Iron Maiden - The Final Frontier
EMI (2010)
John Murtrie/Iron Maiden Holdings Ltd.
Was waren das für Zeiten, als ein böser Reim, zwei simple Riffs und ein Monster noch zu einem echten Nummer-1-Hit taugten? Richtig: Es waren die späten 80er und frühen 90er Jahre. Und die sind jetzt wieder voll da - meint Manfred Prescher. 19.07.2010
Man kennt das ja: Langsam quält man sich aus dem Bett - und noch ehe man sich damit beschäftigen kann, mit Schwung und Elan in den Tag einzugreifen, wird man schon überrollt. Unter der Dusche, beim Rasieren, beim Frühstücken, im Auto: Immer hat man dieses eine Lied auf den Lippen, summt es vor sich hin, nervt damit die Umgebung. Dabei weiß man nicht mal, wie es dieses Miststück von Song überhaupt geschafft hat, die Geschmackskontrollen zu überwinden. In dieser Kolumne geht es um solch perfide Lieder.
Wir schreiben den 24. Dezember des Jahres 1990. Die ganze Welt wartet auf die Niederkunft des heiligen Windelbabys und steht ansonsten auf Rap, House und komische Eurodisco-Klänge. Die ganze Welt? Nein, ein paar ewig Langhaarige zelebrieren den Stromgitarren-Rock und versuchen so, die Vergangenheit zu bewahren. So viel Brauchtum kann durchaus Spaß machen - vor allem mit dem milden Blick der Gegenwart auf die vergangenen Jahre.
Und wenn man so bedenkt, was alles den Bach runterging ... Brit-Rock samt Oasis, HipHop, Techno, die sogenannte Hamburger Schule - "all dead and gone", um es mit Queen zu sagen. Wobei Mercury und Co. eben auch zu denen gehören, die praktisch, Freddies Zombie-Zustand im Plüschhimmel hin oder her, dermaßen unsterblich sind, daß der kleine Windelfurzer noch aus dem Stall heraus vor Neid zu plärren anfangen müßte. Ich stelle daher an dieser Stelle die These auf, daß besonders die etwas niederen, volkstümelnden Elemente jeder Trenddebatte trotzen und sich unter allen Zeitgeistern etablieren. Was nie ein Hype war, hat eine längere Haltbarbeit. Insofern stehen die Jungs von Iron Maiden, analog zu AC/DC oder den bei "Rock im Park" merkwürdig jenseitig wirkenden Kiss, auf einer evolutionären Stufe mit den Wildecker Herzbuben oder den Kastelruther Mehlspatzen, machen aber deutlich mehr Spaß.
Guter Poser-Hardrock war schon immer - und das bleibt auch für alle Zeiten so - bodenständig wertkonservativ. Und genau deshalb wirken die alten, gerade wiederveröffentlichten Remaster-Klassiker aus der wohl merkwürdigsten Ära der Pop-Historie erstaunlich zeitgemäß. Denn ureigentlich waren Songs wie "Bring Your Daughter To The Slaughter" schon anno Schnupftabak altmodische "models of yesteryear".
Das rasante Lied aus dem Album "No Prayer For The Dying" feiert gerade seinen 20. Geburtstag; es entstand im Juli 1990. Die Party zum runden Jubiläum verbringt der rüstige Rock-Stampf-Mitgröl-Hit in den Downloadcharts der Welt, wo er mit Kylie, Katy oder Justin Bieber locker mithält. Damals provozierte die Botschaft des Songs einen kleineren Skandal, und auch ich prangere das Slasher-Thema sogar heute noch an ... wo ich es doch schon seit Mareks oder Schimanskis Zeiten schlimm fand, wenn in Krimis Mädels so um die Ecke gebracht wurden, daß sie erst einige Zeit später im Leichenschauhaus wieder auftauchten. Sowas macht man nicht, vor allem, weil es doch auf der Welt genug böse Männer gibt. Gut, der Kleine da in seiner Krippe predigt, daß eigentlich niemand umgebracht werden soll, weil er das lieber selber macht. Aber Gevatter Hein gehört zur Musik, mindestens seit Big Bill Broonzy oder die Carter Family durch die Südstaaten zogen und den Menschen mit Moritaten Schauer über die Rücken jagten.
Übrigens war schon das Video zum Hit von Iron Maiden eine Klasse für sich. Es bestand zum Teil aus Filmmaterial von "The City Of The Dead", jenem schaurigen Opus, mit dem Christopher "Dracula" Lee den Horror der 60er Jahre einläutete. Das war schon cool. Und plötzlich fanden auch viele Menschen die Jungs um den Sänger Bruce Dickinson klasse, die sonst einen weiten Bogen um Schweiß, Leder und Eddie, das eklige Maden-Maskottchen machten. "Daughter" ist auch ein sehr guter Song, was sich zeigt, wenn man sich das neue Album der Band anhört. "The Final Frontier" erscheint übrigens am 13. August und ist ein eher fader Abklatsch der alten Zeiten. Die Fangemeinde wird's nicht stören, ähnlich wie die Anhänger eines Fußballklubs sind sie Leid gewöhnt. Daß von der Urbesetzung kein Mitglied mehr über ist, macht niemandem was aus. Schließlich ist selbst Erfolgs-Shouter Dickinson erst etwas später zur Band gestoßen.
Nach soviel altmodischem Rock wird es nächste Woche wieder Zeit für etwas Neues, nämlich die sehr netten I Am Kloot. Die Jungs aus Manchester beweisen immerhin, daß es im Recycling-Zeitalter noch frische Melodien gibt.
Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie auch Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER
Iron Maiden - The Final Frontier
EMI (2010)
John Murtrie/Iron Maiden Holdings Ltd.
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Kommentare_
Selten etwas so schlechtes gelesen...
Da schließe ich mich an. Sehr schlechter Artikel. "Zeitgeist" wird sich nicht so einfach zurückdrehen lassen. Wer musikgeschichtlich nur den Blurbs der Oberflächlikeit bedient, muss sich um Argumente und Fakten nicht kümmern, oder was?! Sehr peinlich!
Aha, "The Final Frontier" ist also ein fader Abklatsch der alten Zeiten und von der Urbesetzung ist kein Mitglied mehr in der Band? Iron Maiden füllen heute, über 30 Jahre nach ihrer Gründung, Stadien auf der ganzen Welt, haben 2009 den Brit Award gewonnen (um nur einen Award zu nennen), waren letztes Jahr mit ihrem Film "Flight 666" weltweit in den Kinos und das fehlende Ur-Mitglied heißt Steve Harris und spielt Bass in dieser Band. Dave Murray ist seit 1976 dabei. Also ein Jahr nach der Gründung Iron Maidens.
Schade, dass Leute, die sich nicht annähernd mit Iron Maiden beschäftigt haben, slche Artikel schreiben dürfen. Da hätte man besser einen Profi ranlassen sollen.
"Sauber" recherschiert und so bemüht formuliert - DANKE!!!
E.T.H
Drecks Artikel.
Wieso dürfen Hopper eigentlich Metal-Artikel schreiben oder wohl eher diktieren?
herrgott, bin ja nun wirklich kein ausgesprochener maiden fan, aber jeder der sich mit metal befasst, würde nichtmal ansatzweise maiden mit poser-rock in verbindung bringen. kann man den kerl wegsperren ;-) ? grausamer artikel von einem menschen ohne hintergrundwissen!
Ich glaube, das "Miststück der Woche" hat den Artikel verfasst, oder ;)? Mal so gar keine Ahnung von Maiden, Bro.