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Unser "Miststück der Woche" feiert wieder einmal Jubliäum. Manfred Prescher hat lange überlegt - und für das 225. "Miststück" das Naheliegendste ausgesucht: er kürt die 50 Lieder, die das Mannsein in all seinen Facetten besonders gut beschreiben. Es folgen die Plätze 30-21. 18.03.2013
Manche Dinge ändern sich einfach nie: Du wachst morgens auf - und noch bevor sich das Hirn einschaltet, singst du, daß du nur noch die Welt retten mußt oder daß Geld guat brenna tuat. Widerstand ist absolut zwecklos, das Miststück setzt sich in dir fest. Begleitet dich ins Bad, zum Frühstück und in den Job. Manchmal freust du dich, weil dir zufällig ein alter Bekannter durch die Denkmurmel stromert, manchmal ist es dir schlicht peinlich. Wer will schon gern über sieben Brücken gehen oder von Jürgen Drews in den Tag geleitet werden?
In dieser Kolumne geht es um hinterhältige und fiese Lieder, die sich in dir festsetzen.
Lesen Sie hier den ersten Teil unserer Jubiläums-Ausgabe. Wir wünschen viel Vergnügen!
Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie auch Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER
30. The Raconteurs: Broken Boy Soldier
2006; Album: "Broken Boy Soldiers"
Jack White, der damals hauptsächlich die White Stripes unterhielt, erzählt vom verzweifelten Kampf eines Mannes, der die Schatten seiner Kindheit verlieren will. Er sagt, daß der Junge immer in ihm sein wird; das ist eine ebenso bittere wie klare Erkenntnis.
29. The Beatles: Helter Skelter
1968; Album: "The Beatles"
Verpackt in einen vermeintlich lustigen Text über einen Tag im Vergnügungspark, geht es um die Beziehung zwischen Mann und Frau: "Du willst nicht, daß ich dich liebe/Ich komme schnell runter, aber ich bin hoch über dir". Männer haben oft ein Problem, die richtige Mischung von Nähe und Distanz zu finden. Ach, ehe ich es vergesse: Auch Buddy Holly wußte übrigens schon, daß die Liebe einer Achterbahnfahrt gleicht. Hört nur sein wunderschönes "Rollercoaster".
28. Dean Martin: My Rifle, My Pony And Me
1958; Single: "Rio Bravo"
Das Lied ist das Erkennungsstück des witzigen Western "Rio Bravo", wo Dean Martin an der Seite von John Wayne und Ricky Nelson agiert. Er spielt den ständig besoffenen Dude - und singt uns ein Lied über die besten Freunde des Mannes: sein Pferd, das er zum Fliehen braucht, und sein Gewehr, das er benötigt, um allen möglichen Gefahren zu trotzen. Das Lied gibt´s auch als Duett von Dino und Nelson.
27. Jimmy Reed: Big Boss Man
1961; Album: "Found Love"
Das kennt man von Elvis Presley, aber auch das Original ist cool: ein Blues-Stück über einen mächtigen Mann. Solche Alphatiere halten die Welt fest in ihren einflußreichen Händen. Der "Big Boss Man" ist der Inbegriff des Führers und Lenkers; ihm gehört praktisch dieser Planet und alles, was darauf kreucht und fleucht. Aber er ist ... klein.
26. Stray Cats: Stray Cat Strut
1981; Album: "Stray Cats"
Kennt ihr noch Thomas O´Malley? Richtig, das ist der streunende Kater aus dem charmanten Disney-Film "Aristocats". Und genauso eine umtriebige und nachtaktive Gestalt besingen die Stray Cats in ihrem Rockabilly-Kleinod. Ja, so ein räudiger Kater steckt in jedem Mann - aber den Damen zum Trost sei gesagt, daß O´Malley letztlich Herz für und Treue zu seiner Duchesse bewies.
25. The Hives: Mad Man
1998; EP: "A.K.A. Idiot"
Männer tun oft verrückte Dinge und outen sich als wahre Knallköpfe. Auf der EP "A.K.A. The Idiot" beschreiben die schwedischen Rocker von The Hives den Werdegang vom bescheuerten Jugendlichen zum erwachsenen Idioten - in sechs biographischen Liedern zum Thema "männlicher Irrsinn".
24. Randy Newman: Big Hat, No Cattle
1999; Album: "Bad Love"
Der große, zynische Songwriter beschäftigt sich oft mit den negativen Seiten des Mannseins - siehe "In Germany Before The War" oder "The Girls In My Life, Pt. 1". Hier beschreibt er nun einen vermeintlich typischen Familienvater, der rückgratlos alle belügt und betrügt, der sich saft- und kraftlos in seiner Blödheit eingerichtet hat: "Big hat, no cattle/Big head, no brain/Big snake, no rattle/I forever remain".
23. Black Sabbath: Iron Man
1970; Album: "Paranoid"
Ein echter Superheld, dieser Iron Man: Im Hardrock-Monster von Black Sabbath reist er durch die Zeiten bis ans Ende der Welt. Dort mag es zwar auch nicht schöner sein als im Hier und Jetzt, aber das Lied beschreibt praktisch die unbegrenzten Möglichkeiten, die im Männlichen eben auch stecken. Ein Guter ist dieser "Eiserne" aber trotzdem nicht, weil er genervt ist von den Menschen und alles zu Bruch haut. Auf Grundlage dieses Songs baut auch ein echt guter Rap-Track von Sir Mix-A-Lot auf.
22. The Jam: Batman Theme
1977; Album: "In The City"
Die DC-Comic-Figur "Batman" ist ein einsamer Mann, der maskiert ist und ohne wirkliche Superkräfte auskommt. Er muß nachts öfter mal raus, aber nicht wegen übermäßigen Harndrangs, sondern weil er mal wieder die Welt oder Gotham City retten muß. Paul Wellers Jam toben durch das Stück, das in den 60er Jahren die Titelmelodie einer trashigen TV-Serie um den Fledermaus-Helden war. Das Lied gibt´s auch von den wesensverwandten Who.
21. The Sex Pistols: Liar
1977; Album: "Never Mind The Bollocks, Here´s The Sex Pistols"
Friedrich Nietzsche meinte: "Menschen lügen unsäglich oft" - Männer wahrscheinlich noch öfter. Eine aktuelle Studie sagt, daß wir ungefähr 200mal pro Tag die Unwahrheit sagen oder die Wahrheit verschweigen. Aber das ist sicher auch wieder nur eine Lüge ... Die Sex Pistols haben das allgemeine Geflunkere jedenfalls erkannt und uns einen Punk-Gassenhauer zum Thema hingerotzt: "You´re a liar". Sie stellen allerdings fest, daß es besser wäre, ehrlich zu sein und aufrecht durchs Leben zu gehen. Oder um es mit Konstantin Wecker zu sagen: "Wer sich fügt, der fängt bereits insgeheim zu lügen an." Mit einem Mythos kann ich übrigens auch aufräumen: Lügen haben manchmal durchaus lange Beine.
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