Kolumnen_Miststück der Woche III/Spezial

Die gute alte Zeit - Teil 4

Manfred Prescher ist auf Kur und heilt die Wunden, die die Zeit - oder was auch immer - ihm geschlagen haben. Zur Überbrückung hat er sieben Miststücke ausgewählt, die die Evolution der Kolumne seit 2005 repräsentieren. Dieses Mal: Laura Marling mit "Ghosts".    05.05.2014

Manche Dinge ändern sich einfach nie: Du wachst morgens auf - und noch bevor sich das Hirn einschaltet, singst du, daß du nur noch die Welt retten mußt oder daß Geld guat brenna tuat. Widerstand ist absolut zwecklos, das Miststück setzt sich in dir fest. Begleitet dich ins Bad, zum Frühstück und in den Job. Manchmal freust du dich, weil dir zufällig ein alter Bekannter durch die Denkmurmel stromert, manchmal ist es dir schlicht peinlich. Wer will schon gern über sieben Brücken gehen oder von Jürgen Drews in den Tag geleitet werden?

In dieser Kolumne geht es um hinterhältige und fiese Lieder, die sich in dir festsetzen.

Gerade habe ich beim zufälligen Durchforsten meiner Sammlung an lange nicht mehr gehörten Soundfiles Laura Marling wiedergehört. Es ist echt eine Tragödie antiken Ausmaßes, daß diese kleine Geisterbeschwörung niemand mehr auf dem Schirm hat. Klug, charmant und sehr nett ist dieses Lied. Gesungen von einer sehr begabten, damals gerade mal 18 Jahre jungen Songwriterin. Sehr melancholisch erzählt Marling vom Fahnden nach dem Geist der Liebe. Damals erinnerte mich der Text an den Film "Der Geist und Mrs. Muir", heute würde ich eher sagen, daß die Sängerin nach der großen, beseelten Liebe sucht. Das ist sehr romantisch und berührt in seiner Tiefe nicht nur Teenager. Es steckt viel universelle Wahrheit in diesem zauberhaften kleinen Lied.

Laura Marling: "Ghosts"

Weil dieses Lied so frisch ist wie ein Frühlingsmorgen auf einer irischen Wiese, verleiht ihm Manfred Prescher das Unbedenklichkeitssiegel des Öko-Pop-Verbandes. Wir gratulieren!

Zum Original-"Miststück"

Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie auch Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER

Manfred Prescher