Kolumnen_Breaking the News # 19

Hunde, die bellen, scheißen auch!

Auch der treueste Freund des Menschen hat eine Verdauung. In Wien sorgt diese Tatsache seit Jahrtausenden verläßlich für Aufregung - wie Ausgrabungen und Nachforschungen belegen.    31.03.2006

Die Verkotung der Straßen Wiens hat eine Geschichte, die so alt ist wie die Stadt selbst. Nachdem sich in jüngster Zeit jedoch entweder die Verdauung oder die Vermehrung der Wiener Hunde deutlich intensiviert hat, haben nicht mehr nur Neuankömmlinge aus der Provinz den Eindruck, daß die Sache zum Himmel stinkt. Diese haben die Bundeshauptstadt längst vom "Wasserkopf" zum "Scheißhaufen Österreichs" umgetauft.

Engagierte Wiener haben nun eine Anti-Hundekot-Petition samt dazugehöriger Homepage ins Leben gerufen. Millionen haben bereits unterschrieben. "Hochgerechnet sollte bereits Mitte April die Zahl der Unterschriften jene der täglich auf Wiens Straßen anfallenden Hundstrümmerln überschreiten", freut sich die Initiatorin. Offenbar sind die Wiener nach Jahrtausenden kaniner Verkotung nicht länger gewillt, der Ein- und Zuscheißung ihrer Stadt tatenlos zuzusehen.

Dazu passend erschien kürzlich ein populärwissenschaftlich gehaltenes Buch des Historikers Laurids Brigge unter dem launigen Titel "Alles, was die Wurscht ist". Brigge arbeitet darin die Geschichte Wiens aus der Perspektive des Hundstrümmerls auf. "2000 Jahre dokumentierte Geschichte der Stadt, das sind 2000 Jahre Hundstrümmerl", so Brigge. Schon die Sandalen Marc Aurels seien in original Wiener Hundswürste getreten. Der spätere römische Kaiser nahm´s jedoch entsprechend seiner philosophischen Ausrichtung mit stoischem Gleichmut.

Bislang wurde angenommen, das polnische Entsatzheer des Jan Sobieski hätte Wien bei der zweiten Türkenbelagerung befreit. Das sei nur bedingt richtig, meint dazu Brigge: "Überlieferten Augenzeugenberichten zufolge glitt Kara Mustafa in der Schlacht auf einem Hundstrümmerl aus und rammte sich dabei einen Pfeil in die Brust." Der Urheber der Verkotungsaktion erhielt von den dankbaren Bürgern der Stadt eine lebenslange Leibrente von einem Kranz Extrawurst am Tag.

Übler mitgespielt wurde da schon jenem Vizsla (ungarische Jagdhundrasse), der sich an einer magyarischen Magnatenverschwörung in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beteiligte - wie eine Episode in Brigges Buch schildert: Die geplante Erhebung flog auf. Das Tier wurde in Ketten durch die Innenstadt getrieben, mit glühenden Zangen gezwickt und schließlich "am Strang gehenkht, bis es sein elend Da-Sein beendet hatt". Noch am Galgen soll der Hund seinen Darm entleert haben.

Reinhard Ebner

Quelle: OPA (Obskure Presseagentur)

Redakteur: Reinhard Ebner


 

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