Kolumnen_Faction News 1/2007

Radioactive Pussy

Wozu Nachrichten manipulieren, wenn man sie gleich selbst erfinden kann? Die EVOLVER-Redaktion und ihre rasenden Reporter stürzen sich ab sofort wieder für unsere Leser ins Getümmel und berichten über Skandalöses und Blamables. APA war gestern ...    12.09.2007

Erfundene Geschichten sind eh die besten! Und weil sich der EVOLVER keine Nachrichtenagenturen leisten kann und will, müssen die Autoren die wichtigsten Entwicklungen und heißesten Trends schlichtweg selbst ersinnen. Das Ganze nennen wir dann "Faction" (= Facts + Fiction). Gegendarstellungen zu erfundenen Stories, deren Bezug zur Wirklichkeit rein zufällig ist, bringen wir trotzdem gerne!

EVOLVER-Redaktion

• Endlich auch für Christen: Mehrfachkonfessionen möglich


Die erste Reaktion lautet immer: "Das gibt´s doch schon!" So nahe liegt die Idee eines Pfarrers in einer kleinen Gemeinde in Niederösterreich: die Mehrfachkonfession. Um nur 75 Euro Beitrittsgebühr können interessierte Moslems, Juden, Hindus und die rund 25 Buddhisten des Ortes in die katholische Kirche eintreten. Der Geistliche hat vor allem die vielen im Landkreis lebenden Moslems in seinen Gottesdienst eingeladen und ihnen den Beitritt zur hier traditionellen Kirche empfohlen. "Das ist ein wertvoller Beitrag zur Integration, und ich halte mindestens zwei Religionen ohnehin für absolut zeitgemäß", sagt der Pfarrer auf Anfrage des "Faction"-Teams. "Ein Gott allein kann die individuellen Probleme der Menschen von heute doch gar nicht mehr lösen." Außerdem biete die Mehrfachkonfession argumentativ große Vorteile für Neulinge; schließlich könne man je nach Gesprächssituation moralische Leitlinien jeweils aus der Bibel oder dem Koran beziehen. "Kopftuch, Burka und Kruzifix - das ist doch eine ganz starke Symbolik für die Frau von heute", so der Initiator der Aktion, die in Kirchenkreisen höchst umstritten ist. Die gestiegenen Steuereinnahmen sprechen zumindest für die Mehrfachkonfession. Von einem Teil des Geldes soll ein Turm aus der Erde wachsen, der auch dem EINEN Gott gewidmet sein könnte ...

• "Google Talk"-Konversationen liegen offen


"lars, der scwulibert ist auf nächsten Party dran, wenn der nochma mandy angräbt, der pfeifensack."

"dz spinnst do ch"

";-)"

Solche Dialoge führen Chatter über Programme wie Skype, ICQ oder Google Talk. Ob Schmähkritik, gemeine Lästereien auf unterstem Stammtischniveau oder rassistische, sexistische und menschenverachtende Aussagen - immer gehen die Autoren davon aus, daß ihr Kommunikationsmedium flüchtig und sicher ist. Ein 16jähriger Hacker aus Ungarn beweist, daß das ein Irrglaube ist. Um die Konversationen von Google-Mail-Nutzern einzusehen, braucht Mihaly* lediglich den Benutzernamen des jeweiligen Chatters. Dann gibt er eine sehr lange Zeichenkombination in die Adreßzeile seines Browsers ein. Er nutzt die in die Google-Mail-Oberfläche eingebaute Chatbox, um auf die fremden Daten zuzugreifen. "Gut, daß ich nicht soviel deutsch verstehe", sagt Mihaly und führt dem erstaunten Verfasser dieses Artikels vor, was scheinbar enge Freunde über ihn austauschen. Ja, er sei auch schon auf die Idee gekommen, die Konversationen zu veröffentlichen. Aber lieber schicke er ausgewählten Chattern eine persönliche Mail. "Es ist kaum vorstellbar, wie freizügig beispielsweise Mitglieder einer österreichischen Regierungspartei vertrauliche Informationen von einem Parlaments-Account zum nächsten schicken." Mihaly hat von Google bereits ein Angebot zur freien Mitarbeit bekommen - doch dafür hätte er sein Studium an der Fachhochschule für Informationstechnik in Györ abbrechen müssen.

 

* Name von der Redaktion geändert

• Rapid Prototyping: Idealer Partner läßt sich modellieren


Mit Hilfe eines 3D-Printers läßt sich mittlerweile so einiges selbst basteln. Vor allem Bauteile und Werkzeug für Maschinen kann das so genannte "Rapid Prototyping" auf recht einfache und kostengünstige Weise erstellen. Ein japanischer Software-Hersteller hat nun ein Programm entworfen, mit dem Menschen auf der Grundlage ihrer eigenen Geschlechtsteile das ideale Gegenstück entwerfen (lassen) können. Nach Aussagen des Herstellers sollen auch Rapid-Labors in Deutschland und der Schweiz mit dem Programm namens "Yoko Koyo" ausgestattet werden. Einen Dildo oder eine künstliche Vagina aus Kunststoff und Harzen bekommen die Kunden bereits um 500 Euro. Dazu müssen sie sich allerdings vorher nackt in einen Scanner-Raum begeben, der ihre Maße nimmt. Den Rest übernehmen die Software und die Rapid-Prototyping-Rechner und -Drucker.

• Webstyle-Bumerang: Es kommt eben alles zurück!


Guillaume Santoni zeigt auf einen 27-Zoll-LCD-Monitor, auf dem eine dilettantisch programmierte Webseite zu sehen ist. Ein graublauer Pfeil weist blinkend auf ein sich langsam drehendes @-Zeichen. Pixelige Buttons bilden die Navigation eines dunkelrosa und aralblau gestalteten Internet-Auftritts. "Das, meine Damen und Herren, wird der Winter-Webtrend 2007/2008!" Retro - nun also auch im WWW. Santoni ist Kreativchef einer der größten Web-Agenturen Deutschlands, "immer auch mit dem Blick in die USA!" Seine Designer und Programmierer lassen sich derweil von den ersten Websites inspirieren, die Anfang bis Mitte der neunziger Jahre eine überschaubare Gruppe von Internet-Nutzern erreichen sollten. "Das ist sozusagen das Web 0.2 - weniger ist mehr." Die neue Bescheidenheit im Retrolook wollen nach Insider-Informationen unter anderem zwei große Automobilhersteller und ein fränkischer Sportartikelhändler auf ihren Produktseiten zeigen. "Besonders stilsicher sind im kommenden Web-Winter animierte GIFs, viele unterschiedliche sowie möglichst große Schriften und Tabellen mit plastischen, grauen Rahmen. PHP, Ajax und Co. brauchen wir für unsere kommenden Großprojekte jedenfalls nicht", sagt Santoni. Er selbst suche derzeit in Volkshochschul-Kursen "HTML für Anfänger" nach neuen Retro-Programmierern.

• Kesselwagen auf der Südbahn befördern schweres Wasser


Martin Niederegger schaut besorgt. Wenn er die kleinen Nachbarskinder neben der Bahnstrecke spielen sieht oder wenn die Kühe oberhalb der Trasse weiden, legt sich sein Gesicht in Falten. Der Grund für diese Befindlichkeit liegt neben ihm: ein graues Gerät, rund 30 Zentimeter lang, mit einer länglichen Meßsonde. Genauer gesagt sind es die Geräusche, die dieses Gerät gemacht hat, dreimal in den vergangenen fünf Tagen: "Ä ää ä ä ääääää ää." Der Geigerzähler des engagierten Umweltschützers Niederegger hat Strahlung gemessen - jedes Mal, wenn der Güterzug 23644 der ÖBB an seinem Solarhaus nahe Mürzzuschlag vorbeigefahren ist. "Da ist schweres Wasser in den Kesselwagen, ich bin mir sicher", sagt Niederegger. Seine Hände und die Halsschlagader zittern dabei. Auf Nachfrage des EVOLVER gibt ein Sprecher der ÖBB an, in den Kesselwagen werde Milch befördert, was bereits an der Aufschrift auf der Aluminiumwand der Waggons zu erkennen sei – "selbst für Bahnlaien". Es stimme zwar, daß der Zug auf seiner Reise von Osteuropa nach Ancona am tschechischen Temelin vorbei komme, doch daß das mit Plutonium verunreinigte Reaktorwasser des dortigen Atomkraftwerks auf Schienen abtransportiert werde, sei die "geradezu groteske Einbildung eines Depperten, einer Nervensäge!" Niederegger lacht über diese Aussage: "Wer nichts zu verbergen hat, wird auch nicht aggressiv." Er habe bereits versucht, alle Eltern und Bauern entlang der Strecke mit Flugblättern auf die gefährliche Fracht des täglich verkehrenden Zuges hinzuweisen. Nun wolle er mit Hilfe eines Bekannten ein Video vom Geigerzählerausschlag bei vorbeifahrendem Zug drehen. Wir zittern mit ...

Faction - die versteckten Dateien

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