Sicario
Filmstart: 1. Oktober 2015
Mit dem weißen Marschierpulver lassen sich Milliarden verdienen - und das nicht erst seit vorgestern, sondern seit einigen Jahrzehnten. Und der größte Abnehmer des Kokains aus Südamerika sind die Vereinigten Staaten, wo sicher nicht nur Importeure und Dealer, sondern auch ein paar hohe Poltiiker und "ehrliche" Geschäftsmänner an dem Handel mitverdienen. Gleichzeitig inszenieren die USA aber seit geraumer Zeit ihren verlogenen "War on Drugs", der ebenso zum Scheitern verurteilt ist wie ihr "Krieg gegen den Terrorismus" - weil warum: Die sozialen Verhältnisse, die so viele Amerikaner zu den white lines (und dem nebenbei mitgelieferten Heroin, ein paar Tonnen Marihuana, Crystal Meth und anderen Delikatessen) greifen lassen, schaffen die Amis selbst; ebenso wie sie die bösen Terroristen finanzieren, ausbilden und mit Waffen ausstatten, bevor sie sie dann medienwirksam "bekämpfen" (bis Putin kommt und in ein paar Tagen mit dem Unsinn aufräumt ...)
So, jetzt haben Sie wieder was gelernt, lieber Leser. Bei "Sicario" wird Ihnen das ohnehin nicht gelingen, weil der Streifen von Regisseur Denis Villeneuve ("Prisoners", "Enemy") zwar eine actionreiche Geschichte von der aktuellen Front im Drogenkrieg - dem mörderischen Mexiko - behandelt, sich aber sonst strikt an amerikanische Kino-Erzählkonventionen hält: Idealistische FBI-Agentin (Emily Blunt) ermittelt an der gefährlichen Grenze zwischen USA und Mexiko; undurchsichtiger Regierungstyp (Josh Brolin) soll mit einer neuen CIA-Truppe "aufräumen" (als hätte die CIA nicht erst Vertriebswege etc. für das Gift geschaffen); mutiger kolumbianischer Staatsanwalt und Mitstreiter (Benicio del Toro) hat wenig moralische Bedenken, weil er sich an den Drogenbossen rächen will. Was dabei herauskommt, überzeugt als Thriller durchaus, ist spannend inszeniert und gut gespielt - kann aber in Sachen Aufklärungsfunktion nicht mit den Polit-Thrillern der guten alten Seventies mithalten.
Wer ein bißchen mehr über die historischen Hintergründe erfahren will, sollte sich die neue Netflix-Serie "Narcos" anschauen, die den Werdegang des kolumbianischen Kokainkaisers Pablo Escobar dramatisiert und nacherzählt. Wie mittlerweile üblich, hat der Sender die zehn Folgen der ersten Staffel für "Binge-Watcher" auf einmal geliefert - und war zudem mutig genug, große Teile der Dialoge in spanischer Sprache zu belassen. Nichts für Untertitel-Gegner also, aber ein Fest für all jene, die wissen, daß TV-Serien Kinofilme nach wie vor in den Schatten stellen. (ph)
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