Kino_Film-Tips Februar 2020

Klingen, Hütten, Unsichtbare

Hans Langsteiner und Peter Hiess führen Sie auch im neuen Jahr vorbei an belanglos gewordenen Strumpfhosen-Superhelden oder Popcorn-Generica. Geschmack und Forschergeist zahlen sich eben aus.    11.02.2020

EVOLVER-Redaktion

The Lodge

bereits im Kino

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Es war ein verblüffendes Debüt: Mit dem subtilen Horrorthriller "Ich seh, ich seh" stellten sich die frühere KURIER-Filmjournalistin Veronika Franz und ihr Neffe Severin Fiala über Nacht als ernstzunehmende Filmemacher vor. Zwei Zwillingsbuben, eine rätselhafte Frau, die vielleicht nicht ihre Mutter ist, ein kühl designtes Haus im Nirgendwo - mehr bedurfte es nicht, um atmosphärisches Grauen zu suggerieren; und eine Pointe am Ende gab´s auch noch. Das Problem des jetzt vorgelegten (und für die britischen Hammer Films produzierten!) Nachfolgers ist, daß er dem Erstling einerseits zu ähnlich ist, andererseits irgendwie im Nichts verrinnt. Wieder gibt es eine dysfunktionale Familie mit zwei Kindern und einer unberechenbaren Frau, abermals finden sie sich in der abgeschiedenen Einsamkeit eines verschneiten Anwesens (The Lodge!) wieder, und auch die Ton- und Bildsprache (kalt kadrierte Architekturdetails, starre Einstellungen über dunkel grummelnden Elektronik-Sounds) erinnert an den Vorläufer. Vieles ist gut gesehen und stimmig inszeniert, eine Sekten-Nebenhandlung bleibt entbehrlich, und doch: Eine Figur bricht ins Eis ein, eine wird langsam wahnsinnig, und irgendwann geht das Licht im Saal wieder an und man fragt sich: Das war´s jetzt? Ja, das war´s. Eine sanfte Enttäuschung.  (HL)

 

 

La Gomera

Kinostart: 14. 2. 2020

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Es ist hier leider noch immer ein Geheimtip, das neue Kino aus Rumänien. Dabei haben Regisseure wie Christi Puiu ("Der Tod des Herrn Lazarescu"), Cristian Mungiu ("Vier Monate, drei Wochen, zwei Tage") und Corneliu Porumboiu ("Der Schatz") nicht nur internationale Festivalpreise abgeräumt (das schreckt cineastische Blindgänger ja eher ab ...), sondern auch eine unverwechselbare Mischung aus Alltagslakonik und surrealer Verfremdung geschaffen, deren unterhaltsam-erhellende Hintergründigkeit gängigen Hollywood-Mainstream weit hinter sich läßt. Von Porumboiu stammt auch "La Gomera" - und siehe da: Auch dieses Werk ist ein verblüffender Instant-Hit, eine Mischung aus Polizeithriller, schwarzer Gaunerkomödie und schrägem Fast-Musical. Es geht um einen korrupten Polizisten, der hinter millionenschweren Mafiageldern her ist. Um die zu ergattern, muß er auf La Gomera die (tatsächlich existierende) Pfeifsprache El Silbo erlernen, was seine argwöhnische Vorgesetzte vollends stutzig macht. Als wäre die Story nicht schon bizarr genug, wird sie auch noch achronologisch erzählt und mit jeder Menge Filmzitaten von Hitchcock bis John Ford versetzt. Dazu gibt´s Musik von Iggy Pop bis Jacques Offenbach - und spätestens, wenn man sich zuletzt in einer Singapurer Lightshow, vor der Disneylands Kitschorgien blaß aussehen, wiederfindet, weiß man, was man am neuen rumänischen Kino hat. Dringende Empfehlung!  (HL) 

 

 

Brahms: The Boy 2

Kinostart: 20. 2. 2020

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Brahms heißt die Puppe. Und sie hat nichts mit dem Komponisten zu tun (auch wenn man dessen Büste sieht und das bekannte "Wiegenlied" schaurig ertönen hört), sondern ist die Porzellan-Nachbildung des verstorbenen Sohns eines Ehepaars, das auf diese etwas makabre Art seine Trauerarbeit verrichtet. Im ersten Teil von "The Boy" wird eine junge Frau als Kindermädchen für Brahms engagiert, entwickelt eine ganz besondere Beziehung zu der Puppe, nimmt scheinbar Übernatürliches wahr - und wird gegen Ende des mäßig grusligen Films mit der Wahrheit hinter dem gar nicht so wohlerzogenen Buben konfrontiert, die der geübte Horrorkenner schon einige Zeit ahnte.

Da im Kino keine gespenstische Puppe lang ruhen darf, wenn sie an den Kassen genug eingespielt hat, läuft nun mit "Brahms: The Boy 2" die Fortsetzung des Spukhausstreifens an, in dem eine neue Familie in das unheilvolle Haus einzieht. Prompt gräbt der Sohn im Garten den Titelhelden aus, und die ganze Geschichte geht von vorne los. Katie Holmes, die Ex von Tom Cruise und Jetzige von Jamie Foxx, gibt diesmal die Mutter, die bald mit dem Unheimlichen konfrontiert wird und sich über die Obsession ihres Buben Sorgen macht. Regisseur William Brent Bell versucht den (finanziellen) Erfolg von "The Boy" hier zu wiederholen, bringt aber wieder nur milden Horror nach Schema F zusammen, bei dem die unangenehme, durch die seltsame Puppe erzeugte Stimmung dem Wunsch, wieder einmal auf die Uhr zu schauen, nicht lange standhalten kann.  (ph)

 

 

Der Unsichtbare

Kinostart: 27. 2. 2020

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Der Autor dieser Zeilen hatte vor kurzem das Vergnügen, das Original von "Der Unsichtbare" von James Whale aus dem Jahre 1933 zu sehen. Die alten und immer noch guten Spezialeffekte, die unverkennbare Stimme des Titelhelden Claude Rains und die gekonnte Inszenierung dieser H.-G.-Wells-Verfilmung brachten ihn vor lauter Freude dazu, sich auch gleich alle fünf Fortsetzungen, inkl. "Der Unsichtbare trifft Abbott und Costello", anzuschauen - jeder zwar ein wenig schwächer als der Vorgänger, insgesamt aber immer noch brauchbar. Muß man diesen Stoff also neu verfilmen, zumal sogar der große Paul Verhoeven mit der Neuverfilmung des Stoffs unter dem Titel "Hollow Man - Unsichtbare Gefahr" (2000) mit Kevin Bacon nicht wirklich erfolgreich war? Anscheinend muß man, ja.

Da könnte man es als Kinobesucher und Freund klassischer Phantastikthemen aber wirklich schlimmer erwischen als mit den fast immer ins Ziel treffenden Blumhouse Productions und dem Regisseur Leigh Wannell, Drehbuchautor einiger "Saw"- und "Insidious"-Teile, der "Insidious 3" selber inszenieren durfte und auch mit dem Cyberpunk-Thriller "Upgrade" (2018) einen Achtungserfolg hinlegte. Diesmal wird die alte Geschichte - wenigstens auf den ersten Blick - als Beziehungsdrama gespielt, da Cecilia (Elisabeth Moss) mit einem brillanten, reichen Wissenschaftler (Oliver Jackson-Cohen) zusammen ist, der sich leider als ziemlich gewaltaffin erweist. Aber keine Angst, hier wird nicht exzessiv über toxic masculinity gefaselt, sondern nach bewährter Blumhouse-Methode Spannung geliefert. Cecilia entkommt dem Irren mit Hilfe ihrer Schwester, der Forscher bringt sich scheinbar um - und dann passieren in der Umgebung der Frischgetrennten unheimliche Vorfälle, von deren Realität sie niemanden überzeugen kann. In Anbetracht der Tatsache, daß man schon weiß, was kommt, ist die Geschichte vom "Invisible Man" diesmal wieder ganz gut gelungen.  (ph)

 

 

Knives Out

bereits im Kino

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Eine Villa, eine Party, ein Mord - das klingt nach Cluedo, ist aber wunderbares Kino. In “Knives Out" ermittelt Daniel Craig (James Bond) als Privatdetektiv in der amerikanischen Oberschicht und deckt düstere Geheimnisse auf. Erfahren Sie mehr in Katharina Schmidts Besprechung.

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