Kolumnen_Na Mahlzeit!

Ein Päckchen für zwei Euro fünfzig

Nein, hier geht es nicht um aufputschenden Nasenstaub (so billig ist das Zeug ja doch noch nicht), sondern um schmackhafte und günstige Folienmenüs; eine kulinarische Köstlichkeit, die in der Zubereitung unerreicht einfach ist und in Sachen Geschmack so richtig auftrumpft.
In unserer EVOLVER-Serie erfahren Sie, wie man diese Mahlzeit (und die Gäste) ordentlich einwickelt.
   26.11.2010

Die Röstaromen steigen in die Nase, der Braten nimmt Farbe an, es duftet nach Rosmarin und Knoblauch, es brutzelt und dampft. Millionen Menschen schauen zu, das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen, aber sie riechen nichts. Noch nie wurde im Fernsehen so viel Gemüse gratiniert, Fisch filetiert und mit lässigen Sprüchen Fleisch flambiert. Nur zu Hause gibt's immer dieselben Fertiggerichte - und die schmecken fad und langweilig.

EVOLVER-Küchenchef Pascal Sperger unternimmt etwas dagegen: Tauschen Sie mit ihm Woche für Woche die Fernbedienung gegen den Kochlöffel und den medialen Kochshow-Overkill gegen richtiges Essen. Es wird Ihnen guttun. Und schmecken.

 

 

Heute: 3 Folienmenü-Rezepte

 

1. Schweinskotelett auf Paprika-Zwiebel-Karotten-Knoblauch-Gemüse und Petersilie

2. Lachsfilet in Weißwein-Knoblauch-Butter-Sauce mit Cocktailtomaten, Frühlingszwiebel und Thymian

3. Erdäpfelscheiben mit Ei, Edamer, Karotten, Champignons, Zwiebelwürfel und Petersilie

 

Zu Folienmenüs fallen einem gleich feuchtfröhliche Besäufnisse am Lagerfeuer und improvisierte Grillabende irgendwo in der Pampa ein. Warum die verpackten Fleisch-Gemüse-Kombinationen aber auch andernorts so beliebt sind, ist leicht erklärt: Zum einen braucht man dafür keinen Rost, zum anderen brennt in der Folie nichts an, und es trocknet auch nichts aus. Man kann in aller Ruhe beim Bier ins Tratschen kommen und das Gericht für zehn Minuten vergessen.

Zudem ergeben die Zutaten eine sehr intensive Geschmacksmischung und eine Sauce, die man lieber schlürfen als tunken möchte. Wenn im Winter bei grauem Himmel und feuchten Grillkohlen keine rechte Picknick-Romantik aufkommen will, gibt man die appetitlichen Päckchen einfach bei 220 Grad für 15 Minuten ins Rohr - und wird genauso glücklich.

 

 

1. Schweinskotelett auf Paprika-Zwiebel-Karotten-Knoblauch-Gemüse und Petersilie

 

Zutaten für ein Folienmenü:

 

1 Schweinskotelett, mariniert oder

unmariniert

1 Paprikaschote, rot oder gelb

1 kleine Zwiebel

1 große Knoblauchzehe

1 gehäufter TL Petersilie

eine Prise Salz und Pfeffer

2 EL Olivenöl

1 EL Honig

2 kleine Baguettes oder anderes Weißbrot

und natürlich: 3 x 60 cm Alufolie

 

Und so wird's gemacht:

 

Backrohr auf 220 Grad vorheizen und zwei der drei Alu-Folienstreifen auf einem Backblech bündig übereinanderlegen. Wer (wie der Autor) seiner Oma glaubt, der achtet darauf, daß die matte Seite der Folie nach außen zeigt. Angeblich hat eine Aluminiumfolie, ähnlich wie eine Rettungsdecke, nämlich zwei Seiten: eine zum Wärmeerhalt und eine zum Schutz vor Wärmestrahlen. Befolgen wir also  Großmutters Rat: matte Seite nach außen, verspiegelte nach innen.

 

Die Zwiebel fein würfeln. Die Karotten schälen und in rautenartige Blätter schneiden. Apropos rautenartiges Gemüse: Im Küchenlexikon findet man diese Schnitttechnik unter der Bezeichnung Losange. Das hört sich zwar geschwollen an, ist aber eigentlich ganz einfach und hat den Vorteil, daß es beim Anrichten einfach besser ausschaut.

So geht's: Die ganze Karotte in Längsrichtung auf das Schneidbrett legen, das Messer schräg - in einem Winkel von ca. 25 bis 35 Grad - ansetzen und dünne Rauten abschneiden. Für das Folienmenü sollten die Karottenscheiben circa einen halben Zentimeter dick sein. Die geschnittenen Karotten beiseite stellen.

 

Paprikaschote waschen, vierteln und entkernen; Samen und die weißen, bitteren Trennhäute entfernen. Die Viertel erneut der Länge nach halbieren und ebenfalls beiseite stellen.

Wenn der Knoblauch klein geschnitten und die Petersilie fein gehackt ist, sind die Vorbereitungen auch schon abgeschlossen. Die Zutaten müssen jetzt nur noch eingepackt werden und für zwanzig Minuten im Backrohr verschwinden.

 

Geschnittenes Gemüse und Petersilie auf die ausgebreitete Alufolie legen, mit Salz und Pfeffer würzen, den Honig darüber verteilen. Olivenöl dazugeben und alles mit der Hand vermischen.

Zutaten in der Mitte der Folie plazieren und leicht andrücken. Schweinskotelett salzen, pfeffern und auf das Gemüse legen. Drittes Folienstück drauflegen und leicht der Form anpassen.

Mit dem Einpacken beginnt man am besten an einer der Längsseiten. Zuerst einmal breiter umfalten (etwa vier Zentimeter breit), um anschließend das bereits gefaltete Stück erneut in der Mitte zu falten. Dabei die Folie entlang der Knicklänge immer gut festdrücken. Das Spiel wiederholt man solange, bis man sich knapp einen Zentimeter an den Inhalt herangefaltet hat. Anschließend dreht man das Paket um 180 Grad und faltet sich erneut an das Gargut heran. Die beiden schmalen Enden nimmt man sich danach vor, faltet sie aber genauso wie die Längsseiten zuerst breiter und dann schmäler ein.

Das ist keine Hexerei - man muß nur darauf achten, daß man alles gut andrückt, um das Paket "dampfdicht" zu machen. Ganz am Schluß die Paketecken etwas nach oben falten; das ist nämlich die neuralgische Stelle - wenn irgendwo was austritt, dann an den Ecken.

 

Bei 220 Grad für zwanzig Minuten ins Backrohr stellen und zuschauen, wie sich das Paket vom Dampfdruck aufplustert. Sobald die Zeit um ist, auf einen Teller legen und das Paket oben in der Mitte mit einem Messer aufstechen. Dabei darauf achten, daß man sich nicht verbrennt!

Dazu schmecken knuspriges Baguette, Langkornreis oder Farfalle.

 

 

2. Lachsfilet in Weißwein-Knoblauch-Butter-Sauce mit Cocktailtomaten, Frühlingszwiebel und Thymian

 

Zutaten für ein Folienmenü:

 

1 Lachsfilet (ca. 150-200 Gramm

schwer), frisch oder tiefgekühlt

1 Frühlingszwiebel

5-6 Cocktailtomaten

2 Knoblauchzehen

1 Stück Butter, walnußgroß

4 EL Weißwein

½ TL Thymian

Salz, Pfeffer

 

 

Und so wird's gemacht:

 

Backrohr auf 220 Grad vorheizen und zwei der drei Alu-Folienstreifen auf einem Backblech bündig übereinanderlegen.

Wie bei Folienmenü-Rezept Nr. 1: matte Seite nach außen, verspiegelte nach innen.

 

Das geht jetzt wirklich ganz schnell - das einzige, was zu schneiden ist, sind die Frühlingszwiebel und der Knoblauch. Zwiebel kurz unter Wasser abspülen, Wurzel knapp abtrennen und ca. einen Zentimeter vom oberen Grün entfernen. Dann Zwiebel auf ein Brett legen und mit schräg angesetzten Messer in etwas gröbere Rauten schneiden (siehe oben unter "Losange" oder animiertes GIF).

Der Knoblauch schält sich übrigens am leichtesten, wenn man zuerst den holzigen Ansatz abschneidet und anschließend das Messer flach auf der Zehe ansetzt. Dann kurz, aber nicht zu heftig, mit dem Handballen auf das Messer schlagen. Die Zehe soll leicht aufplatzen, aber nicht zu Mus zerdrückt werden. So sollte sich die Schale ohne Gegenwehr von der Zehe ziehen lassen.

Lachsfilet auf die Alufolie legen und nach Geschmack salzen und pfeffern. Die Butter mittig auf dem Lachs plazieren, Weißwein zugeben und geschnittene Frühlingszwiebel darüber verteilen. Zum Schluß den kleingehackten Knoblauch und die Cocktailtomaten rundherum und auf dem Fischfilet drapieren. Drittes Folienstück darüberlegen, leicht andrücken und einpacken wie oben beschrieben.

Für 15 bis 20 Minuten ins Rohr schieben, warten, entspannen und heiß genießen. Dazu schmecken knuspriges Baguette, eine Semmel oder auch Wildkornreis.

 

 

3. Erdäpfelscheiben mit Ei, Edamer, Karotten, Champignons, Zwiebelwürfel und Petersilie

 

 

Zutaten für ein Folienmenü:

 

4 kleine Kartoffeln

1 Ei

ca. 50 g Edamer

1 Karotte

7-10 Champignons

1 kleine Zwiebel

1 EL Petersilie

Salz, Pfeffer und eine Prise Zucker

2 EL Olivenöl

 

 

Und so wird's gemacht:

 

Erdäpfel schälen und in Scheiben schneiden, die ungefähr so dick sein sollen wie zwei übereinandergelegte 2-Euro-Münzen - nur nicht zu dick, da sonst die restlichen Zutaten schon durch und die Erdäpfel noch halbroh sind.

 

Champignons mit einer Küchenrolle, einem Stück Klopapier oder einem Papiertaschentuch vom Dreck befreien. Auf keinen Fall waschen, weil die Pilze das Wasser wie ein Schwamm aufsaugen und sich der Geschmack wortwörtlich verwässern würde - also nur trocken abreiben. Mit einem kleinen Messer den Stiel kürzen und halbieren. Zu den Erdäpfeln beiseite stellen.

Karotte schälen und vom oberen Teil etwa einen halben Zentimeter abschneiden. Mit einem großen Messer der Länge nach einen schmalen Streifen abtrennen, um eine sichere "Auflagefläche" für die weiteren Schnitte zu erhalten. Karotte anschließend auf die Schnittfläche drehen und in Längsrichtung in 5 mm dicke Stücke schneiden. Diese Stücke wiederum der Länge nach halbieren oder dritteln (je nach Dicke der Karotte) und in Würfel schneiden.

Petersilie kleinhacken; Zwiebel schälen und in mittelgroße Stücke würfeln; Ei in eine Tasse schlagen und leicht verrühren.

Anschließend alle kleingeschnittenen Zutaten auf der Alufolie durchmischen und mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen. Ei und Olivenöl gleichmäßig verteilen, Gemüsemischung in der Mitte zu einem kleinen Haufen zusammenschieben. Käse darüber verreiben und mit dem letzten Folienstück (wie oben beschrieben) einpacken.

 

Für 20 Minuten bei 200 Grad im Backrohr dämpfen. Dazu schmecken Essiggurken, Perlzwiebeln und sonstige saure Schmankerln. Als Getränkebeilage machen Sie am besten eine Flasche Bier ihres Vertrauens auf.

Prost. Mahlzeit.

Pascal Sperger

3 Folienmenü-Rezepte

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