Behausungen möglichst nicht zu verlassen und sich ruhig zu verhalten. Die logische Konsequenz in Horrorfilmland: Man setzt die ganze Sippschaft in ein gar nicht so leises Auto und fährt aufs Land. Das machen allerdings auch viele andere, daher kommt es zu Staus, Unruhen, Unfällen - und schließlich ist die liebe Familie zu Fuß unterwegs. Ihr Glück, daß die gehörlose 16jährige Ally dank ihrer Taubheit die Fähigkeit besitzt, das mutierte Getier wahrzunehmen und ihren Eltern so helfen kann, der Bedrohung zu entkommen und in Stille im Wald zu leben. (Nein, fragen Sie nicht, das ist Horrorfilmlogik.) Während die Ausgangssituation also sehr an den erfolgreichen - und besseren - "A Quiet Place" erinnert, passiert im weiteren Verlauf der Handlung das, worauf wir spätestens seit "Walking Dead" wöchentlich hingewiesen werden: Wurscht, welche Postapokalypse kommt, die schlimmsten Feinde sind immer andere Menschen. Jaja ... Und genauso belanglos und alles-schon-dagewesen geht "The Silence" auch weiter und ist damit ein Werk, das man nicht gesehen haben muß, schon gar nicht im Kino. Der Film hätte ruhig auf Netflix bleiben sollen.

Das einzig Originelle daran: Irgendwelche tauben Nüsse regen sich anläßlich des Streifens darüber auf, daß die Hauptdarstellerin Kiernan Shipka nicht wirklich taub und damit keine richtige Identifikationsfigur für die "Gehörlosenkultur" ist - oder so ähnlich. Natürlich purer Blödsinn, wie immer, wenn der Gutmensch aufmuckt. Wenn das mit der "Identity-Politik" im politisch korrekten Hollywood so weitergeht, spielt Schauspielkunst wohl bald keine Rolle mehr; dann darf nur mehr ein echter Schizophrener einen Schizophrenen darstellen, eine wirklich Schwangere eine Filmschwangere oder ein verurteilter Serienmörder einen noch aktiven Kollegen. Na, viel Spaß!  (ph)

 

Greta

Filmstart: 17. Mai 2019

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Der harmlose Titel trügt. "Greta" ist ein fieser kleiner Stalking-Thriller, der nicht zuletzt von seiner tollen Besetzung lebt. Chloë Grace Moretz (Kick-Ass) gibt eine junge Frau, der eines Tages in der U-Bahn eine vergessene Handtasche auffällt. Gutmütig, wie sie ist, bringt sie den Fund der rasch ausfindig gemachten Eigentümerin zurück, doch die (Isabelle Huppert) entpuppt sich zunehmend als besitzergreifende Psychopathin. OK, das ist jetzt nicht rasend originell und mit Klassikern des Verfolgungs-Genres von Caché bis Cape Fear nicht entfernt vergleichbar. Aber auf bescheidenem Niveau hat der (vom lang vermißten Iren Neil Jordan inszenierte) Reißer durchaus seine Meriten. Die Spannungsschraube wird so langsam wie effektiv angezogen, der alte „Es-war-nur-ein-Alptraum“-Schmäh erfährt hier eine originelle Variante, und selbst das konventionell blutige Finale entbehrt nicht witziger Details. Vor allem aber liefert Isabelle Huppert hier eine grandiose Show. Ihre Stalkerin-Figur überhöht gleichsam das "seriöse" "Klavierspielerin"-Porträt aus Hanekes Jelinek-Verfilmung ins Grand-Guignol-hafte. Wäre dies ein Hollywood-Film aus der Goldenen Ära, hätte Joan Crawford diesen Part gespielt. Allein die Szene, in der die Huppert endlos lange einen Kaugummi weichkaut, um ihn ihrem Opfer dann ins lockige Blondhaar zu spucken, lohnt die Kinokarte!  (HL)    

 

John Wick: Kapitel 3

Filmstart: 23. Mai 2019

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Glauben Sie einem, der schon in ganz jungen Jahren - als alle noch Berufswünsche wie "Pilot", "Tierpfleger" oder "Schlagersänger" hatten - unbedingt Profikiller werden wollte: Das Dasein eines hauptberuflichen Mörders ist nicht so, wie es "John Wick" darstellt. Da rennt man nicht in coolen Tarantino-Anzügen durch die Landschaft, hat besondere Mordtricks und -methoden auf Lager, hält sich in sicheren Luxushotels auf, wo die internationale Killerclique voreinander sicher ist; vielmehr geht es genau darum, unauffällig und anonym zu zu existieren, die Kundschaft möglichst nicht direkt kennenzulernen und Aufträge diskret abzuarbeiten. Soweit man über die realen Professionisten dieser Berufsgruppe Bescheid weiß, führen sie alles andere als ein mondänes Jetsetter-Leben; genau das war ja für den Autor dieser Zeilen das Reizvolle.

Aber das macht nichts. Der Kinofilm muß ja das wirkliche Leben nicht widerspiegeln und ist sogar besser, wenn er es nicht tut. Die zwei "John Wick"-Streifen erzählten genau die gegenteilige Geschichte: Profikiller im Ruhestand geht wieder ans tödliche Werk, als freche Russenmafiosi seinen Hund umbringen, und kehrt in seine aufregende Arbeitswelt (mit Pin-up-Telefonvermittlungen, einer internationalen Mördervereinigung samt eigenem Ehrenkodex, exotischen Supergangstern und -innen) zurück, um sich zu rächen - mit eskalierenden Folgen. Gespielt wird besagter Killer namens Wick von Keanu Reeves, der immer noch genau den gleichen Gesichtsausdruck vor die Kamera hält wie einst in den "Bill and Ted"-Filmen und daraus mittlerweile sowas wie ein Markenzeichen gemacht hat. Teil 2 war zugegebenermaßen bei aller immer noch gut choreographierten Action ein bissl kindlich-dumm, aber das stört keinen großen Geist. Weil: In Teil 3 ("Parabellum") sind 14 Millionen Dollar (huch!) auf John Wicks Kopf ausgesetzt, der Schutz des "Continental" gilt nicht mehr, Mordlustige aus aller Welt sind in New York hinter dem Protagonisten her, und er kann sich nur eventuell auf den Schutz neuer und alter Verbündeter (Anjelica Huston, Halle Berry) verlassen. Schnell inszeniert, eine einzige fröhliche Schießerei und im Endeffekt sowas wie das Keanu-Äquivalent zu den "Expendables": a guilty pleasure.  (ph)

 

 

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