Print_Torn vs. Rohm

Fuck you!

US-Krimi-Autor Tom Torn hat anläßlich der Veröffentlichung von Guido Rohms "Blut ist ein Fluss" einiges zu sagen. Leider nichts Gutes ...    17.05.2010

Ich hätte es besser wissen müssen. Hätte wissen müssen, daß man diesen deutschen Nazibastarden nicht trauen kann. Der Kerl kam mir von Anfang an verdächtig vor. Grinste mich so seltsam an. Und jetzt? Schätze, daß ich mir einen Anwalt nehmen werde. Wir lieben Anwälte. Es gibt hier Leute, die sich mit nichts anderem beschäftigen. Das sind professionelle Kläger. Warum auch nicht. Von irgendwas muß man schließlich leben.

Wann hat das noch angefangen? Ich war damals in Europa. Es ging um meinen Roman "Der gute Polizist". Außerdem hatte ich gerade ein Drehbuch fertig. Ich hatte schon einige Interviews gegeben. Und dann tauchte plötzlich dieser Guido Rohm auf. Faselte davon, daß er auch Autor sei. Daß er meine Romane lieben würde. Spätestens das hätte mir verdächtig vorkommen müssen. Irrsinn beginnt immer mit Liebe.

Ich gab ihm ein Interview. Na, jedenfalls tranken wir einen über den Durst, und ehe ich mich´s versah, hatte ich seinen dubiosen Plänen zugestimmt. Und nun hänge ich als fiktive Figur in diesem Roman fest. Es gab schon erste Anrufer, die wissen wollten, ob ich wirklich existiere. Keine Ahnung, woher die meine Nummer haben. Andererseits ... Sie können mich gerne besuchen. Um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, ob ich tatsächlich nur Fiktion bin. Am besten, Sie kommen vorbei, wenn ich gerade meine Revolversammlung putze.

Wie bitte? Sie kennen mich nicht?

Ich heiße Tom Torn. Nehme an, die meisten von euch Arschlöchern haben schon einmal von mir gehört. Wenn nicht, dann kauft einfach meine Romane. Immer noch besser, als sich den Schrott von diesem Freak reinzuziehen. Wen ich meine? Na, wen schon? Diesen Guido Rohm natürlich, und seinen sogenannten "postmodernen" Noir-Roman, dieses abgedrehte Machwerk "Blut ist ein Fluss".

Fuck!

Will nur kurz anmerken, daß mein Roman "Dopeland" in ein paar Monaten bei euch erscheint. Und das Buch hat es wirklich in sich. Nicht dieser post-modrige Rohm-Scheiß. Nein, ein ehrlicher und schneller und vor allem harter Roman.

 

Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich hier schreibe. Ich muß mir einfach Luft machen. Es geht einfach nicht, daß so ein dahergelaufener Penner ankommt, einen abfüllt, falsch anlächelt und dann eiskalt in einen Roman packt. Wie eine beschissene Puppe.

Okay, ich gebe zu, ich habe das Ding nicht gelesen. Aber was soll man schon von einem Buch halten, das nur knapp 200 Seiten hat. Ich meine, hey, Verlagsimperien wie Random greifen so einen Dünnschiß nicht einmal mit spitzen Fingern an. Unter 400 Seiten geht bei denen gar nichts. Ist doch klar. Die wollen schließlich Geld verdienen. Literatur? Drauf geschissen. Andererseits, wer will schon bei Random landen? Ich für meinen Teil bleibe bei meinem Verleger Sam Grimm. Ich liebe diesen trunksüchtigen schwulen Bastard. Glaube ich zumindest. Irgendwie.

Sollte ich also demnächst wieder nach Deutschland kommen, dann kann sich dieser Rohm schon einmal auf eine gehörige Abreibung gefaßt machen. Ich schätze, daß er sich mit zehn gebrochenen Fingern nicht mehr so schnell an die Tastatur setzen wird. Zumindest wird er vorsichtiger sein mit dem, was er schreibt. Das hoffe ich jedenfalls für ihn.

So. Das war's schon. Bis demnächst in "good old fucking Germany".

 

Euer Tom Torn

Ins Deutsche übertragen von Ute Paulsen

Kommentare_

Alban Sturm - 20.05.2010 : 00.34
Meinen Glückwunsch! Die Werbung ist einwandfrei gelungen. Und Herr Torn konnte ganz nebenbei seine eigene Klientel beglücken, mit gewohnt erfrischender Artikulation.
Hart, aber herzlich: hier atmet jener wahre Pioniergeist, wie wir ihn kennen und lieben, von Hemingway bis Bush Junior. Ja, "lieben"! Wer behauptet denn, skrupulöse Europäer vermochten die rauhe Ursprünglichkeit viril-philosophischer Texte nicht zu würdigen? Schließlich gibt es - Gott sei Dank - auch hierzulande noch echte Männer. Urgesteine, die wissen, daß man bestimmte Leser tunlichst nicht mit Sätzen belästigen soll, die mehr als fünf Worte enthalten. (Hans Dichand, zum Beispiel.)
the doc - 20.05.2010 : 09.19
Lieber Herr Sturm! Ihr Kommentar ist ein hervorragender Beweis dafür, daß auch der Artikel - also Mr. Torns wütender Brief - einwandfrei gelungen ist. Eines Tages wird ein großer Regen kommen usw. ... Ihr Doc

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