Kolumnen_Unerwünschte Nebenwirkungen
Handarbeit
Dr. Trash empfiehlt: Verzweifeln Sie nicht an der bösen Welt da draußen - auch wenn die offensichtlich immer dümmer und korrupter wird. Lesen Sie keine Zeitungen, schauen Sie keine Nachrichten, beziehen Sie Ihre Informationen lieber aus Quellen, denen Sie vertrauen. Dem EVOLVER zum Beispiel. Oder einer Romanserie über einen Mann, der sein Außenseitertum bewußt gewählt hat und sich gegen die Unbillen der Zivilisation wehren kann. Im Oktober 2006 ebenso wie heute noch ...
12.03.2008
Ich weiß schon lange nicht mehr, wie alles funktioniert. Mir wird das langsam zuviel, ich muß es ehrlich zugeben.
Man wird älter und begreift automatisch immer weniger (aber immer noch mehr als die meisten Jungen …). Und noch dazu geht man als Geistesmensch ungern aus dem Haus, weil da draußen ohnehin nur Nichtbegreifenwollende und Unbegreifliche herumlaufen. Und so wird die Welt immer weniger greifbar.
Zum Beispiel: Wie konnte es passieren, daß ehemalige BWL-Studenten und mittlerweile fertig ausgebildete Wirtschaftsverbrecher heute ganz schamlos die Welt der Kultur und der Medien kontrollieren dürfen? Daß Kreaturen, die wirklich von nix eine Ahnung haben, die Chefredakteurin einer Zeitschrift mit den Abschiedsworten "Sie arbeiten zu journalistisch" rauswerfen können? Oder daß in viel zu vielen Buchverlagen das Programm scheinbar von der Buchhaltungsabteilung in Kooperation mit dem Kantinenpersonal beschlossen wird? Wer hat diesen Leuten die Tür geöffnet? Und wie kriegt man sie wieder weg? WAS, BITTE, IST DA EIGENTLICH LOS?
Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wie es soweit kommen konnte oder was man gegen all diese Abscheulichkeiten tun kann. Ich weiß nichts vom wirklichen Leben und kenne mich nur in der Fiktion aus. Aber ich hätte gern ein Faktotum, das sich dieser Gangster und ihrer Greueltaten konsequent annimmt, ohne Rücksicht auf die aktuelle Gesetzeslage, die immer nur dem Dummen und Bösen recht gibt. Ich würde die schier endlose Liste meiner Feinde gern einem wie Handyman Jack in die Hand drücken ...
Jack ist ein U-Boot und lebt als Sammler von Popkultur-Trash anonym, ohne Sozialversicherungsnummer und Bankkonto, in New York. Er ist der Mann für alle Fälle und wurde Ende der 80er Jahre von F. Paul Wilson für den Roman "Die Gruft" (soeben in einer überarbeiteten Neuauflage im Festa-Verlag wieder erschienen) erfunden. Handyman Jack übernimmt die Fälle, bei denen die Polizei versagt - er sucht verschwundene Gegenstände, verhilft Betrugsopfern zu ihrem Recht, geht gegen böse Sekten vor und beseitigt Ritualmörder. Dabei hält er sich, wenn es notwendig und für die gerechte Sache ist, auch nicht immer ans Gesetz und braucht die Rechte der Täter nicht zu respektieren. Außerdem wird er im Laufe seiner Ermittlungen immer tiefer in mysteriöse übernatürliche Ereignisse verwickelt. Die anderen Handyman-Romane wurden übrigens bei Blanvalet (Random House) veröffentlicht; Festa wiederum brachte mit "Das Kastell" einen spannenden frühen Horrorroman Wilsons heraus. Darin kämpfen die Nazis gegen einen Vampir - oder umgekehrt.
Jedenfalls: Manchmal glaube ich dann doch wieder dran, daß es sowas wie Gerechtigkeit gibt.
Dr. Trash
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