Stories_Plakativ: Public Enemy No 1 - Todestrieb/My Bloody Valentine 3D

Feindbilder und Valentinsgrüße

Glorifizierte Franzosen-Gangster buhlen um Sympathie - und durchgedrehte US-Bergwerker greifen nach über 20 Jahren wieder zur Spitzhacke, aber diesmal in 3D. Die dazugehörigen Plakate liefern den passenden Vorgeschmack ...    22.05.2009

Public Enemy No 1 - Todestrieb


Was wir sehen: Viel weniger provokant als das Plakat zum ersten Teil des Filmes zeigt dieses ein Triptychon, bestehend aus einem Porträt von Mesrine, der uns finster anschaut, einer Waffe und einer Collage, die Mesrine bei der Festnahme durch die Polizei zeigt.

Worum es augenscheinlich geht: Im zweiten Teil wird Mesrine also endgültig geschnappt?

 

Worum es tatsächlich geht: Mesrine ist inzwischen in Frankreich ein Medien-Star, getauft auf den Namen "Staatsfeind No 1". Zeitungen berichten über seine Raubzüge und Gefängnisausbrüche, und auch Mesrine selbst hat einiges zu erzählen, da er sich inzwischen als politisch Verfolgter fühlt. Die Schlinge um seinen Hals wird enger, die Staatsmacht bleibt ihm auf den Fersen ...

 

Zum Plakat: Langweilig! Hier wird wirklich nur grob abgehandelt, was im Film passiert. Im Gegensatz zum ersten Plakat, bei dem man sich fragt, was zur Hölle da eigentlich los ist, sehen wir hier ganz platt, daß Mesrine ein Gangster ist (symbolisiert durch die Waffe), böse ist und verhaftet wird - wie soll das unser Interesse wecken?

Sicher, das Plakat richtet sich vor allem an Menschen, die den ersten Teil kennen. Vielleicht ist es deshalb so unspektakulär; jemand, der "Mordinstinkt" nicht gesehen hat, wird sich den zweiten Teil nicht anschauen. Und jemand, der den ersten Teil kennt, geht womöglich unabhängig vom Plakat ins Kino.

Das Plakat ist sehr nüchtern, und leider wird die Idee, die beim ersten Teil durchschien - der Zeitungs-Look - nicht aufgegriffen und verstärkt. Im Hinblick darauf, daß Mesrine sich in seinen späten Jahren auch selbst in Szene gesetzt hat, hätte man hier sicher radikaler sein können und den Aspekt der Medieninszenierung gestalterisch einfließen lassen können, beispielsweise durch die Nutzung von Schlagzeilen und Zeitungsausrissen als gestalterisches Element.

Der Text auf dem Plakat ist zwar, für sich betrachtet, übersichtlich angeordnet, im Gesamtkontext ist das Poster aber sehr unruhig. Durch das Triptychon und die verschiedenen Textblöcke (Titel, Credits, Mitwirkende), die alle etwa gleich gewichtet sind, hat das Auge keinen Fixpunkt und irrt zwischen allen Elementen hin und her.

Immerhin erfahren wir vom Plakat, daß in diesem Teil Samuel Le Bihan mitspielt, der einigen aus dem grandiosen französischen Film "Le Pacte de Loups - Pakt der Wölfe" bekannt sein dürfte. Nicht nur im Vergleich zum "Mordinstinkt"-Poster handelt es sich hier um ein langweiliges und plattes Plakat. Der Film hätte garantiert mehr Stoff für Gestaltung geboten.

 

 

My Bloody Valentine 3D

Was wir sehen: Ein Mann (?) in einer Höhle mit Gasmaske und einem Kopflicht schlägt mit einer Spitzhacke auf uns ein. Er durchkreuzt dabei den Filmtitel "My Bloody Valentine 3D" und den Untertitel "Lass dir dein Herz brechen".


Worum es augenscheinlich geht: Blut, Rache, Liebe, gebrochene Herzen und den Fetisch Gasmaske.

 


Worum es tatsächlich geht: In der Kleinstadt Harmony verursachte einst der junge Bergarbeiter Tom Hanniger (Jensen Ackles) einen schrecklichen Unfall, bei dem vier seiner Kollegen umkamen. Einer überlebte, lag aber im Koma. Am Valentinstag ein Jahr nach dem Unfall erwacht Harry Warden (Richard John Walters) und rächt sich: Mit einer Spitzhacke tötet er 22 Menschen.

Zehn Jahre später kehrt Tom schließlich nach Harmony zurück - und mit ihm der Killer. Ist Tom wirklich so unschuldig, wie er vorgibt? Der Film ist das Remake von "My Bloody Valentine" aus dem Jahr 1982.

 


Zum Plakat: ganz schön brutal und beängstigend. Der Abgebildete hackt direkt auf uns ein; daß die Spitzhacke dabei im Vordergrund steht und leicht unscharf ist, zeigt plastisch, daß der Film in 3D präsentiert wird. Tatsächlich ist es verblüffend, welch enorme Tiefenwirkung das Plakat hat: Der Killer kommt aus dem Hintergrund fast sichtbar auf uns zugerannt, um uns anzugreifen. Die dramatische Höhlenbeleuchtung und der Schriftzug sind die einzigen farbigen Akzente - natürlich in (blut)rot. Die Schrift, der man einen 3D-Look verpaßt hat, glänzt metallisch und scheint geeignet für einen Horrorthriller.

Daß das Bild dabei völlig unblutig daherkommt, ist fast überraschend - in den USA ist der Film auf Grund von "graphic brutal horror violence and grisly images throughout, some strong sexuality, graphic nudity and language" R-rated und auch in Deutschland erst ab 18 Jahren im Kino zu erleben. Da das Plakat aber wohl im öffentlichen, FSK-freien Raum hängt, wurde hier die Brutalität extrem zurückgedreht. Die Plakate zu Tarantinos neuem Film kommen da schon wesentlich brachialer daher. Auch der Trailer zu "My Bloody Valentine" arbeitet eher mit brutalen Sounds denn ebensolchen Bildern.

Auf dem Plakat ist aber gut zu erkennen, daß es sich um einen Slasher-Film handelt, der im Zusammenhang mit einem Bergwerk steht. Die Geschichte kommt mir jetzt beim Aufschreiben recht hanebüchen vor; allerdings kann ich mir gut vorstellen, daß die 3D-Präsentation hier einen echten Kick versetzt. Ich werde mir den Film auf jeden Fall anschauen, auch wenn das Plakat mich nicht gerade in einen Rausch versetzt hat ...

 

 

 

 

 

C. Franziska Richter

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