Regina Maria Jankowitsch - Ich trete an!
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Ueberreuter (Wien 2005)
Auch wenn Volksvertreter beim Volk nicht sehr populär sind, soll es immer noch Leute geben, die es in die Politik zieht. Wie man antritt und dabei Erfolg hat, erläutert dieser Ratgeber. 14.07.2005
Fast hätte der Rezensent Regina Maria Jankowitschs Politratgeber
"Ich trete an!" niemals zu Gesicht bekommen. Der Grund war ausnahmsweise einmal nicht die säumige Post, sondern ein offenbar über die Maßen ergrimmter Hund, der - obwohl sonst Bücherfreund – die Paketsendung mit dem Buchexemplar zerfetzte und dessen Inhalt übel mitspielte. Womit einmal mehr bewiesen scheint, welch polarisierendes Betätigungsfeld die Politik ist.
Es ist hier wohl nicht notwendig, aus den zahlreichen Studien und Umfragen zum Thema zu zitieren, die zeigen, was für erbärmliche Figuren Politiker in den Augen der Bevölkerung sind. Dabei tut man den allermeisten von ihnen Unrecht. Die Rede ist hier nicht von jenen Berufspolitikern, die auf sicheren Pfründen in Regierung, National- oder Bundesrat und in ähnlichen Positionen sitzen, sondern von jenen Abertausenden Menschen in der sogenannten Provinz, die sich für ein mageres Taschengeld oder - noch häufiger - Gottes Lohn in ihren Gemeinden engagieren. Kaum einer der Fraktionsführer, Gemeinde- oder Ersatzgemeinderäte strebt tatsächlich nach einer politischen Karriere; die meisten dieser ohnehin berufstätigen Menschen wollen gestaltend tätig werden und erfüllen damit Funktionen, ohne die ein Gemeinwesen im ländlichen Raum nicht denkbar wäre.
Sie sind es auch, an die sich Jankowitschs Ratgeber für all jene, "die gewählt werden wollen", in erster Linie richtet. Damit bietet der Ueberreuter-Verlag in der ersten Jahreshälfte ein durchaus konträres Programm: Während die ehemalige "Presse"-Innenpolitikchefin Anneliese Rohrer die "Charakterfehler" der heimischen Spitzenpolitiker anprangert und sich in Podiumsdiskussionen zum Thema über Gelassenheitskünstler wundert, die bekanntermaßen destruktiven Persönlichkeiten mit neuerdings oranger Weste eine "konstruktive Persönlichkeit" bescheinigen, widmet sich Jankowitsch den Wegen zum Erfolg (wo man seine Charakterfehler dann ausgiebig ausbilden kann).
Zur Pflege derartiger Defizite rät sie allerdings - erstaunlicherweise - nicht. Wer sich hübsch machiavellistische Ratschläge erwartet - etwa, Ruf und Familie des jeweiligen Kontrahenten mit Stumpf und Stengel auszurotten -, wird enttäuscht: Brav werden hier die Vorzüge aufgelistet, die nach Meinung der Autorin einen guten Volksvertreter ausmachen. Die Partei steht dabei nicht mehr so im Vordergrund wie anno dazumal, sondern viel eher die Person des Kandidaten oder Amtsträgers. Wenn Ex-Bundeskanzler Alfred Sinowatz einst meinte "Ohne Partei bin ich nichts", so wirkt dies in unserer Zeit seltsam antiquiert. Heute tritt man mit Listen an, die sich selbstbewußt nach deren Gründern "H. P. Martin" oder "H" wie Hirschmann benennen - auch wenn das oft nur das Selbstbewußtsein eines Populismus-Clowns illustriert.
Jankowitsch zeichnet ein etwas anderes Idealbild von der Politik und fordert von jenen, die gewählt werden wollen, "Professionalität, Charisma und Glaubwürdigkeit". Gerade um letztere Eigenschaft etwas stärker in der politischen Szene zu verankern, würde man sich wünschen, daß ihr Buch auch von denen gelesen wird, die bereits gewählt wurden. Hier werden Werte propagiert wie "Respekt zeigen", "authentisch sein", "ehrlich sein", "Konsequenz in politischen Zielen" etc., die vielleicht mitunter mehr Wunschdenken als Realität sein mögen. Daß es um mehr als um die Vermittlung von Allgemeinplätzen geht, zeigt die Tatsache, daß sich Jankowitsch
unterschiedlichen Formen politischer Betätigung jeweils individuell annähert. Standesvertretung in einer Wirtschaftsorganisation ist schließlich nicht dasselbe wie der zunächst auf Maximalforderungen angelegte Aktionismus in NGOs oder Bürgerplattformen.
Gewürzt wird das Ganze mit Zitaten aus Interviews, die die Autorin mit bekannten Politikern geführt hat. So wird etwa Uwe Scheuch hier noch als FPÖ-Mann zitiert: "Wenn man eine Niederlage gut verarbeitet, ist das besser, als wenn man gleich mit einem Schwall von Erfolgen überschüttet wird." Warum das so sein soll, geht daraus zwar nicht hervor, aber es klingt in jedem Fall weise und abgeklärt. Und so gesehen haben Scheuch und die Partei(en), für die er steht, ja jede Menge persönlichkeitsbildender Erfahrungen gemacht.
Regina Maria Jankowitsch - Ich trete an!
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Ueberreuter (Wien 2005)
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