Hiltgart Keller - Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten
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Reclam (Stuttgart 2005)
Ein Nachschlagewerk mit Unterhaltungswert? Kein Problem - mit dieser Einführung in ebenso faszinierende wie schmerzhafte Biographien biblischer Gestalten. 27.09.2005
Handbücher sind - vor allem im wissenschaftlichen Bereich - meist eher Zu- als Nachschlagewerke und führen damit den Namen eines Handbuchs ad absurdum. Eine löbliche und auch für Laien interessante Ausnahme sind da die tatsächlich handlichen und bewährten Hardcover-Reclams. Dazu zählt auch Hiltgart Kellers "Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten", bei dem es sich zwar um keine Neuerscheinung, aber um eine sorgfältig überarbeitete Ausgabe des 1968 erstmals publizierten Werks handelt.
Neben den kompakten Lebensbeschreibungen, für die die Bibel sowie Heiligen-Viten und Sammlungen wie die "Legenda aurea" als Quelle herangezogen wurden, fällt der kunstgeschichtliche Schwerpunkt ins Auge: Ergänzt wurden die Nacherzählungen, die auch unterschiedliche Varianten berücksichtigen, durch Hinweise auf Darstellungen in der bildenden Kunst und Veränderungen in der Darstellung im Lauf der Geschichte.
Ein Anhang widmet sich unter anderem der Tracht in den Darstellungen und bietet ein Verzeichnis der Attribute der Heiligen. Dabei kommt auch die eine oder andere Kuriosität zutage: So haben sich gleich drei Do-it-yourself-begeisterte Heilige den Bohrer zum Attribut gewählt. Eine Zahl, die jedoch deutlich übertroffen wird von jenen Schicksalsgenossen, die unter dem Stichwort "Glieder, abgehauene" zu finden sind. Gleich zwölf Heilige halten ein "Haupt in Händen". Ob’s das eigene ist?
Die selige Felicitas freilich gibt sich damit nicht zufrieden und hält "sieben Häupter im Schoß". Wie das zugegangen ist, läßt sich im entsprechenden Lexikoneintrag nachlesen: Es handelt sich um die Köpfe der sieben Söhne der christlichen Witwe, die unter Kaiser Antoninus vom Rumpf getrennt wurden. Wenn’s denn stimmt - einer anderen Darstellung zufolge wurde Felicitas samt ihren Söhnen gesotten.
Ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel unter Hunderten vergleichbaren, das zeigt, was die mitunter makabre Faszination von Heiligenlegenden ausmacht. Das weitgehend nach innen gewandte Leben von Kirchenvätern wendet sich bei anderen, die oft bewußt nach der Märtyrerkrone zu streben scheinen, konsequent nach außen: Hier geht es nicht um Bücherwürmer, die sich - wie der Heilige Augustinus - in "Bekenntnissen" selbst erforschen, sondern um Versuchungen und Martern, um Verstümmelung, Notzucht und Tod. Immerhin gibt es zwei Königswege in den Olymp der Heiligen - und wer es nicht bis zum kirchlichen Würdenträger bringt, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich schänden und schinden zu lassen.
All das wird freilich, dem Lexikonstil entsprechend, nur knapp ausgeführt und nicht im saftigen, mitunter fast lüsternen Detailreichtum mittelalterlicher Legendensammlungen. Im Vergleich zu anderen Werken, die das gleiche Thema bearbeiten, besteht ein großer Vorteil von Kellers Lexikon in der ungestörten Lektüre, die vergnügliches Stöbern ermöglicht, da man nicht durch ständige Querverweise auf andere Literatur unterbrochen wird und keinerlei Vorkenntnisse erwartet werden.
Hiltgart Keller - Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten
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Reclam (Stuttgart 2005)
Eine Autofahrt mit Thomas Fröhlichs neuem Hörbuch "Das Geheimnis des Illusionisten" ist gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich. Dennoch sei gleich einmal davor gewarnt: Der Ausflug ins Reich zwischen den Welten von Arthur Conan Doyle und Howard Philips Lovecraft kann teuer zu stehen kommen.
Eine ordentliche Portion Zombies und Geister, ein Rudel Werwölfe, eine Prise Vampirismus, das Ganze abgeschmeckt mit Blut und Gedärm und appetitanregend dekoriert mit Serienmeuchlern und Folterknechten: Das Ergebnis heißt "Horror" und ist das Filmbuch, auf das wir schon lange gewartet haben.
"Literatursalon im Gemeindebau" heißt eine Veranstaltung des Theaters Rabenhof. Große Namen aus der Schreiberzunft - wie Chuck Palahniuk - und unfade Literatur werden so vom 11. September bis zum 5. Dezember in einem Veranstaltungsreigen versammelt.
Horror, Thrill, Humor: Mit den sommerlichen Hörbuch-Tips spielen wir ordentlich Gefühlsklavier - und das insgesamt 1722 Minuten lang. Außerdem haben wir etwas zu verschenken. Aber lesen Sie selbst.
Auch ein Perry Rhodan hat gelegentlich Sex - aber von Verhütung keine Ahnung. Das Ergebnis des außerehelichen Gspusis ist der "Sternenbastard". Und der spielt die Hauptrolle in einer höchst unterhaltsamen Hörbuchserie.
Bereits zum zweiten Mal darf der EVOLVER zu einer Veranstaltungsreihe im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum, besser bekannt als "Narrenturm", laden. Freunde des Ab- und Jenseitigen werden auch diesen Sommer nicht zur Ruhe kommen.
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