Kino_Solaris

Problemfilm mit Arsch

Der - ähem - äußerst trockene Zukunftsroman von Stanislaw Lem wurde bereits einmal verfilmt. Da man in den USA aber Regisseure wie Andrei Tarkowski nicht kennt, gibt es jetzt ein Remake. Von einem Regisseur, den man bei uns lieber gar nicht kennen will.    10.03.2003

"Solaris" hat ein Problem: Die literarische Vorlage stammt vom polnischen Technik- und Wissenschaftsphilosophen Stanislaw Lem und ist Uni-Lehrstoff. Vielleicht liegt es daran, daß sie so langatmig, langweilig und lang ist - genau das also, was Pädagogen so lieben. Lem selbst findet den Roman weniger gelungen, weil es ihm an Tiefe und Originalität fehlt.
Und dann kommt Hollywood bzw. Steven Sonderbergh, der Lem offenbar ebenso auf den Leim ging wie die Herren Professoren. Er verwendete den falschen Fuffziger als Grundlage für einen Film, aus dem man mit dem Gefühl rausgehen soll, etwas gelernt und etwas zum Nachdenken zu haben. Genau das verträgt sich mit Hollywood aber denkbar schlecht, wie jeder zugeben wird, der Verfilmungen der Brüder Karamasoff gesehen hat. So macht auch "Solaris" auf der Leinwand den Eindruck, als hätte Larry Flynt im "Hustler" einen Nachruf auf Mutter Teresa verfaßt und würde sich darin auf ihre sexy Unterwäsche konzentrieren. Man will ja dem Volk was bieten ...
Raten wir deshalb vom Film ab? Natürlich nicht. Breitwand, Raumschiffe, Dolby Surround, George Clooneys Hintern - tadellos. Man sollte "Solaris" nur keine Bedeutung verleihen oder ernsthaft über den Film diskutieren. Und falls Sie doch vom Gefühl des Etwasgelernthabens oder Nachdenkenwollens befallen werden, sollten Sie aufhören, immer nur "Hustler" zu lesen. Probieren Sie´s lieber mit Lems "Robotermärchen" oder "Summa technologiae". Die hat Steven Sonderbergh ganz sicher nicht gelesen ...

Reinhard Gantar

Solaris

ØØØ 1/2


USA 2002

99 Min.

Regie: Steven Soderbergh

Darsteller: George Clooney, Natascha McElhone, Viola Davis u. a.

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