Kino_Film-Tips 11/2007

It´s A Man´s World

Ganze Männer sind im November-Kino gefragt - ob im New Yorker Seventies-Drogenschmuggel, im unterwanderten Machtapparat des FBI oder in gar fernen kriegerischen Zeiten. Für halbe Portionen ist da wenig zu holen.    14.11.2007

Christoph Prenner

American Gangster

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Worum geht´s?

Um die wahre Geschichte des schwarzen Gangsterbosses und Schmugglerkönigs Frank Lucas, der im New York der frühen Siebziger das Drogengeschäft wider alle Usancen beherrschte. Und um seine nahezu legendäre Rivalität zu Detective Roberts, der ihm unermüdlich auf den Leib rückte - wohl wissend, daß ihn das Kopf und Kragen, zumindest aber Frau und Schlaf, kosten könnte und würde ...

 

Was kann man sich erwarten?

Eine Wiedergutmachungsoffensive der Herren Ridley Scott und Russell Crowe (hier als Polizist) nach ihrem unrühmlichen gemeinsamen Rosamunde-Pilcher-Ausflug "Ein gutes Jahr" - also etwas, das an das Testosteron-Stahlbad "Gladiator" heranzureichen vermag. Klarerweise ist es also auch wieder eine Man´s World, in die die beiden hier gemeinsam mit einem erneut erstaunlich effektiven Denzel Washington eintauchen, in diesem episch (zweieinhalb Stunden Laufzeit) angelegten Gangsterdrama, das in seinen besten Momenten durchaus auf Augenhöhe mit Genre-Klassikern wie "Scarface" oder "French Connection" zu bestehen weiß. Oscar-Anwärter, nehmen wir einmal an.

 

Wann geht´s los?

16. November

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 85 %

Links:

Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel

(Gone Baby Gone)

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Worum geht´s?

Ein kleines Mädchen verschwindet, scheinbar spurlos. Ein privates Schnüfflerduo wird zum Mißfallen des Polizeichefs von einer Tante der Kleinen auf den Fall angesetzt - und muß erkennen, daß bei der Geschichte noch einige andere Leichen im Keller liegen, unter anderem auch in dem der Junkie-Mutter des Mädchens.

 

Was kann man sich erwarten?

Eine weitere absolut grandiose Adaption eines finsteren Boston-Noir-Romans von Krimimeister Dennis Lehane. Das ist umso überraschender, da nicht wie bei "Mystic River" eine ausgewiesene Filmemacher-Koryphäe wie Clint Eastwood für die erneut kongeniale Umsetzung verantwortlich zeichnet, sondern ausgerechnet Ben Affleck mit seinem Regiedebüt - obwohl es laut IMDb angeblich auch noch einen frühen Kurzfilm mit dem schönen Titel "I Killed My Lesbian Wife, Hung Her On A Meat Hook, and Now I Have a Three-Picture Deal at Disney" (das Studio, das "Gone Baby Gone" übrigens tatsächlich finanzierte) gibt. Und da Affleck nicht nur für Regie und Produktion zuständig war, sondern auch fürs Script - und die männliche Hauptrolle noch dazu optimal mit seinem Bruder Casey besetzt hat -, muß man fast davon ausgehen, daß das kein Ausrutscher nach oben, sondern tatsächlich eine Herzensangelegenheit mit Potential auf Wiederholung für die einstige Hälfte von Bennifer ist. Wunder geschehen - und am schönsten ist´s, wenn man sie selber auf der Leinwand miterleben darf. Pflichttermin!

Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Filmbesprechung.

 

Wann geht´s los?

30. November

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 90 %

Links:

Die Legende von Beowulf

(Beowulf)

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Worum geht´s?

Um das verfilmte Epos rund um den Krieger Beowulf, der in einem Duell den Dämon Grendel besiegt; mit diesem Sieg allerdings den Unmut von Grendels Mutter erregt. Denn die ist nicht nur scharf, sondern auch heiß - auf Rache.

 

Was kann man sich erwarten?

Das alljährliche vorweihnachtliche Fantasy-Spektakel - das aber doch ein wenig anders ausgefallen ist als diverse Chroniken der Ringe. Regisseur Robert Zemeckis hat hier nämlich nicht nur Settings und Hintergründe, sondern ausnahmslos alles animiert (leider nicht so gewitzt wie Linklater mit seinen Rotoskop-Experimenten) - ja, sogar die realen Schauspieler, die dafür verpflichtet wurden. Wer Zemeckis´ potthäßlichen "Polarexpress" gesehen hat, kann sich denken, daß das nicht die beste Idee gewesen sein kann. Oder anders: Was nützen einem Schauspiel-Kapazunder wie Crispin Glover, wenn sie nur als hölzern wirkende 3D-CGI-Klötze durchs Bild wanken? Und wer will Angelina Jolie nackt sehen, wenn sie ohnehin nicht mehr ist als eine Wixel-, sorry, Pixel-Phantasie für IT-Nerds?

 

Wann geht´s los?

16. November

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 55 %

Links:

Enttarnt - Verrat auf höchster Ebene

(Breach)

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Worum geht´s?

Um einen Nachwuchsagenten, der ins FBI-Hauptquartier berufen wird, um dort einen altgedienten Spitzenmann (in der Funktion als dessen Assistent) als Doppelagenten zu enttarnen. Das Ganze beruht übrigens auf einer wahren Geschichte - der echte Robert Hanssen hatte den Russen einst unzählige Geheimdokumente zugespielt und den Tod mehrerer US-Agenten in Moskau verursacht.

 

Was kann man sich erwarten?

Einen wunderbar altmodisch anmutenden Agententhriller, wie er seit Robert De Niros "Der gute Hirte" offenbar eine Renaissance erlebt. Doch erst der beängstigend unnahbare Chris Cooper in der Hauptrolle macht diesen stets unruhig brodelnden, dabei aber nie explodierenden Film, diese Charakterstudie ohne Anspruch auf psychologische Innensicht, zu einem der Genre-Geheimtips dieses Herbstes.

 

Wann geht´s los?

30. November

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 70 %

Links:

Was sonst noch anläuft


Gefahr und Begierde

So etwas wie der Drehbuchzwilling zu Paul Verhoevens Zweiter-Weltkriegs-Spionagedrama "Black Book" - wenngleich auch mit den wesentlich deftigeren Sexszenen (die tatsächlich zum Besten gehören, was man auf dem Gebiet seit langem gesehen hat). Ang Lee kann´s eben doch noch. Lesen Sie dazu die ausführliche Besprechung im Rahmen der EVOLVER-Viennale-Berichterstattung.

 

Import Export

Jo mei, wos san de Leut grausig, garstig und gemein! Genau: Ulrich Seidl ist wieder mitten unter seinen lebenden Untoten. Lesen Sie dazu unsere Vorab-Besprechung.

 

Paranoid Park

Wie zuletzt schon bei "Elephant" und "Last Days" bietet auch Gus van Sants neuer Film atmosphärisch dahinfließendes, sich der Allmacht des beobachtenden Bildes (von Wong-Kar-Wai-Stammkameramann Christopher Doyle festgehalten) radikal unterordnendes Kunstkino, das sich dem Verlorensein von Heranwachsenden annähert. Lesen Sie dazu die ausführliche Besprechung im Rahmen der EVOLVER-Viennale-Berichterstattung.

 

Schwerter des Königs - Dungeon Siege

Durchaus aufschlußreich, wenn man einem sogenannten Filmemacher in einer Art Realexperiment dabei zuschauen kann, wie er tatsächlich lernt, Filme zu machen. Und wenn der Boll so weitermacht wie bei seiner "Dungeon Siege"-Verfilmung (die zumindest nicht mehr komplett für die Kino-Klärgrube ist), dann hat er spätestens 2018 auch einen wirklich brauchbaren Film gemacht. Toi, toi, toi, Uwe!


Free Rainer

Medienkritik für ATTAC-Erstsemester. Der ärgerlichste, platteste, peinlichste Film des Jahres. Da weiß man erst, was man an Uwe Boll hat. Und an Call-in-Shows auf "9 Live".

Links:

Kommentare_

FTS - 15.11.2007 : 21.55
Hallo?
Bin heute zufällig auf der Seite EVOLVER gelandet....Ihr habt ja AHNUNG von Kino! Hut ab. Soetwas bin ich in unserem Land nicht gewöhnt. Wollte das nur mal so allgemein los werden. Im Deutschen Film wird ja leider immer noch Unterhaltung mit Pädagogik verwechselt. Ist ja auch nicht verwunderlich, wenn er von Beamten gemacht wird. Werde eure Seute mal im Auge behalten.
Schöne Grüße
FTS
aus Bielefeld

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