Kino_Film-Tips Mai 2014

Rauchpausen

Wozu sich mit Kafka oder dem letzten Mentschen auf einen leidigen Kinokreuzweg begeben, wenn man stattdessen dank Gojira und den X-Men würziges Popcorn zum Abendmahl naschen darf? Die Filmstarts im Mai.    05.05.2014

EVOLVER-Redaktion

Kafka, Kiffer und Chaoten

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Filmstart: 9. Mai

 

Wie sag ich´s meinem Kinde? Ich mag Kurt Palm und seine Arbeit meistens sehr, und Drehbuch-Mitautor Reinhard Jud ist ein alter Bekannter von mir. Aber diesmal ist die Suppe doch ein wenig dünn geraten. Fünf haschumnebelte Studenten fahren für eine Verfilmung von Kafkas "Landarzt" im Campingbus bis Sizilien, wo sich auch Kafka selbst ins Projekt einbringt. Eine "Mischung aus abgefahrenem Road Movie und durchgeknallter Künstler-Satire" nennt sich die Produktion selbst, doch auf der Leinwand zu sehen ist nicht viel mehr als ein halbgarer Studentenulk, der sich seine Grundidee noch dazu, wie im Nachspann verschämt eingestanden wird, vom deutschen Satiriker Eckhard Henscheid ausgeborgt hat. Etliche Inside-Jokes (Franz Schuh als Literaturprofessor!) zünden immerhin, Hermes Phettberg hat einen (melancholisch stimmenden) Kürzest-Auftritt und die bewußt billig getricksten Zwischensequenzen, die die Reise des literarischen Quintetts illustrieren, sind originell gearbeitet. Damit hat es sich allerdings auch schon - und wer nicht wüßte, daß Kurt Palm einer der kenntnisreichsten Kafka-Experten des Landes ist, hier erfährt er es nicht. "Im Kino gewesen. Gelacht" paraphrasiert das letzte Text-Insert eine berühmte Tagebuch-Eintragung Franz Kafkas, doch das ist mehr hoffnungsvolle Beschwörung als realistische Bilanz. (HL)


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Der letzte Mentsch

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Filmstart: 9. Mai

 

Der Grundgedanke ist von nie nachlassender Dringlichkeit: Wie läßt sich die Erfahrung des Holocaust den Nachgeborenen vermitteln, sobald die letzten Zeitzeugen verstummt sind? Dieses europaweit (D, CH, F) koproduzierte Road-Movie kleidet die Problemstellung freilich in ein Drama, das seine didaktische Absicht weniger verbergen kann, als ihm künstlerisch gut tut. Da fährt ein greiser Holocaust-Überlebender (Mario Adorf in einer eindrucksvollen Altersrolle) an seinen ungarischen Geburtsort, um sich dort seine letzte Ruhestätte zu sichern. Doch trotz eintätowierter KZ-Nummer wollen selbst die jüdischen Instanzen von dem alten Mann Beweise seiner Herkunft, die schwer zu erbringen sind. Als wäre dies nicht dramatisch genug, gibt das Drehbuch dem Helden in einer jungen Türkin eine allzu kontrastreich erfundene Gegenfigur mit, die sich nach anfänglicher Reserviertheit - wie denn auch nicht - mit dem alten Herren anzufreunden beginnt. Den Gipfel papierener Konstruiertheit erreicht die Parabel, als der "Letzte Mentsch" in Ungarn eine blinde Schicksalsgefährtin (Hannelore Elsner) kennenlernt und sich zwischen den beiden so etwas wie eine Senioren-Love-Story anzubahnen beginnt. Das Ganze wirkt wie ein verfilmter Besinnungsaufsatz und läßt umso kälter, je üppiger die Klezmer-Musiksauce auf der Tonspur aufquillt. Schade um die sorgfältige Photographie, schade um die an sich guten Darsteller, schade um das ganze Unternehmen. (HL)


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Godzilla

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Filmstart: 16. Mai

 

Was soll man sagen - Godzilla-Fans wird es immer geben. Und das nicht nur in Japan, sondern auch in den USA und Europa. Und keiner von denen wird die radioaktiv verseuchte Riesenechse richtig ernst nehmen, wenn deren Kinoabenteuer nicht in ihrem Ursprungsland produziert werden. Das war schon 1998 so, als ausgerechnet Roland Emmerich seine total amerikanisierte "Godzilla"-Version (die allerdings wirklich ein ziemlicher Topfen war) in die Lichtspieltheater brachte, und das kündigt sich auch jetzt wieder an: Monsterbesessene japanische Godzilla-Fans machen sich schon anhand erster Promophotos online lautstark darüber lustig, daß der neue Godzilla im "Reboot" (als ob unser großer Freund solche modischen Ausdrücke bräuchte) viel zu dick sei und einen fetten Hintern habe. Ganz wie die Amis halt, mit ihrer ungesunden Ernährung.

Wir glauben trotzdem an den britischen Regisseur Gareth Edwards, weil er mit seinem Kinodebüt "Monsters" nicht nur eine bemerkenswerte Arbeit abgeliefert, sondern auch gezeigt hat, daß er was von überdimensionalen Wesen versteht. Außerdem gehört unter anderem Bryan "Breaking Bad" Cranston zur amerikanischen Star-Besetzung des neuen Streifens, das beruhigt uns gleich noch mehr. Also soll Godzilla ruhig zeigen, daß er der Menschheit auch diesmal wieder gegen noch bösere Monster hilft ... (ph)

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X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

(X-Men: Days of Future Past)

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Filmstart: 22. Mai

 

Der Autor dieser Zeilen hat zur Vorbereitung auf diese Rezension und den neuen Film ein paar hundert "X-Men"-Comics aus den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten gelesen - und muß sagen: teilweise wirklich gut geschrieben und schön inszeniert, aber kein Mensch kennt sich aus. Dieses Urteil trifft schön langsam auch auf das Marvel-Superhelden-Filmunwesen zu, das seit geraumer Zeit die Multiplexe dieser Welt unter seine Kontrolle bringt und immer noch mehr Milliarden einspielt. Great fun, aber ist das nicht alles ein ziemlicher Unfug, den man nur mehr versteht, wenn man mit den Comics, der Mythologie und den bisherigen Kinofilmen vertraut ist?

Jedenfalls: Das alte und das neue/junge X-Men-Team (wir wissen schon, das sind keine Superhelden, sondern Mutanten - danke, Marvel-Nerds!) kommen in diesem Crossover zusammen, Wolverine wird in die Vergangenheit geschickt, um vor einer Bedrohung in der Zukunft zu warnen, der deutsche Titel faßt das blöd unter "Zukunft ist Vergangenheit" zusammen, und es darf gekämpft, geonelinert, pubertiert, problemisiert und gespecialeffected werden. Professor Xavier wird von Patrick Stewart UND James McAvoy gespielt, Magneto ist Ian McKellen UND Michael Fassbender, die immer noch recht göttliche Jennifer Lawrence gibt Raven UND Mystique, und nur Hugh Jackman ist als Wolverine eine vorgegebene Konstante. Ach ja: Als Regisseur durfte der in solchen Angelegenheiten bewährte Bryan Singer diesmal 250 Millionen US-Dollar ausgeben - also schalten wir wieder einmal das Gehirn aus und lassen uns unterhalten. Es könnte Schlimmeres passieren. (ph)

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Kreuzweg

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Filmstart: 23. Mai

 

Die erste Szene ist eigentlich schon die beste: "Kreuzweg" beginnt mit einer Bibelstunde, in der unsichere Teenager mit den erzkonservativen Werten der Piusbruderschaft indoktriniert werden. Der Clou dabei ist, daß der Pfarrer kein verbitterter alter Mann ist, sondern ein junger, fescher Charismatiker. Regisseur Dietrich Brüggemann hat in der schwäbischen Provinz einen Film gedreht, der nicht nur zeigt, wie man eine reaktionäre Ideologie verführerisch verpacken kann, sondern auch versucht, die Anhänger dieser weltfremden Gesinnung ernst zu nehmen. Brüggemann setzt dabei auf eine strenge Form: Das selbst auferlegte Martyrium einer Nachwuchsheiligen wird in 14 an den Kreuzweg angelehnten Einstellungen erzählt. Obwohl der Film dabei mitunter dramaturgisch sehr dicht und auch manchmal komisch ist, schnürt er sich mit diesem engen Korsett schnell die Luft ab. Hängen bleibt vor allem das Overacting der biestigen Mutter, das den Film trotz guter Absichten doch immer wieder zur Satire werden läßt. (MK)

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Die Entführung des Michel Houellebecq

(L´enlèvement de Michel Houellebecq)

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Filmstart: 30. Mai

 

Unter Regisseur Guillaume Nicloux darf Ungustl Michel Houellebecq in "The Kidnapping of Michel Houellebecq" eine fiktive Version seiner selbst spielen. Lesen Sie, was Michael Kienzl dazu zu sagen hat.

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Außerdem im Lichtspieltheater


Wer Snowpiercer immer noch nicht im Kino gesehen hat, sollte dies schleunigst nachholen. Wem Grace Kelly schon viel zu lange nicht mehr von der Leinwand aus entgegengelächelt hat, der muß mit Nicole Kidmans Interpretation in Grace of Monaco die Wartezeit auf die nächste Retrospektive überbrücken. Was Forest Whitaker und Orlando Bloom in Kapstadt zu tun haben, erfahren Sie in Zulu. Und ob das neue Tom-Cruise-SF-Vehikel Edge of Tomorrow wieder so ein überproduzierter Zeitverschwender wie "Oblivion" ist, bleibt abzuwarten.

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